Dinslaken Schulen: Düsseldorf gießt Öl ins Feuer

Dinslaken · Die Bezirksregierung fände es sinnvoller, ein Gymnasium in der Innenstadt zu schließen als das in Hiesfeld und hält eine mehr als sechszügige Gesamtschule für problematisch.

 Der Gutachter schlägt die Schließung des Hiesfelder Gymnasiums vor. Die Bezirksregierung aber lenkt den Blick auf die beiden innerstädtischen Gymnasien.

Der Gutachter schlägt die Schließung des Hiesfelder Gymnasiums vor. Die Bezirksregierung aber lenkt den Blick auf die beiden innerstädtischen Gymnasien.

Foto: Martin Büttner

Seit das Gutachten zur Entwicklung der Dinslakener Schullandschaft öffentlich ist, gibt's eine Menge Aufregung. Und jetzt gießt auch die Düsseldorfer Bezirksregierung noch Öl ins ohnehin schon lodernde Feuer. Der Gutachter hatte vorgeschlagen, die gerade erst gegründete Sekundarschule, für die er absolut keine Zukunft sieht, sowie das Gymnasium im Hiesfelder Schulzentrum zu schließen. Die Ernst-Barlach-Gesamtschule soll von sechs auf mindestens acht Züge erweitert werden. Davon dass die Zukunft des Theodor-Heuss- oder des Otto-Hahn-Gymnasiums bedroht sein könnte, ist im Gutachten keine Rede. Das sieht die Düsseldorfer Bezirksregierung offenbar anders. In ihrer Stellungnahme zur Dinslakener Schulentwicklungsplanung schreibt sie: "Falls ein Gymnasium geschlossen werden soll, wäre mit Blick auf das regionale Schulangebot die Auflösung eines Gymnasiums in der Innenstadt sinnvoller."

Eine solche Option ist der Dinslakener Politik bislang nicht in den Sinn gekommen und löste bei ihr gestern auch nur dürre Stellungnahmen aus. "Ich hätte mir von der Bezirksregierung eine echte fachliche Beratung gewünscht, statt eines so wenig hilfreichen Schreibens", sagte Michael van Meerbeck, schulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Seine Fraktion werde alle Vorschläge zur Schulentwicklung in aller Ruhe besprechen, um dann zu einer vernünftigen Entscheidung zu kommen. Auch für seinen Kollegen von der SPD-Fraktion, Helmut Weinreich, ist dieser Hinweis der Bezirksregierung einer von vielen Vorschlägen, die nun diskutiert werden müssten. Er wunderte sich allerdings schon, dass die Bezirksregierung im Falle der Gymnasien eine derart konkrete Stellungnahme abgegeben habe. Auch die Reaktion aus dem Rathaus fiel schmallippig aus. "Wir haben die Anregung der Bezirksregierung zur Kenntnis genommen", sagte Stadtsprecher Horst Dickhäuser. So dürfte auch im Schulausschuss, der das Thema in seiner Sitzung am 19. September auf der Tagesordnung hat, keine intensive Debatte zu erwarten sein. Auch nicht über die Stellungnahmen der Ernst-Barlach-Gesamtschule, die einen achtzügigen Ausbau vehement ablehnt und stattdessen für eine zweite Gesamtschule am Standort des Hiesfelder Schulzentrums plädiert, was die Schließung des Gymnasiums und der Realschule zur Folge hätte. In Sachen Gesamtschule hat die Bezirksregierung übrigens auch eine recht eindeutige Meinung: "Eine Gesamtschule mit mehr als sechs Zügen wird schulfachlich eher negativ bewertet, da die Organisation eines solch großen Systems vielfältige Probleme mit sich bringt." Zur Zukunft der Realschule bleibt die Stellungnahme aus Düsseldorf dagegen eher unkonkret. Die Bezirksregierung gibt allerdings zu bedenken, dass die Realschule, wenn die Stadt dem Gutachter folgt, dann im gegliederten Schulsystem in Dinslaken die unterste Stufe bilden würde, da es keine Hauptschule mehr gebe.

Nach der Ernst-Barlach-Gesamtschule habe inzwischen auch das Hiesfelder Gymnasium und das Theodor-Heuss-Gymnasium Stellungnahmen zum Schulgutachten abgegeben, die dem Schulausschuss ebenfalls vorliegen. Schulleitung, Lehrerrat sowie die Eltern- und die Schülervertretung der Hiesfelder Schule wehren sich vehement gegen eine mögliche Schließung: "Das Gutachten wertet rein quantitativ aus und berücksichtigt nicht die Qualität unseres Gymnasiums, die sich spiegelt in überdurchschnittlichen Ergebnissen im Abitur und in den Lernstandserhebungen, in herausragenden Leistungen in Wettbewerben und in einer im Vergleich geringen Schulformwechslerquote. Die Schule verfügt gerade wegen ihrer geringen Größe über eine wirksame individuelle Förderung mit einem tragfähigen Konzept von der Jahrgangsstufe 5 bis zum Abitur, das ein ausgefeiltes Programm zur Studien- und Berufsberatung einschließt", heißt es in der Stellungnahme.

Das Theodor-Heuss-Gymnasium sieht sich auch zukünftig "als wichtigen Eckpfeiler der Schullandschaft Dinslakens". Das Gutachten bestätige "den hohen Stellenwert, den das Theodor-Heuss-Gymnasium für das gymnasiale Angebot der Stadt und damit für die gesamte Bildungsqualität Dinslakens hat".

(RP)
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