Maika Küster Jazz im Namen des weisen Pandas

Dinslaken · Die Dinslakener Jazzsängerin Maika Küster (22) ist mit ihrer Band "Der weise Panda" auf Erfolgskurs. In Düsseldorf hat das Quartett den mit 3000 Euro dotierten Sparda Jazz Award gewonnen. Im August geben die Musiker ein Konzert in Oslo.

 Die Stimme des weisen Pandas: Maika Küster.

Die Stimme des weisen Pandas: Maika Küster.

Foto: martin Büttner

Sie waren 17 Jahre alt, als Sie beschlossen, Jazzsängerin zu werden. Woher kam dieser Wunsch?

Maika Küster Ich spielte Querflöte in der Waldorf Jazz Connection in Dinslaken. Irgendwann habe ich Lust gehabt zu singen. Ralf Bazzanella, der Leiter der Gruppe, hat mich zu einer Probe eingeladen, wir haben ein paar Stücke gespielt, es hat unfassbar Spaß gemacht. Und dann habe ich in der Gruppe immer häufiger den Gesangspart übernommen.

Hatten Sie Vorbilder?

Küster Billie Holiday fand ich schon immer toll. Und Ella Fitzgerald. Die war großartig.

Was gefiel Ihnen an dieser Musik?

Küster Der Groove und der Rhythmus haben mich beeindruckt. Dieses Swing-Ding. Und dass diese beiden Frauen unfassbar schöne Stimmen haben.

Wie ging's weiter?

Küster Als ich erfahren hatte, dass man Jazzgesang studieren kann, war für mich klar: Das will ich machen.

Wo war die Aufnahmeprüfung?

Küster An der Folkwanghochschule in Essen. Es war mein zweiter Versuch. Während des Abiturs hatte ich es schon mal probiert und bin ich kläglich gescheitert. Ich hatte eine Demoaufnahme nach Berlin geschickt und wurde nicht zum Vorsingen eingeladen. Sie schrieben mir aber zurück, ich solle mich noch einmal bewerben. Damit wurde diese kleine Flamme gefüttert.

Neue Nahrung bekam sie in Köln.

Küster Ja Rainer Stemmermann, Bandleader der Lohberg Voices, empfahl mir die Offene Jazz Haus Schule in Köln. Dort belegte ich einige Kurse bei André Nendza. Man konnte auch Konzerte geben, ich habe eine Tour nach Polen gemacht.

Nendza ist ein hervorragender Bassist, der schon mehrere Konzerte in Dinslaken gegeben hat.

Küster Von ihm habe ich viel gelernt. Ohne diese Art Vorstudium hätte ich wohl die Aufnahmeprüfung kaum geschafft.

Ein Blick zurück: Ich erinnere mich an einen Auftritt bei den DIN-Tagen im Burginnenhof mit Bazzanellas Jazzcombo. Sie haben sich an "When a man loves a woman" versucht. Das klang ziemlich schräg. Und Sie haben gemerkt, dass es schräg war. Hat Sie das zweifeln lassen, ob Sie auf dem richtigen Weg sind?

Küster Ich war gar nicht zufrieden mit mir. Ich hatte über einen Monat Pause gemacht, kam gerade von einem Paris-Aufenthalt zurück, hatte dort Französisch gelernt, um mein Abitur zu bestehen. Es war mein Glück, dass ich dem Auftritt damals nicht allzu große Bedeutung beigemessen habe. Paris hatte mir die Gelassenheit geschenkt zu wissen, dass die Welt nach keinem misslungenen Konzert untergeht. Mir war klar, ich würde weitermachen. Ich wusste, dass ich mich verbessern kann. Es war keine Entscheidung mehr nötig, ob ich Jazzsängerin werden wollte oder nicht. Ich wollte. Und ich wusste, ich kann das schaffen.

Heute sind Sie ein ganzes Stück weiter. Sie singen nicht mehr schräg, studieren in Essen Jazzgesang, haben eine eigene Band, "Der weise Panda", und dieses Quartett hat vor kurzem in Düsseldorf einen Preis gewonnen: den Sparda Jazz Award, dotiert mit 3000 Euro. Klaus Doldinger saß in der Jury und hat den Preis bei der Jazz Rally persönlich überreicht. Wie fühlte sich das an?

Küster Großartig. Wenn man zu studieren beginnt, muss man sich klar darüber sein, dass man sich irgendwo im Mittelmaß bewegt. Es gibt immer Musiker, die spielen schneller, singen sauberer, virtuoser, höher, tiefer, besser. "Der weise Panda" war für mich immer schon ein Herzensprojekt. Wir haben Spaß an unserer Musik, aber wir haben bislang nie eine Bestätigung bekommen, dass wir herausragend sind. In Düsseldorf haben wir jetzt den ersten Platz gemacht. Das war ein unglaubliches Gefühl. Normalerweise gewinnt man so etwas nicht. Man rechnet damit auch nicht.

