Dinslaken Pintsch beheizt Weichen mit Erdwärme

Dinslaken · Klima.ExpoNRW würdigt geothermisches Projekt des Dinslakener Unternehmens als Schritt in die Zukunft.

 Über etliche zigtausende Weichen verfügt das Schienennetz der Deutschen Bahn.

Über etliche zigtausende Weichen verfügt das Schienennetz der Deutschen Bahn.

Foto: Ulrich Schütz

Schatzungsweise 120.000 Weichen gibt es im deutschen Zug- und Straßenbahnverkehr. Ihre Funktionstüchtigkeit ist entscheidend für einen reibungslosen Betriebsablauf auf Schienen. In den Wintermonaten werden die beweglichen Teile der Weichen beheizt, damit sie auch bei Eis und Schnee gängig sind und nicht festfrieren. Bislang werden Gas und Strom zur Weichenheizung genutzt. Die in Dinslaken ansässige Firma Pintsch Aben geotherm GmbH hat nun eine energieautarke Alternative zu gasbefeuerten oder elektrischen Weichenheizsystemen entwickelt, die mit Erdwärme arbeitet. Die KlimaExpo.NRW nahm diese Innovation gestern offiziell als Vorreiter in die Leistungsschau des Landes Nordrhein-Westfalen auf.

90 Prozent aller Weichen in Deutschland werden elektrisch beheizt. Die von Pintsch Aben in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) entwickelte Alternative nutzt oberflächennahe Geothermie, um eine energieunabhängige Weichenheizung zu ermöglichen. Für die KlimaExpo.NRW, eine Initiative der Landesregierung, ist das Projekt ein wichtiger Schritt in eine klimafreundliche Zukunft. Dr. Heinrich Dornbusch, Vorsitzender Geschäftsführer der KlimaExpo.NRW, übergab die Urkunde "Wir sind dabei" gestern in Dinslaken an Entwicklungsleiter Damian Schink von Pintsch Aben geotherm. "Wir freuen uns über die Anerkennung unserer Arbeit durch die KlimaExpo.NRW", so Schink.

Rund 230 Millionen Kilowattstunden (kWh) elektrische Energie benötigt allein die Beheizung der Wei-chen der Deutschen Bahn jährlich. Dies entspricht einer Emission von 138.000 Tonnen CO2 und damit dem Verbrauch von 60.000 Haushalten. Das Einsparpotenzial durch die energieautarke Alternative ist damit enorm. Je nach geografischer und geologischer Lage wird für die geothermische Weichenheizung bis zu 100 Meter tief gebohrt, um bei Bodentemperaturen zwischen zehn und zwölf Grad Celsius die notwendige Energiemenge zu erreichen. Ein geschlossenes Wärmerohr mit CO2 als Arbeitsmedium überträgt die Wärme von dort zur Weiche. Die ersten Pilotanlagen wurden 2011 eingebaut und haben die Funktionsfähigkeit des Systems unter Beweis gestellt. Das vom Eisenbahnbundesamt zugelassene System kann derzeit an zwei Typen von Schienenprofilen, die häufig in den Regionalnetzen der DB vorkommen, eingesetzt werden. Um die Verbreitung der energieautarken Weichenheizung voranzutreiben, werden die Einsatzmöglichkeiten an weiteren Schienenprofil- und Weichentypen weiterentwickelt.

"Das Projekt zeigt, wie viel Klimaschutzpotenzial oft im Detail schlummert. Auch die Mobilität auf Schienen kann mit Innovationen wie dieser noch deutlich klimafreundlicher gestaltet werden - solche Vorreiter brauchen wir für unser Land", betonte Dr. Heinrich Dornbusch bei der Urkundenübergabe.

(RP)
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