Reportage Am Montag Ruhrtriennale-Intendant in Lohberg

Dinslaken · Der Niederländer Johan Simons besuchte jetzt den Stadtteil, um dessen Einwohner bei einem Marktfest kennenzulernen. Später lud er zur öffentlichen Probe seiner Inszenierung des Theaterstücks "Accattone" in die alte Kohlenmischhalle ein.

 Johan Simons (r.) mischte sich auf dem Lohberger Markt unter die Menschen, versuchte sich ein Bild vom Stadtteilgefühl zu machen.

Johan Simons (r.) mischte sich auf dem Lohberger Markt unter die Menschen, versuchte sich ein Bild vom Stadtteilgefühl zu machen.

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Direkt neben dem Lohberger Markt hat das Team der Ruhrtriennale sein Quartier aufgeschlagen. Alles steht hier im Zeichen des Kulturfestivals: Stellwände im Posterformat zieren die Straße, Programmhefte (für den Dinslakener Stadtteil und das gesamte Festival) liegen aus und Einladungen zum "Marktfest" neben dem Wochenmarkt. Hier sitzen schon einige Menschen an den Tischen und kommen mit dem Team rund um Johan Simons, Intendant der Ruhrtriennale ins Gespräch. Allerdings sind es oft Besucher aus anderen Stadtteilen, die man aus der Politik oder dem öffentlichen Leben der Stadt kennt und nicht unbedingt Bewohner des Stadtteils. Tatsächlich scheint es zuerst so, als würde eine unsichtbare Wand das Geschehen des Marktfests von dem auf dem Markt selbst trennen.

Das ändert sich, als Intendant Johan Simons auftaucht. Bürgermeister Dr. Michael Heidinger und sein Stellvertreter Eyüp Yildiz begrüßen den künstlerischen Leiter des Festivals, der in der Kohlenmischhalle in Lohberg das Theaterstück "Accattone" inszenieren wird. "Ich finde es toll, dass Sie hier nicht einfach nur etwas Elitäres machen, sondern die Menschen im Stadtteil mitnehmen", lobt Dinslakens Bürgermeister den Intendanten der Ruhrtriennale. "Was Johan Simons in Lohberg macht, passt perfekt zum städtischen Konzept für den Stadtteil."

 Die Kohlenmischhalle hat sich optisch mächtig verändert: Tribüne, Scheinwerfer und Bühnenbild sorgen dafür, dass Theaterstimmung aufkommt.

Die Kohlenmischhalle hat sich optisch mächtig verändert: Tribüne, Scheinwerfer und Bühnenbild sorgen dafür, dass Theaterstimmung aufkommt.

Foto: Büttner

Simons selbst zeigt sich auf dem Marktfest eher als ruhiger Mensch. Er geht herum, setzt sich zu Bewohnern des Stadtteils, aber nicht, um für seine Arbeit zu werben, sondern um ihnen zuzuhören. Angelockt durch Gratisverpflegung und zahlreiche Aktionen kommen nun auch die Besucher des Marktes und setzen sich. Johan Simons lässt die Menschen erzählen und freut sich, als er eine Ausgabe von "Im Schatten der Fördertürme" von Dr. Inge Litschke in die Hand gedrückt bekommt.

Überhaupt scheint er fasziniert vom Stadtteil und seinen Bewohnern zu sein. "Die Menschen hier sind alle nett und freundlich", sagt er. "Und die Architektur der Gartenstadt ist etwas ganz Besonderes. Sie lädt die Menschen dazu ein, zusammenzukommen, so wie sie das heute hier machen", erklärt der Intendant. Schließlich dankt er allen Lohbergern für die freundliche Aufnahme seines Teams im Stadtteil. "Ich hoffe, dass viele von ihnen zu den öffentlichen Proben in der Kohlenmischhalle kommen werden", sagt Simons und verabschiedet sich dann auch genau dorthin.

Das monumentale Bauwerk auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Lohberg hat sich stark verändert. Hinter der riesigen Halle steht jetzt eine Stadt aus Containern, in denen zum Beispiel Garderobe und Cafeteria für die Akteure des Theaterstücks "Accattone" warten. In der Halle selbst sorgen eine große Tribüne, das Bühnenbild für die Inszenierung und Scheinwerfer an der hohen Decke dafür, dass schon jetzt Theaterstimmung aufkommt. Und hier ist Johan Simons dann auch ganz in seinem Element: wieder Intendant, nicht Markt-Besucher.

Als gut 70 Besucher aus dem Stadtteil ihren Weg durch die lange Halle antreten, werden sie von ihm selbst begrüßt. "Herzlich willkommen in Ihrer tollen Halle", sagt er. "Ich probe hier heute und ich hoffe, dass sie Spaß daran haben." Dann mischt sich der Regisseur unter die Zuschauer und schaut sich das Treiben im Bühnenbild an. Die Schauspieler des Stückes nutzen die ganze Länge der Halle als Bühne; untermalt wird das Ganze von vom Band gespielt untermalen Kompositionen von Bach.

"Das, was Sie da hören, ist ein Orchester, das bei der Aufführung dann live auf der Bühne steht", erklärt Johan Simons seinen Zuschauern in der ersten Unterbrechung der Probe. Dann bespricht er sich mit seinem Team und den Darstellern, um die gleiche Szene noch einmal verändert spielen zu lassen. "Vielleicht sagen sie mir, falls sie einen Unterschied bemerken. Wer ihn findet, bekommt 10 Euro", sagt Simons dem Publikum.

Dann wirft der Regisseur aus den Niederlanden einen genaueren Blick in die Runde. "Ich fürchte, das könnte teuer werden", sagt er, lächelt und macht sich dann wieder an die Probenarbeit.

Die schauen sich allerdings nicht alle Gäste in der Kohlenmischhalle bis zum Ende an. Doch auch jene, die die Halle vorzeitig verlassen, scheinen vor allem positive Eindrücke vom Indentanten der Ruhrtriennale und seinem Team mit nach Hause zu nehmen.

(RP)
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