Dinslaken/Voerde/Hünxe Mit Know-how gegen Einbrecher

Dinslaken/Voerde/Hünxe · Die Wohnbau Dinslaken will ihre rund 6000 Wohnungen in Dinslaken, Voerde, Hünxe und Walsum besser vor Einbrechern schützen. Deshalb arbeitet sie jetzt eng mit der Weseler Kreispolizei zusammen.

 Wolfgang Clanzett von der Kreispolizei zeigt den Wohnbau-Mitarbeitern, dass ein ungesichertes Fenster in Sekunden aufgebrochen werden kann.

Wolfgang Clanzett von der Kreispolizei zeigt den Wohnbau-Mitarbeitern, dass ein ungesichertes Fenster in Sekunden aufgebrochen werden kann.

Foto: Heiko Kempken

Kriminalhauptkommissar Michael Kootz-Landers hat sich mit dem typischen Werkzeug eines Einbrechers bewaffnet: einem Schraubenzieher. Er steht vor einem Ausstellungsfenster in der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Wesel und hält einen kurzen Vortrag zum Einbruchsschutz. Dann setzt er sein Werkzeug an. Er hebelt kurz am rechten Teil des Fensters herum, und schon steht es offen. Die ganze Aktion hat nicht einmal zwei Sekunden gedauert. "So einfach ist das", sagt der Sachverständige der Weseler Polizei in Sachen Einbruchssicherung. "Wenn Einbrecher einmal länger brauchen, fühlen sie sich gleich unwohl."

 Kriminaldirektor Roland Wolff (l.) und Wohnbau-Geschäftsführer Wilhelm Krechter (r.) unterzeichneten die Kooperationsvereinbarung.

Kriminaldirektor Roland Wolff (l.) und Wohnbau-Geschäftsführer Wilhelm Krechter (r.) unterzeichneten die Kooperationsvereinbarung.

Foto: Kempken

Diese Vorführung des Präventionsbeauftragen fand im Rahmen der landesweiten Aktionswoche "Riegel vor" statt, die die nordrhein-westfälisch Polizei noch bis Sonntag, 30. Oktober, durchführt. Zum Auftakt in die Präventionswoche unterzeichneten die Kreispolizei und die Wohnbau Dinslaken einen Kooperationsvertrag. Das Unternehmen, das in Dinslaken, Voerde, Hünxe und Walsum rund 6000 Mietwohnungen hat, will sein Angebot durch die enge Zusammenarbeit mit der Polizei verbessern. "Wir haben bei Mieterbefragungen festgestellt", sagt Wohnbau-Geschäftsführer Wilhelm Krechter, "dass das Sicherheitsbedürfnis unserer Mieter in den vergangenen Jahren stark angestiegen ist." Mit der Kooperationsvereinbarung, die neben technischen Schulungen für die Mitarbeiter auch bauliche Fachberatung durch die Polizei bei Neubauprojekten vorsieht, wolle das Unternehmen sicherstellen, dass die Kunden künftig noch besser vor Wohnungsaufbrüchen geschützt sind.

Einbrüche, sagt Roland Wolf, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Weseler Kreispolizei, würden neben finanziellen vor allem psychologische Probleme verursachen. "Das Gefühl, dass fremde Leute in der eigenen Wohnung unterwegs gewesen sind, ist für viele Betroffene schlimmer als der finanzielle Schaden". Um zu verhindern, dass es überhaupt zu solchen Situationen kommt, sei die präventive Arbeit der Polizei besonders wichtig. "Wir freuen uns deshalb auch, dass die Wohnbau enger mit uns zusammenarbeiten will", sagt Wolf. "Die Mitarbeiter des Unternehmens sind Multiplikatoren für uns, die unser Wissen an die Mieter weitergeben können." Dass die Polizei mit ihrer Präventionsstrategie erfolgreich ist, belegen kriminaltechnische Auswertungen. Während früher auf 100 Einbruchsversuche noch 60 vollende Einbrüche kamen, sind heute nur noch rund 53 Prozent der Versuche erfolgreich. "Das zeigt uns, dass wir auf einem guten Weg sind", sagt Wolf.

"Wir dürfen aber jetzt nicht nachlassen." Ziel der Aktionswoche sei es deshalb, Eigentümer und Mieter weiter für die Gefahren zu sensibilisieren, die mit einer ungenügenden Absicherung der eigenen vier Wände verbunden sind.

"Mehr als 50 Prozent der Täter schlagen tagsüber zu", sagt Wolfgang Clanzett, sicherheitstechnischer Berater bei der Kreispolizei. "Und wenn die Diebe länger als zehn Sekunden brauchen, um sich Zugang zu verschaffen, brechen sie den Einbruch häufig ab." Der Aufwand für die Verbrecher lasse sich mit geringem Aufwand erhöhen. "Schon für 70 bis 80 Euro kann man die meisten Fenster so nachrüsten, dass es die Gesellen deutlich schwerer haben."

Ist es zu einem Einbruch gekommen, ermittelt die Polizei. Im Kreis Wesel werden rund 15 Prozent der Fälle aufgeklärt - eine Zahl, die täuscht. "Tatsächlich ist die Zahl der Täter, die wir ermitteln, viel höher", sagt Wolf. Die Zuordnung sei das Problem. "Wir erfassen Einbrüche nur als aufgeklärt, denen wir einen Täter zuordnen können." Und da die meisten ertappen Einbrecher nicht geständig seien, könne man viele Fälle nicht abschließen.

(th)
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