Lokalsport Wohin führt der Weg des TV Jahn Hiesfeld?

Dinslaken-Hiesfeld · Nach dem angekündigten Rücktritt von Trainer Jörg Vollack stehen die Fußballer im Mühlendorf vor einer ungewissen Zukunft.

 Das Lachen dürfte ihnen vergangen sein. Harald Plank (links) und Jörg Vollack sind beim TV Jahn bald Geschichte.

Das Lachen dürfte ihnen vergangen sein. Harald Plank (links) und Jörg Vollack sind beim TV Jahn bald Geschichte.

Foto: Jochen Emde

Als erster legte Abteilungsleiter Thomas Bökelmann sein Amt nieder. Manager Harald Plank lässt sein inoffizielles Amt seit Wochen ruhen. Am Mittwoch gab der TV Jahn Hiesfeld bekannt, dass auch Trainer Jörg Vollack zum Jahresende freiwillig den Verein verlassen möchte. "Ich bin der Meinung, dass bei der bevorstehenden Neuausrichtung der Mannschaft derjenige die Richtung vorgeben sollte, der zukünftig in der Verantwortung steht", hieß es offiziell. Es stellt sich nun unfreiwillig die Frage, wer als nächstes die Lust bei den "Veilchen" verliert. Es ist wahrlich nicht auszuschließen, dass jetzt auch Spieler in der Winterpause dem TV Jahn den Rücken kehren - Hiesfelds Fußball-Abteilung steht bei der Gestaltung ihrer Zukunft vor entscheidenden Wochen.

Es ist kein Geheimnis, dass sich der Vorstand den aktuellen Kader, der sich in akuter Abstiegsgefahr befindet, in der nächsten Saison finanziell nicht mehr leisten will. Das Wort "Neuaufbau" geht im Mühlendorf um. Der Vorsitzende Dietrich Hülsemann schlägt aus Sparmaßnahmen einen neuen Weg ein: Er möchte in dieser Spielzeit die Klasse halten und dann mit jungen Leuten aus dem eigenen Nachwuchs und mit Kickern zu günstigeren Konditionen aus der Umgebung weiter in der Oberliga spielen. Das Vorhaben mit einem soliden Finanzplan verdient Respekt, doch er scheint mit sportlichem Erfolg kaum umsetzbar zu sein.

Es mangelt schließlich nicht nur in der Jugend oder in der zweiten Reihe des TV Jahn an Spielern, die in der fünften Liga wettbewerbsfähig wären. Ein Blick auf die Nachbarvereine zeigt, dass es auch dort an qualifiziertem Personal fehlt. Die Bezirksliga ist vermutlich die höchste Klasse, in der Dinslakener Talente momentan Fuß fassen könnten. Am Wochenende feiern und dazu am Sonntag Fußball in der Kreisliga A oder der Bezirksliga spielen- so sehen Samstag und Sonntag bei vielen Hobbykickern im Moment aus. Oberligazeiten mit ansehnlichem Sport wie früher beim VfB Lohberg, bei Dinslaken 09 oder auch in den vergangenen Jahren in Hiesfeld gehören in Dinslaken bald der Vergangenheit an. Wenn nun einmal das nötige Kleingeld für Externe - von den Trainingskiebitzen bei Erfolg umjubelt und in schlechten Zeiten auch in den Amateurklassen als Söldner verspottet - oder die Qualität des Nachwuchses fehlt, dann muss in der Stadt Breitensport statt erster Leistungssport beim Fußball akzeptiert werden.

Doch wird beim TV Jahn nun der Schnitt tatsächlich erst im Sommer oder bereits im Winter gemacht, um noch Ablösesummen zu kassieren? Angeblich sollen wechselwilligen Spielern erst Freigaben für andere Vereine zugesagt worden sein, die dann zurückgenommen wurden, weil die laufende Saison doch durchfinanziert sei.

Bei der Suche nach einem Nachfolger für Vollack spielt es eine entscheidende Rolle, mit welchem Personal der neue Trainer nach der Winterpause zusammenarbeiten wird. Keiner wird das Amt übernehmen wollen, wenn sich zum Beispiel Wechselgerüchte um Torjäger Danny Rankl (zum KFC Uerdingen) oder Dennis Hecht (Ratingen) halten. Der Vorstand muss schleunigst eine klare Entscheidung treffen, dann würde auch der bisherige Co-Trainer Thomas Drotboom sagen können, ob er Vollacks Nachfolger werden will: "Grundsätzlich kann ich mir das vorstellen. Aber ich muss zunächst wissen, wie die Konstellation der Mannschaft aussieht. Wenn vier oder fünf Spieler gehen, ist der Klassenerhalt nicht zu stemmen und es wäre ein Farce, sich an vorderster Front an die Seitenlinie zu stellen und jeden Sonntag die Hütte voll zu kriegen. Wenn man für Rankl eine immens hohe Ablöse erhielte, die dem Verein weiterhelfen würde, wäre dies noch einigermaßen nachvollziehbar. Aber ich mache den Job nicht, wenn die Mannschaft im Winter auseinanderbricht."

Sollte der TV Jahn im Sommer absteigen, dann will Hülsemann die Mannschaft auch in der Landesliga mit jungen Leuten komplett neu ausrichten. "Wenn uns Sponsoren dann wegbrechen, ist es eben so. Wir sind gut beraten, sorgfältig zu überlegen, wohin unser Weg führen soll", meint der Vorsitzende, der bekanntlich den VfB Lohberg als Kooperationspartner in Zukunft mit ins Boot nehmen will. "Das Klima zwischen dem TV Jahn und dem VfB war noch nie so gut wie jetzt. In den Gesprächen war es ein ganz unproblematisches Umgehen", betont Hülsemann und berichtet, dass sich beide Vereine wechselseitig ihre Anlagen bei Bedarf zur Verfügung stellen wollen.

Doch wie undurchsichtig es derzeit im eigenen Verein bei Fragen zur ersten Mannschaft zugeht, beweist das Folgende: Während Hülsemann davon spricht, dass sich neben dem Technischen Leiter Klaus Kohaupt auch Harald Plank an der Suche nach einem neuen Trainer und der Neuausrichtung beteiligt - "auf Haralds Erfahrung können wir nicht verzichten" - erklärt Plank: "Ich bin beim Fußball in Rente gegangen."

(gaa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort