Dinslaken Preußen soll die Schill-Schau bis zum Frühjahr 2016 bereichern

Dinslaken · Stadt und LVR kooperieren: Während des Umbaus im Körnermagazin bleibt das Preußen-Museum in der Kasematte präsent.

In der Schill-Kasematte hat sich einiges geändert. Das fällt aber nur dem auf, der sich den jüngsten Zustand nach der großen Umgestaltung von 2009 vor Augen rufen kann. Für Erstbesucher sieht alles so aus, als wäre es nie anders gewesen. Behutsam hat eine Bereicherung stattgefunden, die aber nur von kurzer Dauer sein wird.

Wie die Rheinische Post im Zusammenhang mit dem Umbau des Preußen-Museums im Körnermagazin der Zitadelle bereits berichtete, sind die vom LVR geführten Preußen mit einigen Exponaten bis zum kommenden Frühjahr nun beim Nachbarn statt im Haupttorgebäude zu Gast. Die städtische Kulturbeauftragte Heike Kemper und Museumsdirektor Dr. Veit Veltzke stellten gestern die vorübergehende Kooperation vor, die für beide Seiten Erfolg verspricht.

Büsten von Napoleon und Königin Luise, Porträts von Schill sowie preußischen Größen aus Politik und Militär, ein Stralsundsäbel, eine Husaren-Uniform im Grün der Schillschen Jäger, ein englisches Propaganda-Schnupftuch, eine Uniform aus dem Freikorps von Lützow (Vorbild des schwarz-rot-goldenen Nationalbanners), Verweise auf die Genter Seminaristen, die Mütze eines Landwehrmanns, ein deutsch-russisches Wörterbuch und noch einige Dinge dokumentieren nicht nur zusätzlich das Drama um die in Wesel hingerichteten Freiheitskämpfer. Die Exponate aus dem Preußen-Museum spannen den Bogen weiter, verfolgen über den Schicksalstag 16. September 1809 hinaus den Kampf gegen Napoleon und die Lage in Wesel. Das macht die befristete Ausstellungsspezialität besonders spannend.

Den ermutigenden Verlauf des spanischen Volksaufstandes vor Augen, planen Preußens Hochkaräter Gneisenau, Scharnhorst vom Stein und andere ein Pendant und bauen Major Ferdinand von Schill, den Helden von Kolberg, zum Anführer auf. Am zögerlichen König Friedrich Wilhelm III. vorbei, aber mit Sympathie der Königin Luise.

Schills Zug scheitert, er selbst fällt in Stralsund, elf seiner Offiziere werden gefangen und nach Wesel gebracht. Hier werden die Inhaftierten von der Bevölkerung unterstützt, auf Geheiß Napoleons aber als Straßenräuber zum Tode verurteilt und auf den Lippewiesen erschossen. Die richtigen Befreiungskriege folgen noch. Wesel leidet weiter, hilft wieder Gefangenen. Diesmal 148 Genter Seminaristen. 43 sterben an Seuchen, davon werden 35 in Wesel begraben.

Die Zusammenhänge sowie die Instrumentalisierung Schills für linke wie rechte Politik werden im Zusammenspiel der beiden Museen nun noch deutlicher. Geöffnet ist die Schill-Kasematte dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei. Parallel helfen Hinweistafeln und eine Karte dabei, die authentischen Orte Schill-Kasematte und Schill-Denkmal zu verbinden. Das Preußen-Museum bietet Führungen zur Zitadelle an.

Anmeldungen unter Telefon 0281 203 2351, 33996 320 oder 33996 300

(RP)
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