Serie Stadtführungen Mit der Hexe durch die Stadtgeschichte

Dinslaken · Gästeführerin Beate Hettmer nimmt ihre Gäste in ihrer Rolle als Hexe Ulanth Dammartz mit auf einen Rundgang durch die Dinslakener Historie. Dabei gibt es einiges über die Stadt zu erfahren, von deren Anfängen bis hin zur heutigen Zeit.

 Vor dem Tor zum Burginnenhof begrüßt Gästeführerin Beate Hettmer als "Hexe" Ulanth Dammartz die Teilnehmer an der "Hexenführung".

Vor dem Tor zum Burginnenhof begrüßt Gästeführerin Beate Hettmer als "Hexe" Ulanth Dammartz die Teilnehmer an der "Hexenführung".

Foto: Martin Büttner

Dinslaken Beim Thema "Hexe" haben die meisten Menschen ein bestimmtes Bild im Kopf: Ein Gesicht mit langer, krummer Nase und Warzen, ein Spitzer Hut und ein Besen. "Solche Hexen gibt es nur im Märchen", sagt Gästeführerin Beate Hettmer den Teilnehmern ihrer Führung durch die Stadt. Was sie erzählen möchte, ist allerdings keine fantastische Erzählung, sondern die Geschichte einer Frau, die tatsächlich im 16. Jahrhundert so stattgefunden hat: die Geschichte von Ulanth Dammartz, in deren Rolle Beate Hettmer schlüpft.

In ihrem liebevoll gestalteten Kostüm, mit fellgeschmückten Schultern und lederner Tasche am Gürtel, geht es zum Ort des Geschehens: in den Burginnenhof. "40 Meter hoch war der Gefängnisturm der Stadt. Das sicherste Gefängnis weit und breit", berichtet Beate Hettmer. Dort angekommen, stellt sie sich auf die Treppe, die einst ins Verlies führte. "Sechs Jahre lang war ich eingesperrt. Jetzt bin ich endlich frei", ruft sie. 1516 hatte man Ulanth Dammartz eingesperrt, weil man sie der Hexerei verdächtigte, nachdem es während ihres Aufenthaltes im Kloster Marienbaum nahe Xanten seltsame Vorkommnisse gegeben hatte. Damals Grund genug, die junge Frau einzusperren.

Um zu zeigen, wie man Frauen im Rahmen der Hexenjagden zu Geständnissen brachte, hat Beate Hettmer eine Daumenschraube dabei, die sie ihren Gästen vorführt. Ulanth Dammartz kam nach sechs Jahren im Turm wieder frei und machte sich auf den Weg nach Antwerpen. "Das ist zumindest die Version der Geschichte, die ich für meine Führungen benutze", erklärt Beate Hettmer. Denn die Teilnehmer an der Führung sollen der Frau nun durch die Stadt folgen. "In dieser Zeit reiste man besser nicht alleine", erklärt die Gästeführerin.

Zuerst erzählt sie etwas über die Anfänge der Siedlung. Schon im 9. Jahrhundert gab es eine Motte (eine Festung mit Palisadenwall) im Raum der Rotbachniederung. Im 12. Jahrhundert entstand eine steinerne Burg und im 13. Jahrhundert kam Dinslaken in Klever Besitz. Und der Blick in die Geschichte wird anschaulich. "Dort wo heute das Burgtheater ist, umfloss früher ein Wassergraben gespeist vom Rotbach die Burg", erklärt Beate Hettmer. Dann geht es über die Rittergasse, die früher mal "Hundsport" hieß, da hier die Jagdhunde des Herzogs von Kleve standen in Richtung des Kreisverkehrs und dann der Klosterstraße. Und die Führungsteilnehmer erfahren, dass es hier früher ein Kloster gab und an der Duisburger Straße ein Hospital, um dass sich die Nonnen des Klosters kümmerten.

Unter den wichtigen Orten in der Stadt darf natürlich der Altmarkt nicht fehlen. "Hier wird seit 1478 ein Wochenmarkt abgehalten", erzählt Beate Hettmer und ließt direkt den Text der Urkunde vor, mit dem die Einrichtung des Marktes beschlossen wurde. Hier gibt es für die Führungsteilnehmer einen Schluck "Hexengalle" zu trinken, während Beate Hettmer von weisen Frauen erzählt, die als Hexen verfolgt wurden. "Seltsam, geächtet und sonderbar. Wer nicht in der Norm ist, bedeutet Gefahr", murmelt die Gästeführerin.

Und die Führungsteilnehmer erfahren immer mehr über die Stadt. Zum Beispiel, dass die stoffverarbeitenden Zünfte früher die wichtigsten in der Stadt waren und ihre Waren in Sichtweite der Burg in Rahmen trockneten. Oder wie es wohl in einer Stadt im Mittelalter und der Frühen Neuzeit ausgesehen haben mag und wie sich die Stadt Dinslaken entwickelte und wie sie verwaltet wurde. Der Spaziergang durch die Stadtgeschichte und zugleich durch das heutige Dinslaken, angefüllt mit Informationen und kleinen Geschichten, begeistert die Teilnehmer.

Am Ende des Rundgangs gibt es Applaus für die Gästeführerin. "Ich hoffe, Sie gehen jetzt mit offenen Augen durch die Stadt und sehen die Geschichte hinter den Steinen", sagt Beate Hettmer zum Abschied. Ihre Gäste nicken und lächeln. Klare Sache!

(fla)
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