Dinslaken/Duisburg Integrationspreis für Lamya Kaddor

Dinslaken/Duisburg · Die von Rechtsradikalen und Islamisten bedrohte Islamwissenschaftlerin wurde gestern geehrt.

 Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor gestern Nachmittag bei der Preisvergabe.

Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor gestern Nachmittag bei der Preisvergabe.

Foto: Reichwein

Die Einladung an die Presse machte beklommen: "Aus Sicherheitsgründen bitten wir Sie, uns die Namen Ihrer Vertreter vorab zu mailen. Wir möchten, dass keinem unserer Gäste etwas passiert. Zudem bitten wir Sie, Tag, Uhrzeit und Ort der Veranstaltung nicht öffentlich bekannt zu geben."

Dabei ging es "nur" um eine Preisverleihung: Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor wurde gestern Nachmittag mit dem von der Novitas Betriebskrankenkasse gestifteten Duisburger Integrationspreis ausgezeichnet. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Lamya Kaddor, die in Duisburg wohnt und bislang an der Dinslakener Sekundarschule Islamkunde in deutscher Sprache unterrichtete, sich vorläufig vom Schuldienst beurlauben ließ. Weshalb sie das tat, machte sie gestern nach der Preisverleihung unmissverständlich deutlich.

Dazu musste sie nur einige der Hass-Mails zeigen, die sie in den vergangenen Wochen zu Hunderten bekommen hatte. Da wird sie aufs Übelste und mit den unflätigsten Worten beschimpft. Da finden sich Sätze wie "Du Stück Dreck gehörst vergast" oder auch "Irgendwann nachts kommen wir dich holen". Anonyme Zuschriften dieser Art bekomme sie schon seit einigen Jahren, doch in jüngster Zeit hätten sie sich dermaßen gehäuft, dass ihr der Weg zur Schule als zu riskant erschien. "Nicht nur für mich, sondern auch für andere."

Ein Grund für die Hass-Nachrichten sei, so meinte Kaddor, dass sie so leicht zu versenden seien. Die so genannten sozialen Netzwerke im Internet machten das möglich. Eine Mitschuld für die unsäglichen Hasstiraden gab Lamya Kaddor aber auch intellektuellen Multiplikatoren. Die setzten Kommentare in die Welt, die sie selber stolz als "politisch inkorrekt" bezeichneten. Unter dem vorgeblich freisinnigen Motto "das wird man ja wohl mal schreiben dürfen" würden Meinungen und oftmals falsche Gerüchte verbreitet, die dann in potenzierter Form zu jenen Hasskommentaren führten, die sie nun bekomme. Es laufe etwas falsch, wenn unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit Kommentare veröffentlicht würden, die zu Todesdrohungen führten, so Lamya Kaddor.

Im Übrigen verträten die so genannten "Lügenpresse"-Rufer die Ansicht, dass nur Rechtsradikale wie Lutz Bachmann ihre Meinung sagen dürften.

Den mit 2500 Euro dotierten Preis überreichte (im Beisein von Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link als Schirmherr) der Novitas BKK-Vorstandsvorsitzende Frank Brüggemann, der nach eigenem Bekunden seine Laudatio in den vergangenen Tagen mehrfach überarbeitet hatte. Er sagte: "In einer Zeit, in der sich Mörder auf den Islam berufen und Rechtsradikale alle Muslime ausweisen wollen, braucht man nicht nur guten Willen, sondern auch gute Argumente. Und solche Argumente trägt die Duisburgerin Lamya Kaddor gründlich und unermüdlich vor. Sie kämpft sowohl für die Rechte der deutschen Muslime als auch dafür, dass sich die deutschen Muslime nachhaltig in ein vom Grundgesetz geprägtes Land integrieren."

(pk)
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