Dinslaken "Lasst die Finger von der Burghofbühne"

Dinslaken · Thorsten Weckherlin, langjähriger Intendant des Landestheaters, bricht eine Lanze für die Kultur.

Dinslaken: "Lasst die Finger von der Burghofbühne"
Foto: Büttner, Martin (m-b)

In die Diskussion um die angedrohte Schließung der Burghofbühne hat sich jetzt Thorsten Weckherlin, früherer Intendant des Landestheaters und seit einem Jahr Leiter des Landestheaters in Tübingen, eingeschaltet. "Lasst die Finger von der Burghofbühne", warnt Weckherlin und erinnert an die gemeinsame Verpflichtung von Politik und Gesellschaft, Freiräume für eine gute Kunst und ein Leben damit zu sichern.

"Auf dem Schlachtfeld der Verteilungen an Interessengruppen und Lauttöner unterliegt die Kultur immer wieder", schreibt Weckherlin an die Rheinische Post. "Aber wir sind nun mal ein Kulturstaat. Daher müssen wir auch immer wieder Farbe bekennen und den Künsten auch zu dem lebensnotwendigen Freiraum verhelfen. Die Kunst braucht, um sich zu Qualität und Größe zu entwickeln, Raum, Befreiung von Zeitdruck und Attraktivitätsverpflichtung."

Weckherlin mahnt Bürger wie Politiker angesichts der in seinen Augen katastrophalen Finanzlage der öffentlichen Hand, sich ihrer Doppelverantwortung bewusst zu werden. Und zwar sowohl für die Kulturinstitutionen als auch für die Situation des Staates. "Der Staat sind wir alle, die Kasse ist unsere gemeinsame - über Geld reden muss doch wenigstens in Bezug auf den eigenen Geldbeutel gestattet sein. Die Kulturinstitutionen und -unternehmen sind nicht die einzigen, die neue Strukturen brauchen. Der gesamte Bereich der öffentlichen Unternehmen braucht eine Reform, die ihn mit privatwirtschaftlichen Firmen konkurrenzfähig macht." Wenn der Kreis Wesel seine Mitgliedschaft bei der Burghofbühne kündige, könnte das Theater diese finanziellen Einbußen nicht kompensieren. Es bedeutete das Aus der Bühne. "Jede Institution, die heute geschlossen wird, bringt erstens nicht schnell genug das erforderliche Geld für die anderen, und zweitens ist sie voraussichtlich auf Dauer verloren", erklärt Weckherlin. "Solange noch irgendeine Strukturreform denkbar und realisierbar ist, kommt für mich die Schließung von lebendigen, erfolgreichen Kulturinstitutionen nicht in Frage."

(ras)
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