Voerde Praktikermarkt wird Flüchtlingsheim

Voerde · Landeseinrichtung mit 300 Plätzen geplant. Stadt Voerde hat Hotel am Nordturm gekauft und wird dort Asylsuchende unterbringen. Die Kommune benötigt weiterhin Wohnraum und zählt auf die Unterstützung der Bevölkerung.

 In den ehemaligen Praktikermarkt sollen schon Ende Oktober Flüchtlinge einziehen. Im früheren Gewächshaus werden die Sanitäreinrichtungen geschaffen.

In den ehemaligen Praktikermarkt sollen schon Ende Oktober Flüchtlinge einziehen. Im früheren Gewächshaus werden die Sanitäreinrichtungen geschaffen.

Foto: Martin Büttner

Der ehemalige Praktiker-Baumarkt im Gewerbegebiet Grenzstraße, der seit Jahren leer steht, soll zu einer Erstaufnahemeinrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen für Flüchtlinge werden. Er wird nun entsprechend hergerichtet und soll bereits ab Ende Oktober Platz für rund 300 Asylbegehrende bieten. Die Stadt Voerde mietet die Immobilie, die einem privaten Eigentümer gehört, für das Land an. Die neue Einrichtung wird künftig von der Caritas betrieben, die auf diesem Gebiet erfahren ist und sich bereits in Dinslaken um die Flüchtlinge kümmert.

Über die aktuelle Entwicklung der Flüchtlingsunterbringung in Voerde berichtete gestern Bürgermeister Dirk Haarmann. Angesichts der dramatisch gestiegenen Zuweisungen von Asylbewerbern durch das Land und die anhaltenden Flüchtlingsströme "muss die Stadt kurzfristig auf die sich ständig verändernden Zahlen reagieren", erklärte der Rathauschef und stellte fest: "Das haben wir bisher auch ganz gut hingekriegt."

Am vergangenen Montag hat die Stadt das Hotel am Nordturm gekauft, das als Regelunterkunft für Flüchtlinge dienen wird. Dort stehen aktuell 26 Plätze zur Verfügung, wie Voerdes Erster Beigeordneter Wilfried Limke berichtete. Nach dem Umbau des Tanzlokals und der ebenfall zum Hotel gehörenden Wohnung kann die Platzkapazität auf 50 erhöht werden. Dennoch sucht die Verwaltung weiterhin händeringend zusätzlichen Wohnraum und hofft auf Angebote von Immobilienbesitzern. Zudem wird daran gedacht, wo dies möglich ist, auf städtischen Grundstücken Wohnhäuser zu errichten. "Die Unterbringung bleibt weiterhin schwierig, denn dies ist eine Aufgabe, die nicht planbar ist", befand Limke.

Aktuell leben in Voerde 449 Flüchtlinge, damit hat sich deren Zahl seit Beginn des Jahres von 182 um 267 erhöht. Wöchentlich werden die Stadt 30 bis 40 neue Asylbegehrende zugwiesen. Angesichts dieser Entwicklung sieht die Kommune ihre Hauptaufgabe darin, "Obdachlosigkeit zu vermeiden und dabei für menschenwürdige Unterbringung zu sorgen". Deshalb wurden kurzfristig 16 Flüchtlinge im Bürgerhaus Möllen untergebracht.

Die geplante Errichtung einer Erstaufnahmeeinrichtung in Voerde verschafft der Stadt auch eine Verschnaufpause, denn die dortigen Flüchtlinge werden nach dem Verteilungsschlüssel 1 zu 1,3 angerechnet, was bedeutet, dass erstmal 390 Flüchtlinge weniger unterzubringen sind, was der aktuellen Zuweisung von zehn Wochen entspricht. Nachdem das Land auch bei Voerde kurzfristig angefragt hatte, ob die Stadt Möglichkeiten habe, eine Erstaufnahmeeinrichtung zu schaffen, konnte die Kommune in enger Abstimmung mit der Kommunalpolitik den Praktiker-Baumarkt vorschlagen, da der Eigentümer, die Immobilie dafür zur Verfügung stellen wollte. Das Land nahm an. Die entsprechende Verfügung ging am 25. September bei der Voerder Verwaltung ein. Mit der Caritas wurden bereits die Eckpunkte für den künftigen Betrieb der Einrichtung abgestimmt. Der angedachte Zeitraum des Vertrages geht über ein Jahr. Die Halle des ehemaligen Baumarktes ist 2300 Quadratmeter groß und soll so ausgestattet werden, dass größere und kleinere Zimmer für Familien und Alleinstehende entstehen. Denn die Kommune hat gegenüber der Bezirksregierung Düsseldorf darauf bestanden, dass das Gebäude so ausgestattet wird, dass die künftigen Bewohner etwas Privatsphäre haben und dort nicht Feldbett an Feldbett steht. Zudem wird es Aufenthaltsräume und Spielflächen für Kinder geben. Das Gewächshaus wird die Sanitäreinrichtungen aufnehmen. Das Land hat bereits eine 100-prozentige Kostenübernahme zugesagt und wird auch den Wachdienst bezahlen, der gestern die Arbeit aufnahm.

Dass die Entscheidung der Stadt, das Land bei der Schaffung einer neuen Erstaufnahmeeinrichtung zu unterstützen, nicht bei allen Voerder Bürgern auf Gegenliebe stoßen wird, ist der Verwaltungsspitze bewusst. "Doch es wäre falsch in dieser Situation wegzusehen und kein Angebot zu machen. Wir müssen uns unserer gesellschaftlichen Verpflichtung stellen", erklärte Bürgermeister Dirk Haarmann. Um die Bürger über die Entwicklungen zu informieren sind mehrere Veranstaltungen geplant. Ein Netzwerkertreffen für Ehrenamtliche findet am 15. Oktober, ab 18 Uhr, in der neuen städtischen Gesamtschule statt. Ein öffentlicher Bürgerdialog ist für den 21. Oktober, Beginn 17 Uhr, in der Aula des Gymnasiums Voerde vorgesehen. Zudem wird es einen Vor-Ort -Termin an der Grenzstraße und Info-Abende für die Nachbarschaften Am Nordturm und des Bürgerhauses Möllen geben.

(RP)
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