Dinslaken Neunjähriger backt Plätzchen für Walsumer Flüchtlinge

Dinslaken · Die meisten Kinder denken an Weihnachten wohl als erstes daran, was sie auf ihren Wunschzettel schreiben - und ob die Wünsche in Erfüllung gehen. Doch Johannes Wiersma (9) aus Walsum denkt an Weihnachten daran, wie er anderen Kindern eine Freude machen kann. Deswegen hat er mit seiner Schwester Mia (6) selbst gebackene Plätzchen vor seiner Haustür verkauft. Über 500 Euro hat Johannes auf diese Weise eingesammelt. Von dem Geld will er nun Flüchtlingskindern etwas kaufen, die demnächst in das Umfeld der Frankenschule ziehen. Johannes ist das älteste von drei Kindern, neben Mia hat er noch eine 14 Monate alte Schwester Frieda. Sein Vater Johannes (39) arbeitet als Betriebsleiter beim Immobilienverwalter SKE. Seit zehn Jahren leben Ina und Johannes Wiersma in Duisburg. Die Idee, fremden Kindern eine Freude zu machen, hatte Johannes schon im vorigen Jahr. Seine Mutter Ina (33) erzählt, wie alles angefangen hat: Eines Abends kurz vor Weihnachten sei die Familie mit dem Auto zum Duisburger Weihnachtsmarkt gefahren. An einer Baustellenampel musste der Vater halten und die Eltern beschwerten sich darüber, dass die Stadt kurz vor Jahresende noch die letzten Gelder zum Fenster hinauswerfe.

 Johannes Wiersma mit seinen Eltern beim Plätzchenverkauf.

Johannes Wiersma mit seinen Eltern beim Plätzchenverkauf.

Foto: probst

Johannes habe dann gefragt, warum man das Geld nicht einfach nehmen könne, um Kindern im Kinderheim etwas Schönes zu Weihnachten zu kaufen. "Ich wollte mit ihm zusammen am nächsten Tag ein Gesellschaftsspiel kaufen zum Verschenken", erzählt Ina Wiersma. "Aber das hat ihm nicht gereicht." Stattdessen hatte er die Idee, vor der Haustür Plätzchen zu verkaufen und die Einnahmen zu spenden.

"Ich wollte ihn darin unterstützen", sagt die Mutter. Und darum stellte sie sich eine ganze Nacht lang in die Küche und buk. "Ich hatte die Hoffnung, dass wenigstens 20 Euro zusammenkommen." Tagsdarauf verkauften Johannes und Mia die Plätzchen und sammelten 250 Euro. "Für ein Kind, das im Monat 18 Euro Taschengeld bekommt, ist das ein Vermögen", sagt Ina Wiersma. Doch das Kinderheim wollte nur eine Geldspende annehmen. Johannes war aber nicht davon abzubringen, selbst Geschenke für die Kinder zu kaufen. Schließlich kam das Geld dem Friedensdorf zugute.

Dieses Jahr soll es anders laufen. "Wenn wir das noch mal machen, müssen wir früher mit dem Backen anfangen, habe ich damals zu Johannes gesagt", erzählt die Mutter. Eine Woche lang haben Johannes und Mia mit ihrer Mutter nachmittags Liebesgrübchen, Spritzgebäck und Vanillekipferl gebacken. Die Plätzchentüten waren schnell verkauft, sogar OB Sören Link kam vorbei, um ein Tütchen zu kaufen.

Damit Johannes dieses Jahr von dem Geld auch Geschenke kaufen darf, hat Mutter Ina sich an den Leiter der Grundschule, Peter Steuwer, gewandt. Er wird organisieren, dass Johannes für die Kinder im Umfeld der Frankenschule Geschenke kaufen kann und ihn zu den Familien begleiten. Spielzeug und Anziehsachen möchte Johannes hauptsächlich kaufen.

Heute, an Heiligabend, hat auch Johannes' Vater Geburtstag. "Wir wollten ihm eigentlich einen Roboter schenken", sagt der Junge. "Aber das ist zu teuer."

(RP)
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