Dinslaken Viele Augen sehen mehr als zwei

Dinslaken · Das Duisburger Jugenddokumentarfilm-Festival "doxs!" ist an einem ZDF-Projekt beteiligt, bei dem Jugendliche zusammen mit Filmemachern über mögliche Filmstoffe diskutieren. Auch Duisburger Schüler machen mit.

Dinslaken: Viele Augen sehen mehr als zwei
Foto: Atara Film

Zum dritten Mal begleitet das Duisburger Jugenddokumentarfilm-Festival doxs! die ZDF/3sat-Ausschreibung "Ab 18!" mit einem einzigartigen Stipendiatenprogramm für Filmemacher. Bei "doku.klasse" haben Dokumentaristen die Gelegenheit, mit Duisburger Jugendlichen "in einen kreativen Dialog über ihre Stoffe zu treten".

 "Stress" erzählt von jungen, traumatisierten Kriegsveteranen in der amerikanischen Stadt Pittsburgh.

"Stress" erzählt von jungen, traumatisierten Kriegsveteranen in der amerikanischen Stadt Pittsburgh.

Foto: Florian Bauer

Anhand von Exposés tauschen sich das potenzielle Publikum und die Filmemacher aus - noch vor Drehbeginn und Realisation der Filme. Für die Stipendiaten ist das eine Chance, die Themen und Sehgewohnheiten junger Zuschauer besser kennenzulernen und Potenziale in ihren Treatments zu entdecken. Die jugendlichen Teilnehmer wiederum sind direkt am künstlerischen Prozess beteiligt und erfahren aus erster Hand, wie filmisches Arbeiten funktioniert.

Florian Baron erzählt in seinem Exposé mit dem Arbeitstitel "STRESS" von jungen, traumatisierten Kriegsveteranen in der von Arbeitslosigkeit geprägten Stadt Pittsburg (USA). Der Berliner Filmemacher porträtiert seine Protagonisten bei dem Versuch, in ein normales, geregeltes Leben zurückzufinden - mit allen sichtbaren und unsichtbaren, körperlichen und psychischen Versehrtheiten. "Mein eigener Blick ist immer nur ein Blick von vielen. Das Gespräch mit der ,doku.klasse' ist eine wunderbare Gelegenheit, meine Perspektive mit den ganz eigenen Fragen dieser jungen Generation anzureichern", sagt Florian Baron.

Familiäre Verletzungen und ihre Aufarbeitung interessieren die zweite ausgewählte Stipendiatin, Rosa Hannah Ziegler, in ihrem Stoff "Was sagt mir Eleonore?" (Arbeitstitel). Die junge Filmemacherin, bereits 2015 mit ihrem jüngsten Film "A Girl's Day" auf dem Duisburger doxs!-Festival zu Gast, kehrt zu ihrer Protagonistin zurück. Sie diskutiert in der doku.klasse das Vorhaben, eine weitere Momentaufnahme dieser schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung zu dokumentieren: Ziegler begleitet die erste persönliche Aussprache der beiden.

Weit weg von Familie und Zivilisation führt der Stoff "Einmannland" (Arbeitstitel) von Kilian Helmbrecht. Er stellt in der doku.klasse ein persönliches Reisetagebuch seiner Auszeit auf der unbewohnten Nordseeinsel Scharhörn (Foto oben) vor.

Abgeschieden von den Annehmlichkeiten und Ablenkungen des regulären Alltags erforscht der Filmemacher als Vogelwart nicht nur die Ränder der Konsumgesellschaft, sondern auch die der eigenen Persönlichkeit.

An der doku.klasse interessiert Helmbrecht "die Chance, einen uralten Teil des Geschichtenerzählens wieder nutzen zu können: die direkte, wirkliche Verbindung zum Publikum während des Erzählens".

Die drei Stipendiaten werden nach Duisburg eingeladen, um ihre Exposés einem Publikum im Alter von 16 bis 22 Jahren vorzustellen. Im Falle einer Realisation durch ZDF/3sat werden die Projekte von den TeilnehmerInnen auch im weiteren Produktionsverlauf begleitet.

Das kommende doxs!-Festival, das vom 7. bis 13. November läuft, stellt nicht nur die neuen Stipendiaten vor, sondern als Festivalpremiere auch eine Produktion, die 2015/2016 an der doku.klasse partizipiert hat: "Freier Mensch" von Andreas Hartmann.

Im Zuge der neuen Kooperation mit Deutschlandradio Kultur wird Hartmann zudem ein Radiofeature zu diesem Stoff realisieren, das im Dezember 2016 erstmals ausgestrahlt wird. Sein Dokumentarfilm und alle weiteren Beiträge der "Ab 18!" - Reihe sind am 17. Oktober und 24. Oktober auf ZDF/3sat zu sehen.

Die doku.klasse ist eine Initiative des doxs!-Festivals in Zusammenarbeit mit der Filmredaktion 3sat, der Grimme-Akademie und der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen. Seit 2016 kooperiert auch Deutschlandradio Kultur mit der doku.klasse.

Zur Bewerbung aufgerufen waren alle FilmemacherInnen, die Stoffe für die ZDF/3sat-Ausschreibung "Ab 18!" eingereicht haben. Die Auswahl für das StipendiatInnenprogramm trafen die an der doku.klasse beteiligten Partner und Jugendlichen - unabhängig von den redaktionellen Entscheidungen über eine Realisierung der Projekte für eine TV oder Hörfunkauswertung.

(pk)
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