Unsere Woche Seit 20 Jahren schreibt die Freilicht AG Erfolgsgeschichte

Dinslaken · Warum die Freilicht AG mehr für das städtische Kulturleben der Stadt getan hat, als es alle offiziell im Rathaus für die Kultur Verantwortlichen je vermocht hätten.

Erinnern Sie sich noch - natürlich nur sofern Sie das Alter erreicht haben, sich an diese Zeit zu erinnern - was so in den 60er, 70er oder 80er Jahren im Burgtheater los war? Ja sicher, da war was. Viel sogar. Kindertheateraufführungen, viele Auftritte heimischer Gruppen, Sankt Martin, der dort am Feuer alljährlich seinen Manteil teilte - und, und, und . . . Gibt es alles ja auch heute noch. So richtig ins Scheinwerferlicht gerückt hat das Freilicht-Kleinod an der Dinslakener Burg allerdings erst eine private Initiative. 1995 hat sich in Dinslaken ein Kreis Kulturinteressierter gefunden und sich auf die Fahnen geschrieben, die Attraktivität der Stadt als Kulturstandort zu steigern und dabei insbesondere die romantische Kulisse des Burgtheaters neu zu beleben.

Aus diesem Kreis Interessierter ist dann im darauffolgenden Jahr etwas einmaliges entstanden: die erste Kulturaktiengesellschaft Deutschlands, gebildet von 436 Kleinaktionären mit einem Stammkapital von zunächst 150.000 - damals noch D-Mark. Die Zahl der Aktionäre ist inzwischen um 170 gestiegen, das Kapital um 50.000 Euro. Das freilich ist nicht das Bemerkenswerte. In den nunmehr 20 Jahren ihres Bestehens hat die Freilicht AG über 300 Veranstaltungen für rund 200.000 Besucher auf die Beine gestellt.

Und dabei ist es ihr gelungen, das Fantastival als feste Größe im Kulturspielplan der Region und darüber hinaus zu etablieren. Die Freilicht AG hat eine fortwährende Erfolgsgeschichte geschrieben und damit für den Kulturstandort Dinslaken mehr erreicht, als es die im Rathaus für die Kultur Verantwortlichen je vermocht hätten. Das alles auf der Basis ehrenamtlichen Engagements. Nur eine hauptamtliche Kraft hat die Freilicht AG für die Geschäftsführung beschäftigt. Auch Aufsichtsrat und Vorstand fungieren ehrenamtlich.

Und just zum 20. Geburtstag kann die Freilicht AG einen schönen - und wahrlich verdienten - Erfolg vermelden. Zum ersten Mal waren diesmal bei Fantastival alle Veranstaltungen im Burgtheater schon im Vorfeld ausverkauft. Nicht wenige Kommunen im nahen und ferneren Umfeld dürften ein wenig neidisch nach Dinslaken blicken.

Sicher hat die Freilicht AG mit dem Burgtheater ein Pfund, mit dem sich gut wuchern lässt. Das Entscheidende ist, dass sie es auch getan hat. Sie hat mit dem Fantastival aus dieser in der Tat einmaligen Spielstätte auch etwas ganz Besonderes gemacht. Sie hat Künstler - darunter Weltstars wie Anastacia in diesem Jahr - nach Dinslaken gelockt, die sonst mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht in die Stadt gefunden hätten. Sie hat es - und das ist vielleicht noch wichtiger - aber auch geschafft, Künstler, die im Burgtheater aufgetreten sind, als sie noch nicht den Bekanntheitsgrad hatten, den sie heute haben, an diese Stadt zu binden. Viele sind wiedergekommen, haben das Publikum stets auf Neue begeistert. Dinslaken, das ist ohne Frage auch das Verdienst der Freilicht AG, ist längst kein weißer Fleck mehr auf der Karte der Veranstalter von Events unter freiem Himmel. Kurzum - das Burgtheater hat sich als Veranstaltungsort einen hervorragenden Ruf erworben. Und dies ist nicht zuletzt den vielen Engagierten in der Freilicht AG geschuldet.

Diese besondere Aktiengesellschaft hat damit eines bewiesen: Städte, die trotz ihrer begrenzten finanziellen Möglichkeiten, etwas für ihre Kulturlandschaft tun wollen, sind gut beraten, wenn sie auf das Engagement ihrer Bürger bauen und alles daran setzen, die eigene kulturelle Szene zu stärken. Dinslaken ist da auf einem guten Weg, auch wenn es durchaus noch eine Überlegung wert ist, ob das Geld das die Stadt ausgibt, um selbst als Veranstalter aufzutreten, an der ein oder anderen Stelle nicht sinnvoller und vor allem gewinnbringender für die Kultur angelegt werden könnte.

Jetzt aber erstmal viel Spaß beim Fantastival. Es hat ja gerade erst begonnen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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