Dinslaken Skandal: SPD und Verdi kritisieren Postbank

Dinslaken · Der Ärger über die immer wieder geschlossene Postbank-Filiale am Berliner Tor, die für die meisten Weseler das Hauptpostamt ist, sorgt in Wesel für Gesprächsstoff - auch in den sozialen Medien.

Die Berichterstattung der RP über die unhaltbaren Zustände und die Wut der frustrierten Kunden, die entweder bis zu 90 Minuten in der Schlange warten müssen oder plötzlich vor verschlossenen Türen stehen, hat die SPD-Ratsfraktion gestern zu einem Schreiben an den Postbank-Aufsichtsrats-Vorsitzenden Frank Strauß veranlasst. Darin beklagt Fraktionschef Ludger Hovest, dass sich das Weseler Postbank-Finanzcenter zur "Skandalfiliale der Bundesrepublik Deutschland" entwickelt habe. "Wie Sie die Kunden in Wesel behandeln, spottet jeder Beschreibung", redet Hovest Klartext. So treibe die Postbank vorsätzlich treue Geschäftspartner und Privatkunden in die Hände anderer Anbieter. Und dann bricht der ehemalige Gewerkschaftssekretär eine Lanze für die "bedauernswerten zwei oder maximal drei Leute", die "bis zur Erschöpfung und darüber hinaus" arbeiten würden.

Diese Einschätzung teilt auch Frank Fassin, Experte für das Bankwesen bei der Gewerkschaft Verdi in Düsseldorf. "Wir wissen, dass bei der Postbank regelmäßig mehrere Filialen wegen Personalmangels schließen müssen", sagt Fassin im RP-Gespräch. Die Postbank tue bei der Personalbemessung so, als würde nie jemand ausfallen. "Für die Beschäftigten ist es besonders schlimm, weil sie von verärgerten Kunden zum Teil wüst beschimpft werden und dadurch am Ende krank werden." Fassin sieht für dieses "menschunwürdige System" den Vorstand der Postbank in Bonn in der Verantwortung. Zusammen mit den Betriebsräten protestiere man regelmäßig gegen die aktuelle Situation. Da vertraglich geregelt sei, dass die Postbank die Versorgung der Bevölkerung mit Postdienstleistungen sicherstellen müsse, fordert Fassin die Bundespolitik zum Handeln auf.

Und was sagt die Postbank? Ralf Palm, der gestern in Bonn den Weseler Artikel auf den Tisch bekommen hat, sagte: "Nach wie vor verzeichnen wir in Wesel einen unerwartet hohen Krankenstand durch langzeiterkrankte Mitarbeiter und hinzugekommene kurzfristige Erkrankungen." Diese Ausfälle hätten dazu geführt, dass man trotz aller Anstrengungen das Finanzcenter in der Vergangenheit und auch in dieser Woche temporär schließen musste beziehungsweise müsse. Nun sei zu hoffen, dass sich die Situation durch die Rückkehr von erkrankten Mitarbeitern entspannen werde. Katja Neumann beklagt auf Facebook: "Das ist eine Unverschämtheit, ohne Ankündigung nicht zu öffnen oder einfach zu schließen. Zumal die Wartezeit ja schon lang genug ist, weil nur zwei Schalter besetzt werden. Die Post spart an allen Ecken, besonders an Mitarbeitern." Xalo Veysel schreibt: "Mir sagte gestern ein Mitarbeiter der Post, dass sie zu wenig Arbeitskräfte haben...Ich hab' mich sofort als neuer Mitarbeiter angeboten...."

(kwn)
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