Dinslaken/Voerde Reiseland Türkei: Der Verlierer der Saison

Dinslaken/Voerde · Die Anschläge in Istanbul, der gescheiterte Putschversuch - die Türkei ist der große Verlierer der Reisesaison. Das berichten auch Reisebüros in Dinslaken und Voerde, bei denen die Nachfrage eingebrochen ist.

 Mehmet Demir, Geschäftsführer von Magic Tours, sieht keinen Grund, auf eine Türkei-Reise zu verzichten.

Mehmet Demir, Geschäftsführer von Magic Tours, sieht keinen Grund, auf eine Türkei-Reise zu verzichten.

Foto: Büttner

Schönes Wetter, ein fast konkurrenzloses Preis-Leistungsverhältnis, kein Kampf um die Sonnenliege am Strand, keine Schlangen am abendlichen Buffet, keine Menschenmassen, die sich durch die Straßen der Touristenorte schieben - eigentlich ideale Bedingungen, um einen entspannten Sommerurlaub zu erleben. Genau dies bietet zurzeit die Türkei. Dennoch ist das Land der große Verlierer der Reisesaison. Und das nicht erst seit dem Putschversuch.

Mehmet Demir, Geschäftsführer von Magic Tours, blickt in seiner Filiale in der Neustraße auf die jüngsten Zahlen. Danach liegt die Auslastung der türkischen Hotels aktuell bei gerade einmal 40,6 Prozent. Und das liegt laut Demir nicht einmal daran, dass die Menschen einfach nur Angst haben, in die Türkei zu reisen und die Nachfrage total eingebrochen ist. "Wir haben zurzeit täglich drei bis vier Türkeibuchungen", berichtet er. Und es gebe auch kaum Stornierungswünsche. Ein Problem seien aber die mangelnden Flugkapazitäten. Bereits nach den Anschlägen von Istanbul hätten Fluggesellschaften und Reiseveranstalter etliche Maschinen in andere Urlaubsdestinationen umgeleitet - auf die Kanaren und Balearen, nach Griechenland und Bugarien, die nun zu den großen Gewinnern zählten, obwohl die Angebote dort preislich nicht mit denen in der Türkei mithalten könnten.

Wer sich allerdings dennoch zu einem Urlaub in der Türkei entschlossen habe, komme, so Demirs Erfahrung mit seinen Kunden, nachher total begeistert zurück, selbst wenn er mit einigen Sorgen abgereist war. Er selbst könne jedenfalls guten Gewissens zu einer Reise in die Türkei raten, sagte Demir. "Mein Bruder und seine Familie fliegen selbst morgen hin. Unsere Kunden berichten, dass die Lage in den Touristenzentren ganz normal ist." Selbst Istanbul wird laut Demir noch gebucht - allerdings nicht von deutschen Touristen. Es gebe aber etliche türkischstämmige Reisende, die dorthin flögen, um sich an den dort nach dem Putsch täglich stattfinden Demonstrationen zu beteiligen.

Etwas anders stellt sich die Lage aus Sicht des Reisebüros am Dinslakener Neutor dar. Schon vor dem Putschversuch sei die Türkei als Reiseziel nicht mehr der Renner gewesen, sagt Nicole Arens, zurzeit gebe es so gut wie keine Nachfrage, allenfalls von Urlaubern, für die der Preis das alles entscheidende Kriterium sei. Als Ausweichziele seien Bulgarien und Mallorca beliebt. Wer sich jetzt allerdings spontan für einen Urlaub dort interessiere, habe kaum eine Chance. Für den September zeichnet sich laut Arens aber ab, dass sich die Lage auf dem total überfüllten Mallorca etwas entspannt.

Jörg Grundmann von der Reiseagentur Lucke in Voerde und Friedrichsfeld berichtet von einem "totalen Einbruch" bei den Türkei-Reisen. Und er glaubt, dass die türkische Tourismusbranche noch lange darunter leiden wird. "Es dauert erfahrungsgemäß sehr lange, bis die Menschen das Vertrauen in ein Reiseland zurückgewinnen. Das erleben wir ja am Beispiel von Ägypten", sagt er.

(RP)
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