Reportage Am Montag Mit Colts und Schwert zum Karnevalszug

Dinslaken/voerde · Die Polizei sähe zur fünften Jahreszeit gerne weniger Spielzeugwaffen auf den Straßen. Wobei man natürlich niemandem vorschreiben möchte, wie er sich verkleiden soll. Wie sehen das Händler und die Jecken?

 "Wir verkaufen Spielzeugwaffen schon immer, und bisher hat es da auch nie Probleme gegeben", sagt Marktleiter Andre Stepper (r.) im Marktkauf Voerde, hier mit Peter Bartels, Leiter Non Food-Artikel

"Wir verkaufen Spielzeugwaffen schon immer, und bisher hat es da auch nie Probleme gegeben", sagt Marktleiter Andre Stepper (r.) im Marktkauf Voerde, hier mit Peter Bartels, Leiter Non Food-Artikel

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Fingerspitzengefühl ist von den Jecken gefragt, wenn es um die Auswahl ihrer Kostümierung geht. Als Dschihadist verkleidet mit Bombengürtel auf den Karnevalszug gehen? Keine gute Idee, wie jedermann klar sein sollte. Aber wie steht es mit Colts für Cowboys und Säbeln für Piraten? Liegen die noch immer in den Geschäften und wollen die Jecken das überhaupt noch? An der Dinslakener Innenstadt scheint Karneval größtenteils vorbeigezogen zu sein. Kostüme sind hier in den Geschäften kaum zu finden, lediglich hier und da lässt sich närrisches Zubehör zur Kostümierung finden. Auch im Spielwarengeschäft Bellenhaus hängen nur einige Kinderkostüme.

 "Ich bin in den letzten beiden Jahren als Cowboy gegangen", sagt der achtjährige Nils Determann. Jetzt denkt er an eine Polizeiuniform.

"Ich bin in den letzten beiden Jahren als Cowboy gegangen", sagt der achtjährige Nils Determann. Jetzt denkt er an eine Polizeiuniform.

Foto: Martin Büttner

"Bei uns ist Karneval kein großes Thema mehr. Die Kostüme haben zu viel Platz weggenommen und wurden zu wenig gekauft", erklärt Nicole Bellenhaus. Als kleine Zauberer oder Feen können sich Kinder hier noch ausstaffieren. Und wie sieht es mit Spielzeugwaffen aus? "Wenn wir die entsprechenden Kostüme hätten, hätten wir sicher auch Pistolen dazu", erklärt sie. "Das gehört einfach dazu."

Eine Vielzahl von Verkleidungsmöglichkeiten findet sich indes im Marktkauf in Voerde. Mehrere Aufsteller sind mit Kopfbedeckungen und Kostümen gefüllt und dazu gehört auch ein Aufsteller voller Plastikwaffen: Kleine und große Dolche, Schwerter, Pistolen in unterschiedlichen Ausführungen und Gewehre gehören zum Angebot. "Wir verkaufen diese Spielzeugwaffen schon immer, und bisher hat es da auch nie Probleme gegeben", sagt Marktleiter Andre Stepper. Allerdings wären die Colts mittlerweile eher etwas für Erwachsene. Und tatsächlich kommen erstmal zwei Herren, die Munition für Pistolen kaufen und nach einer passenden Waffe für ein Piratenkostüm suchen. "Bei den Kindern ist gerade eher Star Wars angesagt", erklärt Peter Bartels, der im Markt für Karnevalsartikel zuständig ist. "Die haben zu Cowboys nur noch selten einen Bezug."

Das kann man zumindest von Nils Determann nicht behaupten. Mit einem Cowboyhut auf dem Kopf und einem Plastikgewehr in der Hand fühlt sich der Achtjährige wohl. "Ich bin in den letzten beiden Jahren als Cowboy gegangen zu Karneval", erzählt er. Und dieses Jahr wäre eine Polizeiuniform die erste Wahl. Die passende Bewaffnung zum Kostüm war für ihn allerdings bisher kein Thema. "Bei uns in der Schule sind Spielzeugpistolen nicht erlaubt", erklärt er. Auch seine Mutter Sonja Determann müsste nicht unbedingt Spielzeugpistolen in den Händen ihres Sohnes sehen. "Ich bin kein großer Freund davon und eigentlich müssen Kinder sowas auch nicht in der Hand haben", sagt sie. "Aber ab einem gewissen Alter kann man es ihnen auch nicht mehr verbieten."

Dass die Polizei nicht unbedingt begeistert von Jecken mit Waffenattrappen ist, kann sie verstehen. "In der derzeitigen Situation kann ich das nachvollziehen. Manche Waffen sind auf dem ersten Blick auch nicht als Spielzeug zu erkennen", findet sie. "Auf der anderen Seite sollte man aber auch nicht alles verbieten."

(fla)
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