Dinslaken Sprechstunde mit Doktor Grimm

Dinslaken · Die Kreativen im Quartier luden Gastkünstler zum "Open House" ein.

 Alfred Grimm hängt die "Schwarzwaldklinik" an den Tropf.

Alfred Grimm hängt die "Schwarzwaldklinik" an den Tropf.

Foto: Fröhlich

"Dr. Grimm bittet zur Sprechstunde." Im weißen Kittel empfing er im Arztraum des Gesundheitshauses an der Hünxer Straße 374 Besucher. Keine Patienten, sondern Kunstinteressierte. Denn das Gesundheitshaus ist der Sitz des Kreativ.Quartiers und bei dem Herrn im weißen Kittel handelte es sich um Alfred Grimm. Die Kreativen im Quartier Lohberg haben sich für das Open House am Wochenende Gäste eingeladen, die jeweils einen Raum für Einzelausstellungen erhielten.

Grimm stellte im ehemaligen Arztzimmer aus. Und stattete dies stilecht aus: Mutter Erde hofft auf dem Gynäkologenstuhl auf Heilung von den Verletzungen, die ihr der Mensch zugefügt hat, die "Schwarzwaldklinik" hängt am grünen Tropf und ein aufgeschlagenes Buch wird blutig von OP-Zangen offen gehalten. Auch im Raum von Rainer Höpken liegt ein offenes Buch. Unlesbar geworden durch Wasser und Schimmelbefall lag es im Bauschutt der ehemaligen Zeche. Rainer Höpken bewahrte es auf. Und hielt es im Detail fotografisch fest. Die großformatigen Nahaufnahmen der Schönheit des Verfalls ließ er direkt auf graue Pappe drucken. Sie verleiht den Fotos eine matte Patina, die Farben wirken kunstvoll leicht entsättigt.

Duisburg im Bild zeigt Udo Buschmann: Der Bahnhof gehört zu den Anblicken seiner täglichen Pendlerfahrt, die er in Hunderten von Fotos festhielt. "Nur 0,5 Prozent des Fotomaterials habe ich weiterbearbeitet", erklärt er. Die Ergebnisse präsentiert er frei im Rahmen mit doppelten Glasscheiben. Sie sind den Fenstern der Regionalbahn nachempfunden. Es macht Sinn, Werke in verschiedenen Kontexten zu zeigen: Die Raumwirkung beeinflusst die Wahrnehmung. Buschmanns Rahmung wirkt bei der Hängung in Sechser-Feldern grafischer als es bei der Ausstellung in der Volksbank der Fall war. Aber vor allem lässt der leere, nüchterne Raum die Akte von Barbara Grimm geradezu frei aufatmen. Die expressionistischen Bilder brauchen ein sachliches Umfeld. Je mehr Platz sie haben, desto stärker setzen sie ihre Kraft frei.

"Ein blaues Wunder" erlebt man im benachbarten Atelier Freiart. Walburga Schild-Griesbeck präsentiert ein blaues Bild im antiken Goldrahmen. Der scheinbare Widerspruch von Alt und Neu löst sich wunderbar auf, ein wenig Goldfarbe auf der Leinwand verbindet die scheinbaren Gegensätze. Blau ist auch der Jeansstoff, aus dem Anja Lemm Taschen näht. Alte Hosen nimmt sie dafür gerne entgegen.

(bes)
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