Unsere Woche Misstrauen gegenüber städtischen Rechenkünstlern

Dinslaken · Warum die Erfahrung lehrt, dass Misstrauen durchaus angebracht ist, wenn städtische Rechenkünstler am Werk sind, und warum Dinslakens Bürgermeister das selbst am besten wissen müsste.

Woher kommt eigentlich dieses Misstrauen, wenn Verwaltung rechnet? Die Frage ist leicht zu beantworten. Aus Erfahrung. Schließlich gibt es nicht wenige Beispiele, wo Verwaltung sich die Dinge so lange schön gerechnet hat, bis sie passten. Das war übrigens auch so, als die Entscheidung fiel, das Neue Stadthaus am Bahnhof aufzugeben und mit den Technischen Abteilungen der Verwaltung in die ehemalige Diskothek Glaspalast zu ziehen. Damals gab es viel und heftige Kritik an dieser Lösung und einer der schärfsten Kritiker war der heutige Bürgermeister Dr. Michael Heidinger. Der war damals allerdings noch nicht Verwaltungschef, sondern Bürgermeisterkandidat, und schon deswegen daran interessiert, seiner Vorgängerin am Zeug zu flicken. Aber er hat mit seiner Kritik ja Recht behalten. Der Umzug in die Räume des heutigen Technischen Rathauses an der Hünxer Straße ist die Stadt richtig teuer zu stehen gekommen. Das wird heute wohl kaum jemand ernsthaft bestreiten mögen. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass es lange so aussah, als setze der Bürgermeister alles daran, um nach Auslaufen des Mietvertrags die technische Verwaltung in neuen Räumen unterbringen zu können. Dass dies von Anfang an nur ein Trick war, um den Mietpreis drücken zu können, ist kaum vorstellbar, zu viele gute Argumente sprachen für eine Neubaulösung.

In der Tat ist es jetzt offenbar gelungen, den Mietpreis um einen namhaften Betrag herunterzuhandeln. Dass es aber dann jetzt die kostengünstigste Lösung für die Stadt sein soll, den Mietvertrag fürs alte Gemäuer, das sich trotz vorgesehener Sanierung wohl kaum auf den Stadt moderner Technik bringen lassen dürfte, für weitere 20 Jahre zu verlängern, hat der Bürgermeister, der die Causa, wie man aus dem Rathaus hört, zur absoluten Chefsache gemacht hat, bislang nicht glaubhaft vermitteln können, weil es mit Hinweis auf die Vertraulichkeit von Vertragsangelegenheiten auch nicht transparent kommuniziert wird. In diesem Fall allerdings ist das öffentliche Interesse so groß, dass der Anspruch eines privaten Vermieters auf Vertraulichkeit dahinter zurückstehen sollte.

Die Unabhängige Bürgervertretung hat nun eine Berechnung vorgelegt, wonach der Neubau eines Technischen Rathauses die Stadt deutlich billiger käme. Das gibt Michael Heidinger die Chance, seine Karten auf den öffentlichen Tisch zu legen. Er sollte sie nutzen und in der Auseinandersetzung mit den UBV-Argumenten klipp und klar nachweisen, dass sein Vorschlag, den Mietvertrag zu verlängern, der tatsächlich überzeugendste ist. Und wenn er das in der Kürze der Zeit bis Dienstag nicht schafft, spricht eigentlich nichts dagegen, die Entscheidung noch einmal zu verschieben. Das hektische Tempo, in dem jetzt auf einmal die Vertragsverlängerung - wie es heißt, ist die Unterzeichnung schon für den Tag nach der Ratssitzung terminiert - durchgezogen werden soll, schürt doch nur weiteres Misstrauen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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