Lokalsport MSV-Retter Chanturia: "Wir packen jetzt auch die Relegation"

Niederrhein · Giorgi Chanturia schoss den Duisburger Zweitligisten zum Sieg gegen Leipzig und in die Relegation gegen die Würzburger Kickers.

Der King war sauer. 63 Minuten waren in der Duisburger Arena gespielt, als Giorgi Chanturia einmal mehr vergessen zu haben schien, dass Fußball ein Mannschaftssport ist. Der Georgier übertrieb es mit dem Dribbling, übersah den besser postierten Kingsley Onuegbu. Zwölf Minuten später machte es Chanturia wieder alleine. Doch sein atemberaubendes Dribbling riss diesmal die Fans des MSV Duisburg von den Sitzen, sein Treffer zum 1:0 (1:0) über RB Leipzig sicherte dem Zweitligisten die Relegationsspiele gegen die Würzburger Kickers.

Chanturia riss sich nach seinem Geniestreich das Trikot vom Leib, kassierte dafür die schönste gelbe Karte seiner Laufbahn und nach dem Spiel ließ er keinen Zweifel daran, dass er den MSV mit diesem Tor gerettet hat. "Wir packen jetzt auch die Relegation. Ich halte immer meine Versprechen."

Die Spieler gaben auf dem Rasen alles, abseits des Platzes lagen vielerorts die Nerven blank. Das Handynetz war überlastet, die Ergebnisse von den anderen Plätzen erreichten oft nur schleppend die Smartphones. "Mir schlotterten die Knie", gestand Torwart Michael Ratajczak. Bereits am Samstag hatte "Rata" das Handtuch geworfen. Nach einer kurzen Trainingseinheit wusste der Keeper, der an einer Knöchelverletzung laboriert, dass er das Fitnessrennen nicht mehr gewinnen konnte. Nun versuchen die Physios, Ratajczak für die Relegationsspiele fit zu bekommen. Auch Victor Obinna wollen die Mediziner für die Würzburg-Spiele hinbekommen. Baris Özbek, der ebenfalls zuletzt mit einem Muskelfaserriss auf Eis lag, könnte auch in der Relegation wieder ins Geschehen eingreifen. Auch bei Onuegbu müssen die Fitmacher in dieser Woche Hand anlegen. Wie der King hinterher gestand, ging er verletzt ins Spiel - ein Muskel in der Hüftbeuge bereitete Probleme.

Marcel Lenz erhielt am Samstag die Nachricht, dass er im Tor stehen würde. Der 25-Jährige ging bewusst cool in die Partie. "Dafür bin ich da. Und es ist am Ende ein Spiel wie jedes andere", so Lenz, für den es natürlich kein Spiel wie jedes andere sein konnte. Ein Jahr lang keine Spielpraxis bei den Profis, dann auch noch ein Match, das für den MSV existenziell war. Am Ende hielt Lenz den Kasten sauber, wenngleich Leipzig in der Offensive nicht den gefährlichsten Tag erwischt hatte. Klub-Ikone Bernard Dietz hofft, dass die Duisburger auch in der Extraschicht gegen Würzburg Herr der Lage sind. "Ich bin bei den beiden Relegationsspielen nicht da, drücke aber am TV die Daumen." Der Vizepräsident weilt am Freitag, wenn der MSV auswärts bei den Kickers ran muss, bereits auf DFB-Einladung anlässlich des Pokalendspiels in Berlin.

Beim Rückspiel am Dienstag gegen Würzburg fiebert Dietz mit Ehefrau Petra auf Usedom mit. "Der Urlaub", sagt er, "war lange vorher gebucht."

(D.R., tt, sven)
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