Dinslaken Lehrer frischen ihr Können als Retter auf

Dinslaken · Die Schüler machen es bei der Aktion "Dinslaken lernt Schwimmen" vor, wie Schwimmprüfungen bestanden werden. Aber auch Lehrer sind in der Pflicht, alle vier Jahre ihre Rettungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. DLRG bietet Kursus an.

 Normalerweise sind es die Lehrer gewohnt, vom Beckenrand Schwimmnoten für ihre Schüler zu vergeben. Um ihre Rettungsfähigkeit zu beweisen, müssen sie bei den Prüfern Frederik (links) und Fabian Friese (rechts) von der DLRG Dinslaken jedoch selbst ins Wasser.

Normalerweise sind es die Lehrer gewohnt, vom Beckenrand Schwimmnoten für ihre Schüler zu vergeben. Um ihre Rettungsfähigkeit zu beweisen, müssen sie bei den Prüfern Frederik (links) und Fabian Friese (rechts) von der DLRG Dinslaken jedoch selbst ins Wasser.

Foto: Martin Büttner

Wenn bei Sportlehrern Schwimmen auf dem Stundenplan steht, dann sind sie es gewohnt, die Unterrichtsinhalte vom Beckenrand aus zu vermitteln und zum Ende des Halbjahres zu überprüfen. Damit sie die Schüler stets unter Kontrolle haben und nicht die Übersicht im Schwimmbad verlieren, dürfen die Aufsichtspersonen selbst nur im Notfall ins Wasser. Doch sind die Lehrer lange nach ihrem Sportstudium noch in der Lage, im Ernstfall Leben zu retten?

Um dies zu garantieren, ist vor rund einem Jahr ein Erlass zur Sicherheit im Schulsport in Kraft getreten. Auch wenn es ungewohnt ist, wieder selbst im Wasser geprüft zu werden, müssen Sportlehrer inzwischen alle vier Jahre eine Auffrischung der Rettungsfähigkeit nachweisen. Vom Ministerium war es eigentlich geplant, dass das betroffene Personal einen Nachweis bis zum 31. Januar 2016 bei seiner Schulleitung einreichen muss. Diese Frist wurde bis zum 31. Juli 2016 verlängert. Die DLRG in Dinslaken rechnet damit, dass rund 7000 Lehrkräfte aus Nordrhein-Westfalen in jedem Jahr der Aufforderung des Ministeriums nachkommen werden. Die DLRG, die wie die Wasserwacht des DRK und der Schwimmerverband NRW im staatlichen Auftrag die Abnahme der Rettungsfähigkeit durchführt, bietet dafür einen speziellen Kursus an. Die Teilnahme kostet 60 Euro und wird aus dem Etat der Schulen bezahlt.

Über den Sinn der Auffrischung für mehr Sicherheit wird nicht diskutiert. Schließlich bemängeln die Lehrer, dass Kinder immer schlechter oder sogar gar nicht schwimmen können. Besonders hoch sei die Nichtschwimmerquote bei Schülern mit Migrationshintergrund, weil zum Beispiel deren Eltern nicht dafür sorgen, dass ihr Nachwuchs das sichere Schwimmen außerhalb des Schulunterrichts erlernt. Oder die Religion spielt bei muslimischen Mädchen eine Rolle, die sich nicht freizügig zeigen dürfen und dann beim Schwimmunterricht einfach fehlen.

Was die Lehrer bei dem Erlass hinterfragen, ist die planerische Abwicklung für die Auffrischung. Sie hätten es besser gefunden, wenn das Ministerium feste Prüfungszeiten vorgegeben hätte. So aber müssen sich die Pädagogen selbst über Kursangebote informieren und anmelden - die Verantwortung für die Einhaltung trägt die Schulleitung. Und noch ein Wunsch kam auf: Wegen der hohen Nichtschwimmerquote halten die Lehrer es für sinnvoll, einen Kursus für sie anzubieten, in dem sie die aktuellen Lehrmethoden für Anfänger kennenlernen, um diese in den Schwimmunterricht einzubauen.

Die Erfolgsquote der Lehrer liegt bei ihrer Auffrischung bei fast 100 Prozent. Bei der DLRG Dinslaken kam es erst einmal vor, dass einer Person die Rettungsfähigkeit nicht bescheinigt werden konnte. "Die Kursteilnehmerin kam von alleine nicht aus dem Wasser heraus, weil ihr die Kraft, sich eigenständig vom Beckenrand abzudrücken, fehlte. Die Regelung will keine älteren Lehrer aussortieren. Aber in diesem Fall musste man sagen, dass es besser ist, in Zukunft keinen Schwimmunterricht mehr zu geben", berichtet Ausbildungsleiter Fabian Friese. Gemeinsam mit seinem Bruder Frederik nimmt er bei der DLRG Dinslaken die Prüfung ab.

Zunächst werden den Lehrern im theoretischen Teil die Wiederbelebung, die stabile Seitenlage, der Umgang mit einem Defibrillator oder der Schwimmbad-Blackout in Erinnerung gebracht. Danach schlüpfen die Teilnehmer - wie ansonsten ihre Schüler - in ihre Badesachen und müssen in der Praxis 200 Meter unter sieben Minuten schwimmen, Tieftauchen, Streckentauchen, eine Umklammerung im Wasser vermeiden und lösen, abschleppen und lebensrettende Sofortmaßnahmen leisten. Manchmal begrüßt Fabian Friese auch selbstzweifelnde Pädagogen zum Kursus: "Bei vielen Lehrern liegt das Studium Jahrzehnte zurück und sie kommen mit Bedenken zu uns, ob sie die Prüfung noch schaffen werden. Aber eigentlich haben sie nichts zu befürchten. Wir arbeiten mit ihnen zusammen und zeigen ihnen gerne, wie es geht."

(gaa)
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