Voerde RWE fordert Stilllegung von Kraftwerksblöcken

Voerde · RWE hat die Steag aufgefordert, zwei Kraftwerksblöcke im Voerder Steinkohlekraftwerk stillzulegen. Die Steag ist dagegen, sie glaubt an die Zukunft des Standortes.

 Am Standort Voerde betreibt die Steag zwei Steinkohlekraftwerke: Voerde und West mit jeweils zwei Blöcken. Erst im Jahre 2013 wurden die Blöcke Voerde A und B, die RWE stilllegen will, für rund 50 Millionen Euro ertüchtigt. Voerde ist der größte Kraftwerksstandort der Steag.

Am Standort Voerde betreibt die Steag zwei Steinkohlekraftwerke: Voerde und West mit jeweils zwei Blöcken. Erst im Jahre 2013 wurden die Blöcke Voerde A und B, die RWE stilllegen will, für rund 50 Millionen Euro ertüchtigt. Voerde ist der größte Kraftwerksstandort der Steag.

Foto: Jürgen Bosmann

Die Großhandelspreise, die Energieunternehmen gegenwärtig für ihren Strom erzielen, sind im Keller. In dieser Situation hat sich der in Essen ansässige RWE-Konzern mit einem Brief an die Steag gewandt und darin die Stilllegung der beiden Kraftwerksblöcke Voerde A und B gefordert. Bis Ende September 2016 sollen sie vom Netze genommen werden, fordert RWE. Die Steag wehrt sich dagegen und hat zwischenzeitlich eine Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht. Mit einer Antwort wird allerdings nicht vor Januar 2016 gerechnet. "Wir glauben an den Kraftwerksstandort Voerde und dessen Zukunft und werden dafür kämpfen", erklärte gestern Steag-Pressesprecher Dr. Jürgen Fröhlich auf RP-Anfrage. Das Unternehmen wolle die RWE-Anteile am Kraftwerk nötigenfalls übernehmen, wenn dafür nicht Unsummen verlangt würden, und es dann allein weiterbetreiben.

Zum Hintergrund: Steag und RWE sind seit langer Zeit Partner. RWE hält an den beiden Kraftwerksblöcken Voerde A und B einen 25-Prozent-Anteil, die verbleibenden 75 Prozent gehören der Steag. Betriebsführerin ist die Steag, RWE ist alleiniger Stromvermarkter. Die Kraftwerksblöcke West 1 und 2 gehören zu 100 Prozent der Steag. Obwohl RWE Minderheitseigentümer ist, kann der Konzern aufgrund vertraglicher Vereinbarungen die Stilllegung der Blöcke Voerde A und B fordern, wie die Steag gestern erklärte. Sie hat RWE aufgefordert, das Stilllegungsverlangen, in dem eine "kartellrechtswidrige Kapazitätenbeschränkung" gesehen wird, zurückzuziehen. Inzwischen wurde von der Steag auch ein Rechtsgutachten eingeholt, in dem davon ausgegangen wird, dass das Stilllegungsverlangen einen Kartellrechtsverstoß darstellt. Das sieht RWE natürlich ganz anders, der Energiekonzern kann einen solchen Verstoß nicht erkennen, wie Lothar Lambertz, Presssprecher von RWE Power, gestern erklärte. Für ihn stellt die Problematik kein kartellrechtliches Thema dar. Er verwies auf die niedrigen Großhandelsstrommarktpreise und darauf, dass der wirtschaftliche Schaden, der durch die gegenwärtigen niedrigen Verkaufserlöse des in Voerde produzierten Stromes bedingt ist, ausschließlich bei RWE liegt, denn der Konzern habe das alleinige Strombezugsrecht. In Gesprächen soll nun eine gemeinsame Lösung gefunden werden. Den Brief an die Steag rechtfertigte Lambertz mit dem Hinweis auf vertragliche Fristen und Rechtspositionen, die gewahrt werden müssten. Die Steag befürchtet, dass eine Stilllegung von zwei Kraftwerkblöcke sich auf den Gesamtbetrieb des Kraftwerks auswirken wird, dies mit Folgen für alle 300 in Voerde tätigen Mitarbeiter.

In Voerde werden jährlich 7,5 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt, das reicht, um den Bedarf von 1,9 Millionen Einfamilienhaushalten zu decken.

(RP)
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