Dinslaken Lachen über ungenießbare Postings

Dinslaken · Kabarettist Volker Weininger gastierte jetzt im Dachstudio Dinslaken mit dem Programm "Euer Senf in meinem Leben".

 Volker Weininger erzählte auch aus seinem Leben. Ein Jurastudium hat er abgebrochen, dann zu Lehramt gewechselt.

Volker Weininger erzählte auch aus seinem Leben. Ein Jurastudium hat er abgebrochen, dann zu Lehramt gewechselt.

Foto: Joosten

"Euer Senf in meinen Leben" heißt das Kabarettprogramm, mit dem Volker Weininger drei Abende im Dachstudio Dinslaken gastierte. Und wenn es im Moment einen Brei gibt, der durch den Senf, den manche dazugeben müssen, gänzlich ungenießbar wird, sind dies Internetkommentare. So traurig es ist: Sie machen Kabarettisten wie Weininger die Arbeit auf der Bühne richtig leicht.

Weininger zitiert die Islamphobistin, die sich sorgt, die Deutschen hätten zu wenig Rechte - "zu viele Rechte" kontert Weininger mit Blick auf Pegida und Co, antwortet auf den Spruch "Wer sich nicht benimmt, muss raus", mit der Frage "Warum seid ihr dann noch hier?".

Offenem und verstecktem Rassismus zu begegnen, ist für Volker Weininger nicht nur Kabarettistenpflicht.

Seine Frau, Erika Weininger, ist Kalifornierin. Ihre Vorfahren stammen aus China. Letzteres reicht, um bei ihr einen "asiatischen" Akzent zu entdecken, wie immer der bei Hunderten von Sprachen in Asien klingen mag. Überflüssig zu sagen, dass die Amerikanerin nie ein Wort Chinesisch gelernt hat.

Vielleicht liegt es an der Expertenschwemme, dass heutzutage fast jeder zu allem seinen Senf geben muss.

"Früher", das sind für den Mitvierziger die 80er Jahre, "gab es nur Peter Scholl-Latour und die Zahnarzt-Gattin aus der Zahnweiß-Werbung". Heute ist Oettinger EU-Experte fürs Internet und das mache ihn zwar nicht "happy", aber zumindest "glücklich".

Selber denken und das Feld weder den Internet-Trollen noch denen zu überlassen, die mit dem Leistungsdruck der Gesellschaft in einer Art Geschäfte machen, "die ihnen früher eine Dauergastrolle in 'Nepper, Schlepper, Bauernfänger' garantiert hätte". Volker Weininger hält nichts von Ballettunterricht für Babys, die noch nicht einmal Laufen gelernt haben und erzählt lieber seinem Erwachsenenpublikum eine Kurzfassung der "Odyssee".

Oder er schlüpft in seine Rolle als Karnevalspräsident: sturzbetrunken und politisch unkorrekt. Aber auch nachdenklich stimmend: "Warum müssen Veganer immer Fleisch nachbauen?", fragt sich der Präsident mit Narrenkappe angesichts von Tofumettbrötchen. Er ginge doch auch nicht in die Metzgerei und kaufe Hackfleisch, um sich daraus einen Obstsalat zu imitieren.

Im zweiten Teil des Abends wird Weininger privat. Erzählt, wie er in Bonn zunächst Jura studierte, dann desillusioniert vom Konkurrenzverhalten seiner Kommilitonen zu Deutsch und Englisch auf Lehramt wechselte.

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an mehreren Unis habe er Prüfungen korrigiert, mit dem Kognak-Schwenker in der Hand und einem Adventskranz schon im September, um sich milder zu stimmen. Wie solle man sonst damit umgehen, wenn Studenten Leibniz größten Verdienst in der "Entdeckung" des Leibniz-Kekses mutmaßten?

Übrigens: Vielleicht hätte der Student den Namen des letzten Universalgelehrten einmal googlen sollen - Leibniz bereitete um 1700 den Weg für den modernen Computer.

Immer wieder überraschte Weininger mit Rückbezügen auf vorherige Pointen. Am Freitag gab es dafür sogar Szenenapplaus.

(bes)
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