Unsere Woche Ohne ehrenamtliches Engagement geht es nicht

Dinslaken · Was die Niederlage der deutschen Fußballnationalmannschaft mit dem Frankreichfest in Dinslaken zu tun hat, und warum der Städtepartnerschaftsverein ein gutes Beispiel ist.

Im Nachhinein betrachtet war's dann vielleicht doch ein böses Omen. Wer eigentlich ist darauf gekommen, ausgerechnet an diesem Wochenende in Dinslaken ein Frankreichfest zu feiern? Gut, wer auch immer auf diesen Termin verfallen ist, konnte damals nicht ahnen, dass das just das Wochenende sein würde, nachdem die Franzosen die deutschen Fußballer aus der Europameisterschaft gekickt haben. Aber für jeden einigermaßen gewieften Verschwörungstheoretiker ist es doch wohl ganz offensichtlich, dass die Niederlage von Jogis Weltmeistern in ursächlichem Zusammenhang mit dem Dinslakener Ereignis steht. Irgendwer muss den Jungs im Leibchen mit dem Bundesadler gesteckt haben, dass in Dinslaken ein Frankreichfest gefeiert werden soll. Dass die sich dann nicht getraut haben Gastgeber Frankreich aus dem Turnier zu befördern - diese Hemmung war ja auf dem Spielfeld in Marseille am erkennbaren Unwillen der deutschen Spieler, Tore zu schießen, deutlich ablesbar - lässt sich doch nur so erklären, dass sie Rücksicht auf die Stimmung der französischen Gäste in Dinslaken nehmen wollten. Aber sei's drum. Jetzt, wo wir eine plausible Erklärung für das aus Sicht vieler deutscher Fußballfans Unerklärbare gefunden haben, steht einem gelungenen Frankreichfest doch wirklich nichts mehr entgegen. Also. Lasst uns feiern. Unsere französischen Nachbarn, unsere Partner aus Agen, die Freundschaft der Städte und Länder. Das alles zählt doch wirklich mehr als ein Fußballspiel. Vive la France. A votre santé.

Aber jetzt mal ernsthaft. Die Idee zum Frankreichfest hatte der Städtepartnerschaftsverein. Und auch wenn es ihn noch gar nicht so lange gibt, lässt er doch bereits erkennen, dass er gewillt und in der Lage ist, mehr Leben in die Städtepartnerschaften zu bringen, die Dinslaken pflegt. Der Verein ist damit nur ein weiteres Beispiel von vielen dafür, dass Gemeinwesen in allen Bereichen dort am besten funktionieren, wo ihre Bürger bereit sind, sich ehrenamtlich zu engagieren. In Zeiten, in denen es manchmal scheint, als sei das Durchsetzen der eigenen Interessen oberstes Gebot, braucht es Menschen, die sich den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus bewahren und sich einsetzen.

Was aus der Idee einiger weniger Einzelner erwachsen kann, zeigt sich auch am Beispiel des Friedensdorfes. Menschen, die sich für andere einsetzen, können die Welt nicht aus den Angeln heben, können sie nicht zu einem Hort der Glückseligkeit machen, aber sie können viel und Großes bewegen - zum Positiven. Und deswegen verdienen sie Unterstützung und Anerkennung.

Vieles in Dinslaken, Voerde und Hünxe würde ohne Ehrenamtler nicht funktionieren. Das sollten sich alle die immer mal wieder in Erinnerung rufen, die denken, städtische oder staatliche Stellen könnten alle Dinge besser regeln. Sicher, engagierte Menschen können auch nerven - weil sie denken, dass die Sache, um die es ihnen geht, die wichtigste der Welt ist, weil sie nicht immer verstehen wollen, dass sie, die sie doch das Beste wollen, sich dennoch an bestimmte Regeln und Verfahrensabläufe halten müssen, weil sie, wie sollten sie auch anders, gelegentlich unprofessionell agieren.

Dennoch, ohne ihr Engagement wäre das Leben in den Städten und Gemeinden um vieles ärmer und - auch das ist ein nicht ganz unwesentlicher Punkt - es wäre um vieles teurer. Das, was Menschen in Vereinen, Verbänden oder als einzelne ehrenamtlich bewegen, ist schlicht und einfach unbezahlbar. Und weil das so ist, lässt es sich auch in den Städten und Gemeinden am besten leben, die das ihnen Mögliche dazu beitragen, viele Menschen zum ehrenamtlichen Engagement zu motivieren. Das macht - siehe oben - manchmal Mühe, aber es lohnt sich allemal mehr, als denen hinterherzurennen, die sich so gern als Sprecher von Mehrheiten aufspielen, letztlich aber nur Partikularinteressen vertreten.

Gerade Kommunalpolitiker sollten doch dafür ein Gespür haben, denn schließlich agieren auch sie ehrenamtlich. Das wird - auch wenn sie sich angesichts der Tragweite, die ihre Entscheidungen gelegentlich haben, natürlich besonders kritischen Maßstäben zu stellen haben - manchmal vergessen. Es ist aber so. Genau deswegen aber sollten sich gerade Kommunalpolitiker auch immer mal wieder fragen, ob sie sich so verhalten, dass ihr Beispiel dazu taugt, zum ehrenamtlichen Engagement im Sinne des Gemeinwohls zu motivieren.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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