Pro Lasst den Wolf in Ruhe!

Denken Sie zurück an Ihre erste Erinnerung an einen Wolf. Es wird vermutlich ein Märchen sein.

Der Wolf und die sieben Geißlein oder Rotkäppchen - schon unsere Eltern haben uns vorgelesen, dass dieses Tier gemein ist. Am Ende starb es immer den verdienten Tod. Und in unsere Kinderseele hatte sich die Vorstellung vom bösen Wolf tief eingebrannt.

Aber bereits in unseren Kindertagen war der Wolf für die Menschen keine Bedrohung. Und er ist es auch heute nicht. Die Zahl der Tiere ist verschwindend gering. Dass die Sichtung eines Wolfes bei uns ein derartiges Echo auslöst, macht die Außergewöhnlichkeit des Ereignisses deutlich und nicht die erhöhte Risikolage.

Stellen wir also unser Kopfkino ab: Wir haben es nicht mit Wolfsrudeln zu tun, die durch unsere Wälder ziehen und in kalten Winternächten die Menschen mit ihrem Geheule erschrecken, sondern mit einzelnen Tieren, die es irgendwie alle paar Monate durch unser dicht besiedeltes NRW schaffen. Eine Bleibe werden sie hier wohl kaum suchen. Die Menschen sind viel zu nahe.

Sollte das für Sie kein Trost sein, stellen Sie sich vor, dass Sie beim Sonntagspaziergang im Wald plötzlich ganz anderen Tieren als einem Wolf gegenüberstehen können.

Am Niederrhein ist die Begegnung mit einem Wildschwein nämlich schon mal eher möglich. Die Tiere sind zwar ebenso scheu wie ein Wolf, aber sie können ungemütlich werden, wenn sie ihre Frischlinge dabei haben.

Übrigens: Wenn's im Wald nach Maggi riecht, sind Sie schon ziemlich nahe dran an einem Wildschwein. Haben Sie deswegen schon einmal die Flucht ergriffen?

Ober plädieren Sie dafür, dass der Fuchs ausgerottet werden sollte, weil der Fuchsbandwurm beim Menschen schwere Leberschäden verursachen kann? Oder sollte das Eichhörnchen verschwinden, weil der Nager, falls an Tollwut erkrankt, sich sogar auf Menschen stürzt?

Lassen wir den Wolf in Ruhe seiner Wege ziehen.

(RP)
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