Dinslaken Vive l'amitié - Es lebe die Freundschaft

Dinslaken · Das Ensemble Vocal Oratorio d'Agen folgte einer Einladung des Madrigalchors Dinslaken. Am Montag hatten die Sängerinnen und Sänger ihren Auftritt beim Empfang im Dinslakener Rathaus.

 Das Ensemble Vocal Oratorio d´Agen und der Madrigalchor Dinslaken singen gemeinsam unter der Leitung von Christoph Scholz.

Das Ensemble Vocal Oratorio d´Agen und der Madrigalchor Dinslaken singen gemeinsam unter der Leitung von Christoph Scholz.

Foto: Kempken

Während die Sängerinnen und Sänger des Ensemble Vocal Oratorrio d'Agen bereits in Position auf ihren Einsatz warten, zieht der Madrigalchor Dinslaken noch in den Ratssaal ein. Einige der Chormitglieder singen sich dabei mit Klängen ein, die Renaissance-gemäß feierlich klingen. Die aber auch einer gewissen Komik nicht entbehren. Die beiden Chöre aus Agen und Dinslaken harmonisieren nämlich bestens miteinander, gerade wenn es um Alte Musik geht. Da aber nicht auch noch das passende Orchester zur Hand war, griff Madrigalchorleiter Christoph Scholz in die kreative Spielzeugkiste und ließ den instrumentalen Satz zu "Belle, qui tiens ma vie" von Toinot Arbeau (1589) mit Kazoos tröten.

Der gelungene Beginn eines gemeinsamen Programmblocks im Rahmen eines sehr musikalischen Empfangs der französischen Gäste im Rathaus Dinslaken am Montagabend war auch ein bezeichnender Moment dieses Chortreffens: Man spricht eine gemeinsame musikalische Sprache. Und man agiert in lockerer Atmosphäre. Dass einer solchen, gerade beginnenden, deutsch-französischen Freundschaft im heutigen Europa eine besondere Bedeutung zu kommt, war ein Schwerpunktthema in den Reden des zweisprachigen Empfangs.

"Es ist ein ganz großes Zeichen von Mut und Abenteuerlust, 1200 Kilometer zu einem fremden Chor zu fahren", erklärte Rathaussprecher Thomas Pieperhoff, der beim Empfang kurzfristig für den erkrankten stellvertretenden Bürgermeister Eyüp Yildiz einspringen musste. Theo Güldenberg vom Madrigalchor hatte den Chor vor eineinhalb Jahren einfach einmal angeschrieben, weil es Jahre zurückliegend eine enge Partnerschaft zu einem Vorgängerchor aus Agen gab - und das Ensemble Vocal unter der Leitung von Bernard Janssens hat nicht gezögert, das Freundschaftsangebot anzunehmen. Gerade auch in Hinblick des geschichtlichen Erbes, das beide Länder tragen: "Wir wissen, dass die Völker mittendrin die großen Opfer dieser Konflikte sind." Theo Güldenberg stimmte dem zu, sprach "die wachsenden nationalen Egoismen contra Europa" an. Die Konsequenz daraus für alle Beteiligten heißt: "Vive l'amitié" - "Es lebe die Freundschaft". Diese entwickelte sich, sei es beim Ausflugsprogramm, in den Gastfamilien, oder am Montag im Anschluss an den offiziellen Empfang.

Offiziell war der Empfang, aber auch sehr musikalisch. Neben den gemeinsamen Stücken, in denen sich Bernard Janssens und Christoph Scholz als Chorleiter abwechselten, stellte das Ensemble Vocal mit seinem eigenen Repertoire eine beachtliche Vielseitigkeit unter Beweis.

Ob a capella oder begleitet von Veroniqué Nash am Flügel - der Chor überzeugte mit Gospel und Alter Musik, Stücken von Fauré und Cherubini und einer vielstimmigen, lebhaften Version von "La mer".

Mit dem Trinklied "Tourdion" wurde der inoffizielle Teil des Abends eingeläutet, in dem nicht nur die Musik, sondern auch der an diesem Abend am häufigsten geäußerte Wunsch nachklang: "Möge diese Freundschaft weiterleben." Die Gegeneinladung ist schon ausgesprochen.

(bes)
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