Dinslaken Täter nach Automatensprengung flüchtig

Dinslaken · In der Nacht auf Dienstag wurde an der Santander-Filiale im Zentrum von Wesel der Geldautomat gesprengt. Das Fluchtauto wurde im niederländischen Utrecht sichergestellt, die Täter sind weiter auf der Flucht.

Zerborstene Fensterscheiben, ein verwüsteter Vorraum und ein demolierter Geldautomat: Das sind die am Dienstagvormittag sichtbaren Spuren der Geldautomatensprengung der vergangenen Nacht. Dienstag um 3.07 Uhr schlugen die bislang unbekannten Täter in der Santander-Filiale an der Friedrichstraße im Stadtzentrum zu. Sie sprengten den Geldautomaten im Vorraum der Bank, der Knall muss laut Polizei "sehr, sehr laut" gewesen sein.

Nach der Tat flüchteten sie mit ihrer Beute in einem dunklen Audi, Modell A 6, in Richtung Autobahn 3. Wie die Polizei Wesel weiter bestätigt, versuchte die niederländische Polizei dann, am Grenzübergang in Emmerich, den Wagen zu stoppen - was aber misslang. Erst in Utrecht endete die Fahrt der Täter. Nach RP-Informationen bauten sie dort auf einer Kanalinsel in der Innenstadt einen Unfall und flüchteten. Eine eingehende Untersuchung des Wagens brachte keinen weiteren Sprengstoff zutage. Ein Sprecher der Weseler Polizei bestätigte lediglich, dass das Fluchtfahrzeug in Utrecht sichergestellt wurde, die Täter aber weiter flüchtig seien. "Wir werden in der Sache weiter eng mit den niederländischen Kollegen zusammenarbeiten", sagte der Sprecher, die Ermittlungen dauern an.

Wie viel Geld die Täter erbeuten konnten, ist unklar - es blieb jedoch nicht beim bloßen Versuch. Das geht aus der Statistik des Landeskriminalamts hervor. Demnach ist die Sprengung bereits die 13. in diesem Jahr am Niederrhein, in NRW wurden bislang 61 Fälle gezählt. Betroffen waren unter anderem Neukirchen-Vluyn, Krefeld, Duisburg, Kleve und Moers. Und jetzt auch Wesel.

Die Weseler Polizei vermutet die Täter im Umfeld der organisierten Kriminalität. "Für eine solche Tat ist Vorwissen nötig, da kommen eigentlich nur bestimmte Tätergruppen in Frage", sagte eine Sprecherin. Die Weseler Polizei ermittelt nun vor Ort, sichert Spuren und spricht mit möglichen Zeugen vor Ort. Danach gehen die Ermittlungsergebnisse an das Landeskriminalamt in Düsseldorf. Dort beschäftigt sich seit zweieinhalb Jahren eine Sonderermittlungsgruppe mit dem "Phänomen Geldautomatensprengung", wie Sprecher Frank Scheulen sagt. Der Grund: Auch früher gab es solche Sprengungen, seit einigen Jahren werden es aber immer mehr.

Dafür verantwortlich sind Scheulen zufolge drei verschiedene Tätergruppen. Zum einen gebe es eine große Gruppe professioneller Täter aus den Niederlanden (die wohl auch für die Sprengung in Wesel verantwortlich sind), etwa 250 Personen aus dem Raum Rotterdam/Utrecht. Diese benutzten für Anreise und Flucht hochmotorisierte Fahrzeuge, häufig Audis. "Die flüchtenden Täter sind schwer zu verfolgen", sagt Scheulen, "sie fahren schnell und rücksichtslos. Oft muss die Polizei die Verfolgung aufgeben, um keine anderen Autofahrer oder Beamten zu gefährden."

Zudem gibt es nach LKA-Erkenntnissen auch örtliche Gruppen, die mit unterschiedlichem Erfolg agierten. Wie Scheulen berichtet, habe man Ende 2015 eine solche Gruppe verhaften können. Auch Einzeltäter versuchten sich an der Masche. Auf verurteilte Täter warten Haftstrafen bis zu sechs Jahren. "Das ist kein Kavaliersdelikt", sagt Scheulen, "sondern gefährlich - für Menschen, die über den Filialen wohnen, für Passanten und für Einsatzkräfte."

Neben der Bündelung der Ermittlungen sei daher vor allem Präventionsarbeit gefragt. "Wir arbeiten landesweit mit Banken und Automatenherstellern zusammen, um Vorräume und Automaten sprengstoffsicher zu machen", so der LKA-Sprecher. Wegen der großen Zahl der Geldautomaten in NRW dauere dies jedoch lange. In der Weseler Santander-Bank laufen derweil Aufräumarbeiten. Gestern Morgen wurden die kaputten Scheiben ausgebaut. Wie ein Sprecher der Bank erklärte, blieb die Filiale den ganzen Tag geschlossen. "Der Sachschaden ist hoch, die Statik des Gebäudes glücklicherweise aber nicht betroffen." Schon heute soll die Filiale wieder öffnen.

Hinweise unter Telefon 0281 1070

(RP)
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