Voerde Über Gott und den Glauben sprechen

Voerde · Pfingsten feiern die Christen das Fest der Entsendung des Heiligen Geistes. Doch etliche Menschen können damit nicht mehr viel anfangen. Für Markus Gehling kann man aus der Pfingstgeschichte lernen, christliche Identität zu verteidigen.

 Pastoralreferent Markus Gehling von der Pfarrei Sankt Peter und Paul.

Pastoralreferent Markus Gehling von der Pfarrei Sankt Peter und Paul.

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Das Pfingstfest, das am Sonntag und Montag begangen wird, ist in der christlichen Tradition veranket. Gefeiert wird das Fest der Entsendung des Heiligen Geistes am 50. Tag des Osterfestkreises, also 49 Tage nach Ostersonntag. In der Apostelgeschichte wird erzählt, dass der Heilige Geist am Pfingsttag auf die versammelten Apostel und Jünger herabkam, die sich zu jener Zeit gemeinsam in einem Haus aufhielten.

Ein Brausen war am Himmel zu hören, Feuerzungen erschienen und ließen sich auf die Anwesenden nieder. Diese wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begangen plötzlich, in fremden Sprachen zu reden. Obwohl es sich bei Pfingsten um ein christliches Hochfest handelt, können etliche Menschen damit nicht mehr allzu viel anfangen, da sie dessen Bedeutung kaum noch oder auch gar nicht verstehen. Folglich stellen die Pfingstfeiertage für so manchen ein verlängertes Wochenende dar und er freut sich über den zusätzlichen freien Montag.

"Pfingsten ist so wunderbar unkonkret", bringt Markus Gehling, Pastoralreferent der katholischen Pfarrei Sankt Peter und Paul Voerde, die Problematik auf den Punkt. Und er zitiert zur Verdeutlichung Bertolt Brecht: "Pfingsten sind die Geschenke am geringsten, während Ostern, Geburtstag und Weihnachten was einbrachten." Während Ostern für viele das Frühlingsfest ist, Weihnachten das Fest der Familie, so sagt Pfingsten all denjenigen, denen die eigene Glaubensgrundlage nicht so präsent ist, heutzutage kaum noch etwas.

Gehling weiß, dass viele Menschen sich unter dem Heiligen Geist wenig Konkretes vorstellen vorstellen können, sie wissen nicht, was es damit auf sich hat. Das drückt sich auch im Brauchtum aus. Denn während Weihnachten und Ostern reich an Bräuchen sind, gibt es nur wenige im Zusammenhang mit Pfingsten. Bekannt im ländlichen Bereich ist der Pfingstochse. Pfingstsonntag wird das Vieh das erste Mal auf die Weide getrieben. Dies geschieht in einer Prozession, angeführt vom herrlich geschmückten Pfingstochsen.

Für Markus Gehling hat Pfingsten als ursprüngliches Ereignis sehr viel mit der heutigen Situation von Kirche zu tun. "Wo gehen die Menschen noch raus, um die Botschaft zu verkünden? Sie sitzen - wie damals die Jünger - doch lieber in der Bude." Und wer sich auf den Marktplatz stellen und dort etwas von der christlichen Hoffnung erzählen würde, den würden die Passanten komisch anschauen. "Müssen wir Christen uns verstecken, den Glauben verinnerlichen, ihn zur Privatsache machen", fragt Gehling. Er ist überzeugt, dass die Menschen aus der Pfingstgeschichte lernen können, wie sie "ihre christliche Identität verteidigen, frei und offen über ihren Glauben in die Welt sprechen können".

Für die Menschen, so Markus Gehling, ist es einfacher, über Jesus Christus und Gott Vater zu sprechen, als über den Heiligen Geist. Jesus sei für viele Menschen fassbar, von dessen Person hätten sie klare Vorstellungen. Bei Gott Vater werde dies schon problematisch. Da tauche das Bild des alten, würdigen Herrschers auf. Oder etwas diffuser werde er als etwas beschrieben, das das Universum in Bewegung halte. Der Heilige Geist werde als die Kraft angesehen, die einen innerlich bewege und anrühre, die aber irgendwie nicht zu fassen und auch nicht in Worte zu fassen sei. Das Pfingstfest sieht Gehling als gute Gelegenheit an, dass die Menschen über ihre eigene Idee von Gott und ihren Glauben nachdenken.

(RP)
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