Dinslaken Jubiläumsständchen begeistern 700 Gäste

Dinslaken · Der MGV Concordia feierte am Samstag sein 100-jähriges Bestehen in der Zentralwerkstatt des ehemaligen Bergwerks Lohberg. Dort herrschte eine besondere Atmosphäre: Eine Mischung aus Festspielhaus-Ambiente und Bergbau-Festakt.

 Der MGV Concordia zeigte in der Zentralwerkstatt sein Können. Foto: Kempken

Der MGV Concordia zeigte in der Zentralwerkstatt sein Können. Foto: Kempken

Foto: Heiko Kempken

"Kohle schafft uns Brot und Eisen / Unserm Lohberg ein Glückauf!" singen die Männer in ihren Bergkitteln und Schachthüten, während auf der Videoleinwand hinter ihnen historische Filmaufnahmen von der Arbeit unter Tage eingespielt werden. Der MGV Concordia feiert sein 100-jähriges Bestehen. Dort, wo seine Mitglieder von den Steigern an, die sich 1916 zum Beamtengesangsverein der Schachtanlage Lohberg zusammen taten, bis zu denen, die 2005 beim letzten Ökumenischen Gottesdienst in der Licht- und Lohnhalle dabei waren, ihren beruflichen Lebensmittelpunkt hatten. Der Wandel auf Lohberg ist längst eingeläutet, so wie im Konzert am Samstagnachmittag die Glocke nicht tatsächlich zur Seilfahrt, sondern zum Beginn der Programmteile in die Zentralwerkstatt rief.

Aber die Atmosphäre war schon eine andere als bei den sonstigen Kulturveranstaltungen in der imposanten Halle. Auf dem Lohbergkorso und drinnen in der ausverkauften, für rund 700 Gäste hergerichteten Halle, herrschte eine Mischung aus Festspielhaus-Ambiente und Bergbau-Festakt.

"Der Bergbau hat seine eigene Sprache, seine eigene Kultur", erklärte Peter Schrimpf, Arbeitsdirektor der RAG und Ehrenmitglied des MGV Concordia, und schloss in Hinblick auf die letzte Zechenschließung 2018 an: "Der Bergbau lebt in der Kultur, sprich dem MGV weiter.""Der MGV Concordia und die Politik, von Rau bis Kraft: Es sieht so aus, als sei es Pflicht für NRW-Ministerpräsidenten, den Chor kennenzulernen", meinte Schrimpf in Bezug auf die vielen festlichen Anlässe, die der MGV mitgestaltet hat. Bei seinem eigenen großen Jubelfest ließen sich die Sänger allerdings lieber selbst ein Ständchen bringen - oder mehrere.

Trommeln wirbeln, dann erklingen - Dudelsäcke. Die Rhine Area Pipes & Drums haben ihr Metier noch bei Mitgliedern der britischen Rheinarmee gelernt. Am Samstag betraten die Männer in stilechten Kilts mit der Europa-Hymne die Bühne und rührten das Publikum mit "Amazing Grace", bevor sie sich mit einem unverzichtbaren "Scotland the Brave" verabschiedeten.

Der weitere Nachmittag gehörte ganz jenen musikalischen Vereinigungen, die aus der heimischen bergmännischen Kultur hervorgegangen sind. Der Glückaufchor Walsum grüßte als "Sänger aus Walsum am Rhein", die Moerser Sänger stellten sich mit "Glück auf! Hier singt der Rheinland Knappenchor" vor. Der Werkschor Niederberg beschrieb das Leben vom "Bergmann im schwarzen Gewand". Aber das Repertoire aller hat sich in den Jahren erweitert. Die Bergwerkskapelle Niederrhein widmete der Concordia Sinatras "My way", der Knappenchor Homburg richtete sich mit dem "Festgesang" von Christian Siegler an die "Musik, Du heilige Kunst".

Kabarettistin Kordula Völker traf mit ihrem Dinslaken-Lied den Nerv des Publikum. Und dann sang der MGV Concordia doch noch einmal selbst. Bewies mit "Wir sind wieder hier, in unserm Revier", einer freien Textbearbeitung des Hits von Marius Müller-Westernhagen, dass neue Wege und Verwurzelung sich nicht ausschließen, und sich in den letzten Jahrzehnten eine neue Identität des Ruhrgebiets entwickelt hat, in der die alte mitschwingt.

Ein Programmhöhepunkt, dem mit dem von allen Chören gesungenen "Klinge Lied mir nach" und dem Steigerlied, in das auch das Publikum einstimmte, ein doppeltes, feierliches Finale folgen sollte.

(bes)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort