Dinslaken Kritik an Kürzungen bei Schwangerschaftsberatung

Dinslaken · Das so genannte Jamaika-Bündnis im Kreistag, bestehend aus CDU, Grünen und FDP, will die Zuschüsse für die Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen nicht mehr zahlen - aus Gründen der Haushaltskonsolidierung. Die Stadt Dinslaken habe sich dagegen bereits gewehrt, so Gleichstellungsbeauftragte Karin Budahn-Diallo, denn "die Folgekosten bleiben an den Städten hängen". Doch das kümmere die Politiker des Kreises recht wenig, muss selbst Petra Hommers, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Wesel, zugeben. "Die Politik setzt sich inhaltlich in keiner Weise mit dem Thema auseinander, das erwarte ich eigentlich", so Hommers.

 Im Gespräch über die Finanzkürzungen des Kreises im Bereich der Schwangerschaftskonfliktberatung: (v.l.) Frauke Bonn, Beate Heinen, Ulrike Stender, Leiterin der Beratungsstelle Duisburg/Moers, Arnd Rutenbeck, Diakonisches Werk Dinslaken, Karin Budahn-Diallo, Gleichstellungsbeauftragte Dinslaken, Petra Hommers, Gleichstellungsbeauftragte Kreis Wesel, Anja Krebs, Bernd Scheid (Awo), Jürgen Orts, Diakonisches Werk Wesel.

Im Gespräch über die Finanzkürzungen des Kreises im Bereich der Schwangerschaftskonfliktberatung: (v.l.) Frauke Bonn, Beate Heinen, Ulrike Stender, Leiterin der Beratungsstelle Duisburg/Moers, Arnd Rutenbeck, Diakonisches Werk Dinslaken, Karin Budahn-Diallo, Gleichstellungsbeauftragte Dinslaken, Petra Hommers, Gleichstellungsbeauftragte Kreis Wesel, Anja Krebs, Bernd Scheid (Awo), Jürgen Orts, Diakonisches Werk Wesel.

Foto: Kempken

Vier Beratungsstellen, zwei auf der rechten, zwei auf der linken Rheinseite betreiben das Diakonisches Werk und die Awo, mit elf Beraterinnenstellen. Sie decken den ganzen Kreis Wesel ab unter anderem mit Schwangerenberatung, sexualpädagogischen Angeboten, psychosozialer Beratung bei pränatalen Befunden, Schwangerschaftskonflikten, der "vertraulichen Geburt". Sie kooperieren mit Jugendhilfe, Ärzten, Hebammen, Schuldnerberatungen, Juristen, sozialen Hilfen, Wohnungsgesellschaften, Flüchtlingsberatungsstellen.

Dabei sei eine frühzeitige Erreichbarkeit von Frauen das Wichtigste, nur so ließen sich Problemsituationen verhindern. Man sei vor Ort, könne zeitnahe Termine vergeben. Die Forderung der Politik, die Frauen könnten doch auch nach Kleve oder Duisburg ausweichen, sei illusorisch. "Duisburg kann diese Frauen gar nicht mehr aufnehmen, wir arbeiten selbst schon am Rande des Möglichen", erklärt Ulrike Stender, Leiterin der Duisburger Beratungsstelle.

Durch die Flüchtlingskrise sei der Beratungsbedarf ums Vielfache gestiegen, eine Aufstockung von Personal und Finanzen statt Streichung wären sinnvoll. "Doch wir sind ja schon zufrieden, wenn es nur so weitergeht wie bisher", erklärte Stender. Und noch einen Grund für den Erhalt der Beratungsstellen sieht Bernd Scheid, Awo-Geschäftsführer im Kreis Wesel: Die Vergabe von Geldern aus der Bundesstiftung "Mutter und Kind - Schutz des ungeborenen Kindes" können nur Beratungsstellen vor Ort beantragen. 100 000 Euro würden so pro Jahr nicht abgerufen werden können, Gelder, die der Kreis oder die Kommunen ausgleichen müssten. Enttäuscht zeigen sich Scheid und Jürgen Orts, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Wesel, vor allem von den Kreis-Grünen. Gerade sie hätten in ihrem Wahlprogramm den Erhalt der Beratungsstellen vertreten.

(big)
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