Dinslaken Im Bergpark kommt Kunst zu den Menschen

Dinslaken · "Choreographie einer Landschaft" eröffnet: Wasserturm in Lohberg beherbergt jetzt Kiosk und Café.

 Jeanne van Heeswijk (links) und Britt Jürgensen in dem zum Café umgebauten Wasserturm.

Jeanne van Heeswijk (links) und Britt Jürgensen in dem zum Café umgebauten Wasserturm.

Foto: martin Büttner

Bis wenige Stunden vor der Eröffnung wurde am Wasserturm noch gewerkelt und eingerichtet. Nun lädt drinnen ein gemütlicher runder Raum zum Verweilen bei Getränken ein, öffnet sich der Blick über den Tresen zum Lohberger Weiher hin in einen Anbau, dessen Architektur in überaus gelungener Weise die der Häuser der Gartenstadt aufnimmt und somit als erstes auch optisch das oft beschworene Zusammenwachsen von Stadt und Halde manifestiert.

Auf einer Holzbühne ebenfalls am Fuße des Wasserturms eröffneten am Samstag Bürgermeister Dr. Michael Heidinger und Markus Ambach die "Choreographie einer Landschaft" mit viermal Kunst für den Bergpark. Vom Platz zwischen Turm und Kletterwand sehen die zahlreichen Besucher vom gewichtigsten Werk, dem "Hasen" von Thomas Schüttes, nur die roten Ohren, Jakob Koldings Kohlestück versteckt sich auf der anderen Seite des Weihers.

Und Jeanne van Heeswijk? Ihr ist mit dem Umbau des Wasserturms zu einem Kiosk mit Café und Infostand das Kunststück gelungen, die erste Neunutzung eines der ehemaligen Zechengebäude nach der Einrichtung der Ateliers im Sozialhaus schon zur Zeit des Kulturhauptstadtjahres zu realisieren. Die Licht- und Lohnhalle ist noch in Sanierung, Zentralwerkstatt und Kohlenmischhalle werden von der Ruhrtriennale zwischengenutzt, die anderen Gebäude stehen derzeit leer. Im Wasserturm dagegen gab es Getränke, Infos und einen Stand, an dem man Grubenhemden kaufen konnte - für Kinder.

Das wirklich Beachtliche bei diesem "Kunststück" ist, Jeanne van Heeswijk, die genau dafür weltweit renommiert ist, beherrscht die Kunst, Menschen vor Ort dazu zu bringen, sich Räume selbst zu erschließen. Es sind Lohberger, die den Wasserturm verwandelt haben, die ihre Arbeit in das Projekt stecken, die den alten Turm mit neuem Leben füllen. Zum Parkwerk, so der Name des Projektes, und des daraus hervorgegangenen Vereins, gehören auch Stadtführungen durch Lohberg von Lohbergern selbst. Welche persönlichen Geschichten sie rund um die 100-jährige Geschichte der Bergbausiedlung erzählen können, verrieten die neuen Stadtführer beim Rundgang am Samstag. Auch um den "Hasen" von Schütte auf dem ehemaligen Rundeindicker soll man in Kürze auf einem Wandelgang herumgehen können. "Mit Kunst von Thomas Schütte wird der Bergpark in einem Atemzug mit dem Trafalgar Square in London und dem Central Park in New York genannt", freute sich Michael Heidinger. Der Stadt gelang es jedoch nicht, das Geländer um das Werk, das nun zu den bedeutendsten in Dinslaken zählt, fertig zu stellen. Mehr jedoch noch störten der kräftige Algenbefall des Lohberger Weihers, auf dem Saxophonisten auf einer schwimmenden Insel (auch diese wieder eine Idee des "Parkwerks") spielten.

Dabei wurde doch bei dessen Einweihung angepriesen, dass er einfach zu reinigen sei."Kunst ist wunderschön, macht aber extrem viel Arbeit", erklärte Bernd Lohse von der RAG Montan Immobilien frei nach Karl Valentin. Im "Kraftwerk" von Martin Kaltwasser, das wie das Parkwerk mit Hilfe von Lohbergern entstand und aufrecht erhalten werden soll, wird Strom durch Pedalkraft erzeugt.

Elf Fahrräder sind im Holzpavillon verkabelt. Um die Anlage zu versorgen, über die am Samstag das Musikprogramm lief, muss in die Pedale getreten werden.

(RP)
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