Voerde Mit dem Fahrrad zum Mississippi

Voerde · 2001 tourte Peter Diederichs mit dem Fahrrad am "Old Man River" entlang. Anlässlich des 200. Geburtstags des Fahrrades hat der Pfarrer im Ruhestand seine Erinnerungen an die Reise nun in Buchform herausgebracht.

 Auch mit wenig Gepäck war die Tour eine schweißtreibende Angelegenheit.

Auch mit wenig Gepäck war die Tour eine schweißtreibende Angelegenheit.

Foto: PD

Keine feste Route, keine gebuchten Hotelzimmer. Dafür ein Zelt, ein Fahrrad und ein Fluss zu Orientierung. So begibt sich Peter Diederichs aus Voerde im Jahr 2001 auf eine Reise in die USA. Mit dem Fahrrad möchte er den Mississipi erfahren, im wahrsten Sinne des Wortes. Nur Start und Ziel der Rundfahrt stehen fest: Es soll von Minneapolis in Minnesota nach Nashville in Tennessee gehen. Nun, 16 Jahre später, hat Peter Diederichs den 200. Geburtstag des Fahrrades zum Anlass genommen, um seine Reise anhand seines Reisetagebuches noch einmal zu erleben und die Erfahrungen in seinem Buch "Mit dem Fahrrad am Mississippi" zu verarbeiten.

Wer hier einen verklärten Blick auf die idyllische Landschaft an den Ufern des "Old Man River" erwartet, wird vielleicht eine kleine Enttäuschung erleben. Denn Peter Diederichs nimmt seine Leser auf eine sehr persönliche Art und Weise mit auf die Reise auf dem Drahtesel entlang des Flusses. Und die ist ziemlich beschwerlich, warten doch Temperaturen jenseits der 35-Grad-Grenze und schnurgerade über jede Steigung hinweggezogene Straßen auf den Radtouristen. Der kämpft sich zuweilen mit dem Blick auf den Asphalt durch die Landschaft, getrieben von Hunger und der Suche nach der nächsten Möglichkeit, sein Zelt aufzuschlagen.

Bemerkenswert dabei, mit welchem Grad an Selbstironie der Pfarrer im Ruhestand zu Werke geht. Dass ihm die amerikanischen Kühe von ihren Weiden aus nachschauen, wenn er durch die weiten Flächen der Landschaft radelt, kommentiert er folgendermaßen: "Ein Rindvieh auf dem Fahrrad schien ihnen sehr fremd zu sein und irritierte sie offensichtlich." Auch sein, für einen Touristen wohl eher ungewöhnliches, Aussehen, bleibt der scharfen Selbstreflexion nicht verborgen: "Mein Erscheinungsbild kam offenbar an das eines Landstreichers heran", schreibt Diederichs. Kaum verwunderlich, dass da immer wieder Menschen in Autos neben ihm anhalten und fragen, ob sie helfen können und ob alles in Ordnung sei. Gelegentlich drückt man ihm Getränke und Nahrungsmittel als "milde Gaben" in die Hand. Andere Menschen schauen skeptisch, wenn der Radfahrer bei Regenwetter zu ihren Häusern kommt und nach einem Platz zum Übernachten fragt.

Zwischendurch gibt Peter Diederichs Einblicke in das Leben in den Gebieten rund um den Mississippi. Er sieht Farmgebäude, die schon seit Jahren verlassen sind und zum Verkauf stehen, blickt auf das monotone Grau amerikanischer Großstädte und über endlose Maisfelder, neben denen er vorbei radelt. Er trifft Menschen, die in Wohnwagen auf Campingplätzen leben, begegnet Pfadfindern und Landwirten und entdeckt seine Liebe für ein gewisses, braunes, koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk: "Kalt und süß, das half dem alten Mann aufs Fahrrad und auf dem Fahrrad", schreibt Diederichs über seinen während der Reise ausufernden Cola-Konsums. Und außerdem sinniert er, wie man es von einem Pfarrer erwarten kann, zwischendurch auch über das Kirchen- und Gemeindeleben in den Staaten nach, macht sich Gedanken über Sprache oder über seine eigene Motivation zu dieser Reise. Am Ende geht ihm dann aber doch die Lust am Radfahren aus. Nach wohl mehr als 2000 Kilometern Strecke auf dem Drahtesel lässt er sich die letzten Kilometer nach Nashville von seinem Bekannten abholen und reist, kurz nach den Anschlägen auf das World Trade Center im September 2001 wieder in die Heimat.

Für 9,80 Euro gibt es den 135 Seiten starken Reisebericht, der im Edition Fischer Verlag erschienen ist, zu kaufen. Peter Diederichs wird sein Buch am 30. November, 19.30 Uhr, in der Buchhandlung Lesezeit in Voerde vorstellen.

(RP)
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