Unsere Woche Rathauskino - Das Imperium schlägt zurück

Dinslaken · Warum sich vor den Augen der Dinslakener ein schlechter Film abspielt und der Bürgermeister als Regisseur mal wieder versagt.

Der Streifen ist mal zum erfolgreichsten Film aller Zeiten gewählt worden. Episode 5 der Star-Wars-Saga: Das Imperium schlägt zurück. Vielleicht hat das ja Dinslakens Verwaltung dazu bewogen, sich an einem Remake zu versuchen. Aber wie das oft so ist. Die Neuverfilmung reicht bei weitem nicht ans Original heran. In diesem Fall ist das Drehbuch einfach zu schlecht.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen. Natürlich ist es die Pflicht der Verantwortlichen im Rathaus, die Politik darauf aufmerksam zu machen, wenn von ihr getroffene Entscheidungen der Stadt zum Schaden gereichen könnten. Und deswegen ist auch gar nichts dagegen zu sagen, wenn der Baudezernent warnt, weil die von der Politik beschlossenen Neubauten von Unterkünften für Flüchtlinge auf dem Gelände an der Fliehburg und im Hardtfeld zu einer unkalkulierbaren finanziellen Belastung für die Stadt zu werden drohten. Die Frage ist nur, ob es dazu einer so großen Inszenierung bedurft hätte, wie sie die Dinslakener zurzeit erleben dürfen. 2016 hat die Politik den Bau beschlossen, im August desselben Jahres hat die Verwaltung dem Caritasverband, dem die Stadt die Organisation der Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge übertragen hat, die Baugenehmigungen erteilt - wohlwissend, dass Fragen des Denkmalschutzes und des Naturschutzes ungeklärt waren, weshalb die Genehmigungen ja auch befristet waren. Erst knapp ein Jahr später wird das von der Verwaltung öffentlich problematisiert. Was sich in der Zwischenzeit geändert hat? Die Zahl der in Dinslaken ankommenden Flüchtlinge ist deutlich gesunken und damit wohl auch die Einschätzung, ob die Unterkünfte noch gebraucht werden und ob Denkmal- und Naturschutzbehörden unter diesen Bedingungen, dem Bau auch künftig noch tatenlos zusehen würden. Die Verwaltung bekommt dann vom Rat den gewünschten Beschluss, zu überprüfen, ob der Bau der Unterkünfte tatsächlich noch notwendig ist - und zieht alle Register. Sie verhängt nicht nur einen Baustopp für die fraglichen Unterkünfte, sondern stoppt auch noch die Renovierungsarbeiten an einem alten Haus in der Fliehburg, obwohl der Caritasverband dort schon etliche Häuser nach dem gleichen Muster renoviert hat, ohne dass die Verwaltung etwas zu monieren gehabt hätte. Während Ersteres ja noch begründbar scheint, riecht Letzteres dann doch arg nach Schikane.

Um die Dinge mal klar beim Namen zu nennen: Dinslaken erlebt eine Machtdemonstration. Mag ja sein, dass die Verwaltung die für notwendig hält. Dann soll sie das und ihre Gründe aber auch klar benennen. Jahrelang hat die Stadt die Hilfe des Caritasverbandes gern in Anspruch genommen, haben sich Politiker aus Bund, Land, Kreis und Kommune jedweder Couleur in Wahlkampfzeiten in Caritas-Einrichtungen ablichten lassen, um sich im Glanz dieser erfolgreichen Projekte zu sonnen - in den Archiven der Redaktionen finden sich diese Fotos zuhauf. Ohne den Caritasverband hätte die Stadt die Flüchtlingsproblematik - speziell auf dem Höhepunkt im Jahr 2015 - nicht so geräuschlos bewältigt, wie das in Dinslaken geschehen ist. Und im Rathaus hat man den Verband gerne machen lassen. Inzwischen aber ist der Caritasverband und namentlich sein Direktor Michael van Meerbeck manchem im Rathaus und auch einigen in der Politik zu erfolgreich, zu mächtig, zu einflussreich und offenbar auch zu fordernd geworden. Jetzt hat das Imperium den Zeitpunkt für gekommen gehalten zurückzuschlagen und einen Wirkungstreffer erzielt. Caritasdirektor Michael van Meerbeck hat sein Ratsmandat niedergelegt. Darüber dürfte sich so mancher freuen. Der vermeintliche Triumph könnte sich allerdings als Pyrrhussieg erweisen. Michael van Meerbeck mit seiner unbestrittenen Sachkunde wird als Ideengeber und als Diskussionspartner fehlen. Was noch schwerer wiegt: So wie die Auseinandersetzung geführt wird, bei der es längst nicht mehr nur um Sachfragen geht, muss sie Frust hinterlassen bei den vielen engagierten Caritas-Mitarbeitern, die das Gefühl bekommen könnten, dass ihr großer Einsatz nicht wertgeschätzt wird. Der Caritasdirektor hat die Konsequenz gezogen und sein politisches Amt aufgegeben. Jetzt ist es an Bürgermeister Dr. Michael Heidinger die Wogen zu glätten. Er hätte es schon viel früher tun sollen. Die Angelegenheit hätte sich geräuschloser regeln lassen. Der Verwaltungschef hat die Dinge wieder einmal zu lange treiben lassen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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