Unsere Woche Normalbegabte haben es nicht leicht in dieser Stadt

Dinslaken · Warum auch die Sozialdemokraten zugeben sollten, dass ihr Bürgermeister es einem manchmal arg schwer macht, sein Handeln intellektuell zu verarbeiten.

Holla, da raffen sich Dinslakens Christdemokraten mal auf und kritisieren - was sonst ja eigentlich gar nicht zu ihren bevorzugten Übungen gehört - SPD-Bürgermeister Dr. Michael Heidinger wegen der ihrer Meinung nach zu schleppenden Entwicklung in Lohberg, und schon fangen sie sich einen geharnischten Konter des SPD-Stadtverbandsvorsitzenden ein. Reinhard Wolf packt gleich die ganz große Keule aus und wirft der CDU vor, entweder geschlafen zu haben oder die Dinge intellektuell nicht verarbeiten zu können. Rums! Gut gebrüllt, Löwe - pardon: Wolf. Allerdings, liebe Sozialdemokraten, solltet ihr schon einräumen, dass euer Bürgermeister es einem auch nicht immer ganz einfach macht, das, was er sagt, tut oder auch nicht tut, intellektuell zu verarbeiten. Zumindest dann nicht, wenn man nicht für sich in Anspruch nimmt, zu den hyperbegabten Menschenkindern auf diesem weiten Erdenrund zu gehören.

Nehmen wir doch mal die Diskussion ums Freibad. Da können intellektuell nicht überdurchschnittlich ausgestattete Zeitgenossen, das werden auch die Überflieger von der SPD zugeben müssen, schon verzweifeln.

Am Montag dieser Woche tagt der Sportausschuss. Dem gibt die Verwaltung, deren Chef der Bürgermeister ja bekanntlich ist, eine Empfehlung mit auf den Weg, wie er denn beschließen möge. Und in der Welt der Normalbegabten gehen nun alle davon aus, dass die Verwaltung - also auch deren Chef - die Dinge sorgfältig er- und abgewogen und nicht mal eben ausgewürfelt hat. Die Empfehlung der Verwaltung also lautet, dass das Hiesfelder Freibad wegen der niedrigeren Investitions- und Betriebskosten zum Naturbad ausgebaut werden soll. Zu dieser Empfehlung ist man im Rathaus gekommen, obwohl die Gutachter, was ja auch im Beschlussvorschlag der Verwaltung brav aufgelistet wird, erhebliche Risiken in dieser Lösung sehen.

Am Donnerstag tagt der Freibadverein Hiesfeld. In dem ist der Bürgermeister - nur zur Erinnerung: das ist der Chef der Verwaltung - Mitglied. Und was passiert? Der Mann sieht die Risiken auf einmal offenbar in einem ganz anderen Licht und rechnet der Versammlung flugs vor, dass die höheren Investitionskosten finanzierbar wären. Und jetzt, liebe Sozialdemokraten, erklärt uns solche Kapriolen mal, bitte. Aber kommt uns nicht mit dem Hinweis, dass es uns an intellektuellen Kapazitäten mangelt. Darauf müssten wir dann nämlich mit dem Hinweis reagieren, dass diejenigen, die uns immer erklären, dass wir nur zu dumm sind, die Dinge zu verstehen, damit rechnen müssen, dass wir zu der Überzeugung kommen, dass sie uns eigentlich nur für dumm verkaufen wollen.

Also versuchen wir es mal mit Logik für Normalbegabte: Zwischen Montag und Donnerstag hat sich an den Fakten und der Risikoeinschätzung der Gutachter nichts verändert. In Kenntnis der Risiken hat die Verwaltung, deren Chef, wir erwähnten es ja schon, der Bürgermeister ist, vorgeschlagen - und zwar aus Kostengründen - in Hiesfeld ein Naturbad zu bauen. Wenn also die Kosten für die Verwaltung trotz aller erkennbaren Risiken das ausschlaggebende Argument waren, dann müsste der Bürgermeister jetzt eigentlich erklären, dass es eine nachhaltig kostengünstigere Lösung gebe und die wäre, das Hiesfelder Freibad zu schließen und das DINamare zu einem Schwimmzentrum für die gesamte Stadt auszubauen. Das will der Bürgermeister nicht. Manche würden auch behaupten, er traut sich nicht. Da nimmt er dann lieber in Kauf, dass der Eindruck entsteht, dass er seine Fahne in jeden Wind hängt. Koste es, was es wolle. In diesem Fall rund 800.000 Euro zuzüglich der deutlich höheren Betriebskosten. Aber das mit dem Geldausgeben ist für den Bürgermeister ja offensichtlich schon lange kein großes Problem mehr, wenn man sich mal ansieht, wie in dieser Stadt inzwischen mit Millionenbeträgen hantiert wird.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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