Sozialer Brennpunkt? Das wahre Gesicht von Lohberg

Lohberg · Der Dinslakener Stadtteil hat einen schlechten Ruf. Hochburg für Salafisten, Kriminalität, Arbeitslosigkeit. Den Bewohnern des Stadtteils geht das gehörig auf die Nerven. Im Rahmen des Kunst- und Sozialprojektes "Lohberg 100" setzen sie sich jetzt zur Wehr. Es zeigt 100 Menschen im Alter von 1 bis 100.

Als sozialer Brennpunkt ist Lohberg bundesweit bekannt. Vor allem die Islamistengruppe mit dem Namen "Lohberger Brigade" hat Themenkarriere gemacht. Hinzu kommen Jugendarbeitslosigkeit, Armut, Anzeichen einer Parallelgesellschaft. Von 6000 Einwohnern habe rund ein Drittel Migrationshintergrund.

Doch das ist ein Zerrbild, sagen die Initiatoren von "Lohberg 100", einem Projekt, das von dem Verein Forum Lohberg ins Leben gerufen wurde. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, das "wahre Gesicht" des Stadtteils darzustellen. Ein Gesicht, das geprägt ist von Vielfalt, Schicksalen, Träumen und Wünschen. In einer Ausstellung soll dieses Gesicht nun gezeigt werden.

Auf 100 Bildern wurden 100 Menschen im Alter von 1 bis 100 abgelichtet. Jedes Alter mit einem eigenen Porträt — vom Kleinkind bis zur Urgroßmutter. "Wir wollen das wahre Gesicht des Stadtteils zeigen, indem wir seine Menschen porträtieren", sagt Janet Rauch vom Forum Lohberg.

Drei Monate hat es gebraucht, um 100 Teilnehmer im passenden Alter zu finden. Auf Facebook riefen die Organisatoren dazu auf, an dem Projekt teilzunehmen. "Wir haben aber auch darum gebeten, sich unter Freunden und Nachbarn umzuhören und weitere Kandidaten vorzuschlagen", erzählt Janet Rauch. Das habe funktioniert, und das auch bei den älteren Menschen im Alter von 80 bis 100. "Einige Ur-Lohberger haben wir nur für uns gewinnen können, weil deren Kinder die Aktion bei Facebook entdeckt haben."

Porträtiert wurden die 100 Lohberger von 15 Fotografen. Die Bildern zeigen sie in ihrer persönlichen Lebenswelt. So sitzt die 39-jährige Sengül Özdamar zu Hause auf ihrem Sofa, der 92-jährige Heinrich Sürig spielt auf seinem Akkordeon und die einjährige Elif Naz ist bei ihren ersten Gehversuchen zu sehen. Zu jedem Bild wurden die Lebenswünsche der Porträtierten festgehalten.

Ziel der Initiatoren ist es, den Menschen eine Stimme zu geben, über die in öffentlichen Debatten in Hinblick auf Bildungsbenachteiligung, Arbeitslosigkeit und Armut geredet wird. "Worum es uns jetzt bei Lohberg 100 geht, ist Kennenlernen, Austausch und Verständigung", sagt Rauch.

Eröffnet wird die Ausstellung am 12. Mai mit einem Fest im Ledigenheim Lohberg. Nach Pfingsten wandern die 100 Porträts dann in die Dinslakener Neutor Galerie. Wer digital einen Blick auf die 100 Gesichter werfen kann, sollte die Blog-Seite des Projektes besuchen.

(skr)
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