Dinslaken Jetzt beginnt die Abdichtung der Deiche

Dinslaken · Im Rahmen der Planung der Mündungsverlegung hat der Emscherverband diverse Hochwassersituationen simulieren und berechnen lassen.

 Die Emschermündung am Stapp: Dieses Bild wird bald Vergangenheit sein. Der Mündungsbereich wird um 500 Meter nach Norden verlegt.

Die Emschermündung am Stapp: Dieses Bild wird bald Vergangenheit sein. Der Mündungsbereich wird um 500 Meter nach Norden verlegt.

Foto: Otto Wasmund

Die Arbeiten der Emschergenossenschaft an der neuen Emschermündung in Dinslaken schreiten weiter voran. In den kommenden Tagen beginnt sie mit der Modellierung und Abdichtung der neuen Süddeiche für die Emscher westlich der Hagelstraße. Von den Arbeiten machten sich in der vergangenen Woche zahlreiche Besucher ein eigenes Bild. Zwei Führungen, die die Emschergenossenschaft angeboten hatte, waren restlos ausgebucht. Dabei stellten einige Bürger recht interessante Fragen zum Hochwasserschutz im Bereich der künftig neuen Mündung sowie zum eigentlichen Hintergrund der Maßnahme: Denn wieso muss die Mündung überhaupt verlegt werden? Und wer überprüft und genehmigt eigentlich die Planungen der Emschergenossenschaft?

Wenn die neue Mündung in einigen Jahren fertiggestellt ist, wird sie im Falle eines Rhein-Hochwassers auch Rückzugsraum für den Rhein bieten: immerhin mit einem Fassungsvolumen von rund 1,3 Millionen Kubikmetern. Der Aspekt Hochwassersicherheit wurde dabei gründlich geplant und überprüft. Die hydraulischen Berechnungen zur Bestimmung der Wasserspiegellagen und Fließgeschwindigkeiten wurden vom renommierten Institut für Wasser und Gewässerentwicklung (IWG) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) durchgeführt. Die Topographie des Rheins wurde in Abstimmung mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) bei der geometrischen Ausgestaltung des Gewässersystems berücksichtigt. Ebenso wurden in Bezug auf Hochwasser- und auch Niedrigwasserverhältnisse die untersuchten Abflussszenarien mit dem WSA abgestimmt. Im Detail sind verschiedene Varianten untersucht worden: Das Fazit aller Untersuchungen zeigte, dass die Verlegung und Umgestaltung der Emschermündung für alle betrachteten Abflusskonstellationen auf der sicheren Seite liegt. Auch in Bezug auf die Fließgeschwindigkeiten und weitere abhängige Strömungsgrößen im Rhein ist festzuhalten, dass keine Verschlechterung in Bezug auf den jetzigen Zustand zu erwarten ist.

Dass die neue Auenlandschaft gelegentlich bei Hochwasser geflutet wird, ist gewollt - denn nur so kann sich erst eine Auenlandschaft bilden. Da die Emscher auf ihren letzten Metern bis zum Rhein auch immer noch Gefälle haben wird, fließt das Wasser auch wieder ab. Einen ständig stehenden Emscher-See westlich der Hagelstraße wird es folglich nicht geben.

Im Übrigen bietet diese neue Auenlandschaft erst die Voraussetzung für eine Strukturvielfalt für gewässertypische Pflanzen- und Tierarten, die wiederum einen wichtigen Bestandteil des Neuen Emschertals bilden. Mit der Planung soll eine attraktive und ökologisch wirksame Verflechtung der Flüsse Emscher und Rhein sowie darüber hinaus auch der beiden Natur- und Erholungsräume Rheinaue Walsum im Süden und Wohnungswald im Norden erreicht werden.

Der ökologischen Verbesserung des Emschermündungsraums lag ein öffentliches Planfeststellungsverfahren nach dem nordrhein-westfälischen Verwaltungsverfahrensgesetz zugrunde. Im August 2008 hat die Emschergenossenschaft bei der Bezirksregierung Düsseldorf den Antrag auf Planfeststellung eingereicht, im August 2009 wurde er erörtert. Die Genehmigung zum geplanten Umbau wurde der Emschergenossenschaft nach einer mehrere Jahre dauernden Prüfung im September 2013 per Beschluss erteilt. Am 18. September 2013 erfolgte schließlich die Übergabe des Planfeststellungsbeschlusses durch die Bezirksregierung an die Emschergenossenschaft.

Nördlich vom Stapp fließt die Emscher gegenwärtig gradlinig und eingedeicht über ein Absturzbauwerk in den Rhein. Diese Lösung schafft zwar wasserwirtschaftliche Sicherheit, bildet jedoch auch eine bis zu sechs Meter hohe ökologische Barriere zwischen Rhein und Emscher: Die Mündung weist zurzeit keine Flächen zur Etablierung eigenstabiler Artengemeinschaften in einem Flussökosystem auf.

Die Emschergenossenschaft will für eine Lösung sorgen, damit künftig auch Fische aus dem Rhein ins Emschersystem schwimmen können. Der sechs Meter tiefe Absturz am Stapp wird künftig umgangen, indem die Mündung um etwa 500 Meter nach Norden verlegt und der Höhenunterschied elegant über so genannte Sohlgleiten überwunden wird. Diese Sohlgleiten muss man sich wie Treppenstufen anstelle eines Wasserfalles vorstellen.

(RP)
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