Wie fühlt es sich an, auf einer Live-Bühne vor 600 Leuten zu spielen?

Küster Ich war super aufgeregt. Alle waren aufgeregt.

Das spürte man nicht. Wirkte alles ganz cool.

Küster Wir haben uns reingespielt. Das klappte gut. Mir war bewusst, ich werde nicht sterben, wenn ich einen falschen Ton spiele. Uns war klar, dass wir hier nur auftreten, weil uns das Spaß macht.

Es war ein gutes Konzert. Nach dem Auftritt kam Klaus Doldinger auf die Bühne und legte seine Arme um Sie und die anderen Musiker. Er wirkte ein bisschen wie eine Glucke, die sich rührend um ihre Küken kümmert. Was hat er gesagt?

Küster Es hat ihm gefallen. Er fand unser Zusammenspiel gut, unsere Bühnenpräsenz, das Natürliche, Ungekünstelte gefiel ihm. Das Schönste und Rührendste für mich war, dass Doldingers Frau uns nach dem Konzert umarmt hat. Sie sagte, es sei ein schönes Gefühl, uns zuzuschauen. Ich habe gespürt: Sie meint das ehrlich.

Doldinger hat einige Panda- CDs signiert. Die haben jetzt Sammlerwert.

Küster Ja, das ist lustig, dass auf einer Demo-CD vom "weisen Panda" ein Autogramm von Klaus Doldinger ist.

Sie spielen sehr emotionalen Jazz, dynamisch, eigenwillig. Die Musik entwickelt einen Sog. Wie entstehen Ihre Songs?

Küster Jeder von uns schreibt eigene Stücke: Pianist Simon Seeberger, Bassist Yannik Tiemann und auch Schlagzeuger Jo Beyer. Jemand bringt eine Idee mit. Die muss allerdings schon soweit entwickelt sein, dass die Band damit arbeiten kann. Es muss Noten geben und eine Vorstellung, was man mit dem Stück machen möchte. Dann gehen wir in die Probe und schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Wenn es gut läuft, wird das Stück viel schöner, als man es sich selbst vorgestellt hat.

Das wohl persönlichste Lied auf der Panda-Mini-CD ist "Mam". Sie haben es Ihrer Mutter, der Künstlerin Karina Hubrich gewidmet, die seit 2,5 Jahren im Wachkoma liegt. In dem Lied heißt es "Ich strecke meine Hand aus und tue so, als ob deine Finger sie umschließen." Was denken Sie, wenn Sie diesen Song live singen.

Küster Es ist nicht immer leicht, das Stück zu singen. Manchmal habe ich plötzlich einen Kloß im Hals. Dann bin ich meiner Mama sehr nah. Am nahesten war ich ihr, als ich das Lied geschrieben habe. Jetzt ist der Song fertig, und ich gehe damit ja nicht auf die Bühne, um mein persönliches Schicksal zu besingen. Ich stehe dort mit meiner Band. Wir machen Musik. Und die klingt optimistisch, sie hilft.

Und sie transportiert Ihre Gefühle.

Küster Wenn das beim Zuhörer ankommt, um so schöner.

Wie sind Sie auf den Namen "Der weise Panda" gekommen?

Küster Den Panda gibt es schon seit unserer Kölner Vorstudienzeit. Irgendwann hat uns die Saxofonistin Angelika Niescier gecoacht. Wir haben oft nächtelang gearbeitet und dabei unheimlich viel gelernt. Angelika meinte mal, sie sehe aus wie ein Panda. Und da haben wir die Band nach diesem Tier benannt.

Am 31. Oktober geben Sie ein Konzert im Ledigenheim. Und Sie haben eine Einladung zum Jazz-Festival im August in Oslo bekommen.

Küster Ja, das ist toll. Wir haben gefragt, ob wir da spielen dürfen. Das machen wir jetzt.

Wie geht's weiter?

Küster Nach Norwegen planen wir eine Tour. Danach geht's ins Studio. Wir wollen eine CD aufnehmen. Die soll noch vor Weihnachten erscheinen.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Küster Ich weiß es nicht. Vor ein paar Monaten hätte ich mich dort gesehen, wo ich jetzt gerade bin. Jetzt ist mein Ziel, dass es in fünf Jahren den Panda noch gibt, dass wir tolle Musik machen, dass die Freude daran nicht verloren geht. Dass wir gesund bleiben und weiterhin das Gefühl haben, das Richtige zu tun.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE RALF SCHREINER

(RP)
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