Dinslaken Viel Zeit für gute Gespräche

Dinslaken · Der Verein "Wunderfinder" hatt Obdachlose und Rentner, die in Armut leben, zur Weihnachtsfeier ins Johannahaus eingeladen. Neben einem ausgedehnten Festessen gab es auch eine Wunschzettelaktion.

 Der Verein "Wunderfinder" hatte eine Weihnachtsfeier für Bedürftige im Johannahaus organisiert.

Der Verein "Wunderfinder" hatte eine Weihnachtsfeier für Bedürftige im Johannahaus organisiert.

Foto: Heiko Kempken

In Hufeisenform sitzen an weihnachtlich dekorierten Tischen Menschen zusammen, die es nicht so gut haben. Nicht so gut wie der Großteil der Dinslakener Bevölkerung. Der mittlerweile in der gesamten Stadt bekannte Verein "Wunderfinder" hat Obdachlose und Rentner zu einer Weihnachtsfeier ins Johannahaus in der Altstadt eingeladen.

Im großen Raum des Johannahauses ist alles auf Weihnachten ausgerichtet: Weihnachtsbaum, Weihnachtsmusik und Adventsgebäck. Und mehr als 60 bedürftige Menschen, die gespannt auf ihr vorgezogenes Weihnachtsfest sind. "Viele unserer heutigen Gäste verbringen Weihnachten auf der Straße — ganz alleine", sagt Bianka Lakomski vom Verein "Wunderfinder". Der Verein hat es sich seit seiner Gründung im März dieses Jahres zur Aufgabe gemacht, Obdachlosen eine Perspektive und eine warme Mahlzeit zweimal in der Woche zu ermöglichen. "Gerade in der Weihnachtszeit ist es wichtig, dass wir uns auch um Obdachlose kümmern. Ein Gespräch kann da schon manchmal helfen", sagt Ludger Krey, ebenfalls im Vorstand.

Normalerweise ständen die beiden an einem Dienstagsabend um diese Uhrzeit am Bahnhof. Verteilten warmes Essen und Getränke sowie andere Spenden aus der Bevölkerung. "Wir wollen nicht nur Spenden verteilen, sondern mit den Menschen auch ins Gespräch kommen, denn oftmals haben sie keine Gesprächspartner mehr", sagt Bianka Lakomski. Diesmal hat "Wunderfinder" - entstanden aus einer Facebook-Gruppe und mittlerweile auf 55 Mitglieder angewachsen - die Bedürftigen also ins Johannahaus zu einem opulenten Festessen mit Krustenbraten, gefülltem Rollbraten und jeder Menge Desserts geladen. Eine seltene Gelegenheit für viele der Bedürftigen. Die Stimmung bei den Obdachlosen und bei den Helfern ist heiter. Es wird gescherzt und viel gelacht.

Was wünschen sich Obdachlose?

Horst, er lebt seit vielen Jahren auf der Straße, trinkt gerade seine dritte Tasse Kaffee, sein Gesicht eingefallen. Wie es ihm hier gefällt? "Für den Anfang ist es doch gut", brummt er und schiebt nach, dass er sich besonders aufs Essen freue. Bevor es aber ans Mahl geht, sollen alle Gäste auf einem Zettel ihre Wünsche an den Weihnachtsbaum, der hinten im Raum steht, heften. Was wünschen sich Menschen, die alles verloren haben, von denen manche suchtkrank sind und die nie mehr eine zweite Chance bekommen werden? "Gesundheit", "Clean zu werden", aber auch profanere Dinge wie einen "Schlafsack". Anfänglich, als der Verein die ersten Spenden am Bahnhof verteilte, sei die Skepsis bei den Obdachlosen groß gewesen, erinnert sich Lakomski. Schnell war sie gewichen. Bei der Weihnachtsfeier merkt man, die Obdachlosen und die ehrenamtlichen Helfe haben sich gut aneinander gewöhnt. Damit der karitative Verein weiter erfolgreich arbeiten kann, ist er auf Spenden angewiesen. So vergeht bei Essen und Gesprächen die Zeit. Dann stimmen Horst und die anderen Gäste ein Weihnachtslied an.

(D.B.)
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