Dinslaken Plastikmüll gefährdet Tiere an der Lippe

Dinslaken · Nabu pflückt bergeweise angeschwemmte Kleinteile vom Ufer des Schutzgebietes.

Ausgerechnet da, wo die Natur sich ein mühsam umgestaltetes Stück Landschaft zurückerobern soll, da droht die erhoffte Artenvielfalt im Keim zu ersticken. Bergeweise angeschwemmte Kleinteile pflückten Mitglieder des Naturschutzbundes (Nabu) am Wochenende aus der Uferzone im Schutzgebiet des Lippe-Mündungsraums. Mehr als zehn große Müllsäcke füllten die Aktiven mit Unrat aller Art. Besonders bedenklich stimmt die Experten, dass es hauptsächlich Plastikabfall war. Oft so klein, dass er mit den vom städtischen Betrieb ASG bereitgestellten Zangen kaum zu greifen war.

Mit den Händen mussten gefährliche Stücke wie gut hunderte Einwegfeuerzeuge und eine ungeheure Menge Q-Tips aufgesammelt werden, bevor zunehmende Vegetation dies unmöglich macht. Gerade die Wattestäbchen sind für viele Tiere, zum Beispiel Reiher, Kormorane und Enten, lebensbedrohlich. Nimmt so ein Vogel sie versehentlich auf, verendet er elendig, beschreibt Nabu-Kreisvorsitzender Peter Malzbender aus Wesel die Folgen. Dabei zeigt er nicht mit dem Finger auf bestimmte Verursacher. Er prangert vielmehr eine allgemeine Gedankenlosigkeit der Bevölkerung an. Es ist müßig, zu fragen, wer jetzt zig Q-Tips in den Fluss geworfen hat. Die Lippe ist lang und bietet Frevelstellen satt.

Auch vom Rhein könnte allerlei Abfall durch den Rückstau vom Hochwasser bis zum Lippeschlößchen hochgedrückt worden sein. Dort sammelte er sich jetzt bei leicht fallenden Pegelständen. Und zwar in unmittelbarer Nachbarschaft zu etlichen Vögeln.

Wie Malzbender gestern im RP-Gespräch erläuterte, sind teils noch arktische Wintergäste anzutreffen. Zudem markieren bereits Brandente und Kormoran ihre Brutplätze. Einige Graugänse sitzen schon auf frischen Gelegen. Mit anderen Worten: Die Müllsammelaktion kam nicht nur wegen der sprießenden Flora um fünf vor zwölf. Auch die Fauna sollte jetzt nicht mehr gestört werden. Und natürlich hat der Nabu sich die Aktion mit einer Sondergenehmigung absegnen lassen. So konnten acht Leute für den befristeten Zeitraum von zwei bis drei Stunden das Schutzgebiet betreten und ihre Knochenarbeit verrichten. "Am Ende hatten es alle im Kreuz", sagte Nabu-Chef Malzbender.

Allein waren sie nicht, denn auch zwei wissenschaftliche Mitarbeiter des Zoologischen Instituts der Universität Köln waren am Ort, um den Erfolg ihrer jüngsten Aussetzaktion zu begutachten. Wie berichtet, sind am vergangenen Mittwoch eine Million Larven einer seltenen Raubfischart im Lippe-Mündungsraum zu Wasser gelassen worden. Auch die dorschartige Quappe soll dazu beitragen, Biodiversität im Gebiet zu verbessern.

(RP)
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