Dinslaken Nach Hochwasser drohen nun nasse Keller

Dinslaken · Experten befürchten, dass in nächster Zeit der Grundwasserspiegel ansteigt und in Häusern Schäden verursacht.

 Blick auf den Rhein in Wesel.

Blick auf den Rhein in Wesel.

Foto: Klaus Nikolei

Während in den letzten Tagen viele mit Sorge die Berichte über das Rheinhochwasser verfolgt haben, ist parallel zu den steigenden Pegelständen die Stimmung bei Uwe Steidle gestiegen. Denn der Weseler Unternehmer verleiht Bautrockner. Die werden, davon ist er überzeugt, "in den nächsten Wochen und Monaten gefragt sein". Denn mit dem Hochwasser, das mittlerweile seinen vorläufigen Höchststand erreicht hat und nun langsam zurückgeht, steigt in aller Regel auch das Grundwasser an, das dann, zeitlich verzögert, für so manchen feuchten Keller sorgt. "Und dann werden unsere Geräte auch wieder gefragt sein. Wichtig für uns nach einem vergleichsweise trockenen Jahr 2017, in dem die Umsätze in diesem Bereich rückläufig waren", sagt Uwe Steidle.

Dinslaken: Nach Hochwasser drohen nun nasse Keller
Foto: van Offern Markus

Auf die Gefahren des sogenannten Grundhochwassers macht aktuell auch die Weseler Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW aufmerksam. Beratungsstellenleiterin Karin Bordin rät allen Hausbesitzern deshalb, "bei ihrer Kommune nachzufragen, ob ihr Grundstück vom Grundhochwasser gefährdet ist". Einige Gemeinden böten sogar eine adressgenaue Online-Suche an, die die Gefährdungslage des eigenen Grundstücks auf entsprechenden Karten kennzeichnet. Mag sein, dass einige Kommunen diesen Service anbieten. Wesel jedenfalls gehört nicht dazu. Man verweist dort auf die Untere Wasserbehörde beim Kreis Wesel.

Wie dem auch sei. Fakt ist jedenfalls, dass sich Hausbesitzer, die immer schon Probleme mit feuchten Kellerräumen haben, auf die Gefahr des Grundhochwassers einstellen. Diesen Rat gibt nicht nur die Verbraucherzentrale, sondern auch Ingo Egerlandt von der Provinzial Rheinland in Wesel. "Denn Schäden, die durch steigenden Grundwasserspiegel entstehen, können nicht versichert werden", sagt der Versicherungsexperte. Das Gleiche gelte auch für undichte Wände, durch die das Wasser komme. Anders sehe die Sache aus, wenn nach starken Regenfällen Wasser durch Kellerschächte ("Sollöffnungen") ins Haus dringt. "Generell kann ich nur jedem raten, alle im Keller gelagerten Wertgegenstände zwölf Zentimeter über dem Kellerboden zu lagern. Dazu gehören auch Waschmaschinen und Trockner", sagt Ingo Egerlandt. Apropos Trockner: Sollte der Keller nass werden und ein Bautrockner nötig sein, ist laut Egerlandt darauf zu achten, dass dieser "fachgerecht ist. Denn es gibt Estrichböden, bei denen ein Raumlufttrockner nicht ausreicht. Und wer im Keller eine ausgebaute Bar mit Holzvertäfelung hat, erlebt nach dem Eindringen von Wasser den Gau: Da muss die Vertäfelung geöffnet werden, um die Wand dahinter zu trocknen. Ansonsten könnte sich Schimmel bilden." Wichtig ist für Egerlandt auch der Hinweis, bei Wasser im Keller unbedingt die Sicherung rauszudrehen. Ist das nicht möglich, weil der Sicherungskasten im Keller hängt, unbedingt die Feuerwehr anrufen - wegen der Stromschlaggefahr. "Die Wehrleute haben nämlich spezialisolierte Schuhe und Gummianzüge", so Egerlandt.

Wie gesagt, gegen Schäden durch aufsteigendes Grundwasser kann man sich nicht versichern. Gleichwohl sollten Betroffene Schäden ihrer Elementarversicherung melden. Das rät Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Auch eine Haftung des Architekten könnte im Einzelfall in Betracht kommen. Denn der Architekt müsse so planen, dass das Gebäude zuverlässig und dauerhaft gegen außen abgedichtet ist.

Welche Häuser in der Region besonders durch Grundhochwasser gefährdet sind, dazu können selbst Fachleute keine genauen Angaben machen. Auch nicht Holger Friedrich, der Geschäftsführer des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze. "Zwar ist das Ansteigen des Grundwasser in Folge des Rheinhochwassers ein ganz natürliches Ereignis, doch wen es trifft und in welcher Form, das kann niemand sagen."

Er rät neu Hinzugezogenen, sich mit Nachbarn auszutauschen, die schon das Hochwasser 1995 mitgemacht und Erfahrung haben. "Der beste Schutz vor Wasser im Keller ist, entweder eine Wanne zu bauen oder auf den Keller zu verzichten", sagt er. Ähnlich äußert sich Berthold Schwenke vom Deichverband Duisburg-Xanten. Lange seien die Büdericher vom Grundhochwasser betroffen gewesen. "Doch mit der Sanierung der Deichwand ist das Problem gelöst."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort