Dinslaken Ihr Zeugnis wirkt bis heute nach

Dinslaken · Vor 15 Jahren wurden Schwester Maria Euthymia und Nikolaus Groß von Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen. In Erinnerung daran findet am Freitag, 7. Oktober, in der Kapelle des Sankt-Vinzenz-Hospitals eine Dankmesse statt.

Es war ein bedeutender Tag für das Bistum Münster und auch für die Stadt Dinslaken, als Papst Johannes Paul II. am 7. Oktober 2001 - also vor 15 Jahren - in Rom Schwester Maria Euthymia und Nikolaus Groß seliggesprochen hat. "Beide sind in bedrängter Zeit mutig und entschlossen eingetreten gegen ein menschenverachtendes Regime, welches die menschliche Würde mit Füssen trat. Ihr Zeugnis wirkt bis heute nach und ermutigt uns in der Katholischen Kirche auch in der heutigen Zeit an der Seite der Bedrängten zu stehen. Das mögen Menschen sein, die wegen ihrer Hautfarbe, Religion oder Staatenzugehörigkeit ausgegrenzt und verfolgt werden", so Dechant Gregor Kauling von der katholischen Kirchengemeinde Sankt Vincentius Dinslaken in einer Mitteilung. Ganz gleich, wo heute die Menschenwürde verletzt werde, in Schwester Maria Euthymia und in Nikolaus Groß hätten die Gläubigen zwei Glaubenszeugen an ihrer Seite, "die uns beim Herrn Hilfe und Inspiration für unser heutiges Tun vermitteln können. Ihr Leben zeigt, dass im Alltag des Menschen Großartiges geleitet werden kann", so Kauling

In Erinnerung an die Seligsprechungen vor 15 Jahren findet eine Dankmesse am Freitag, 7. Oktober, Beginn 18 Uhr, in die Kapelle des Sankt-Vinzenz-Hospitals statt. Anschließend versammeln die Teilnehmer sich zu einem abschließenden Gebet an der Gedenkstätte für Schwester Maria Euthymia im Innenhof des katholischen Krankenhauses.

Geboren wurde Maria Euthymia als Emma Üffing am 8. April des Jahres 1914 in Halverde, dem heutigen Kreis Steinfurt. Im Alter von 20 Jahren trat sie 1934 t in den Orden der Clemensschwestern ein, machte eine Ausbildung in der Krankenpflege und kam am 30. Oktober 1936 an das Dinslakener Sankt-Vinzenz-Hospital. Zunächst arbeitete sie auf der Frauenstation, nach einem Jahr wechselte sie dann auf die Isolierabteilung, die damals aus einer Holzbaracke mit etwa 50 Betten bestand. Dort übernahm die nur 1,56 Meter große Frau später die Pflege der ansteckend Kranken, unter ihnen viele Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Sie alle wurden von Maria Euthymia ohne Ansehen ihrer Herkunft aufopfernd und liebevoll gepflegt. Das brachte ihr bald den anerkennenden Beinamen "Engel der Baracken" oder auch "Engel der Liebe" ein. 1940 legte sie im Münster die "Ewigen Gelübde" ab und band sich damit für ihr gesamtes weiteres Leben an den Orden der Clemensschwestern. Am 23. März 1945 wurde Dinslaken bei einem amerikanischen Bombenangriff größtenteils zerstört, auch das Vinzenz-Hospital war stark betroffen. Als das Hospital wieder notdürftig hergerichtet war, wurde Euthymia in der Waschküche eingesetzt. Sieben Jahre später brach sie zusammen, im Juli 1955 musste sie operiert werden, da sie an Krebs litt. Doch die Krankheit war bereits zu weit fortgeschritten, so dass an Heilung nicht mehr zu denken war. Schwester Euthymia starb am 9. September 1955.

Als Katholik war Nikolaus Groß ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und machte aus seiner Überzeugung auch keinen Hehl. Den Nazis stand er damit im Weg. Der Vater von sieben Kindern, wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 im Alter von 46 Jahren von den Nazis in Berlin-Plötzensee erhängt. Geboren wurde Nikolaus Groß am 30. September 1898 in Niederwenigern, dem heutigen Hattingen, in einfachen Verhältnissen, sein Vater war Schmied. Nikolaus Groß arbeitete nach dem Besuch der Volksschule in einem Blechwalzwerk, später als Bergmann unter Tage. Er bildete sich weiter, trat der Zentrumspartei bei, wurde Sekretär des Christlichen Bergarbeiter verbandes in Oberhausen und 1927 Chefredakteur der Westdeutschen Arbeiterzeitung, dem Verbandsorgan der Katholischen Arbeiter-Bewegung (KAB).

In seinen Artikeln griff Groß die Nationalsozialisten an, warnte vor Gewalt, Krieg, Rassismus und Religionsverfolgung, sollten die Nazis an die Macht kommen. Was er vorhergesagt hatte, trat ein. Aus seiner religiösen und inneren Überzeugung heraus, schloss er sich dem Widerstand an. Am 12. August 1944 wurde er verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück gebracht, wo die Gestapo ihn folterte. Einige Wochen später kam er in die Strafanstalt Berlin-Tegel.

Nikolaus Groß wurde vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler angeklagt. Dort verurteilte man ihn am 15. Januar 1945 zum Tode. Für die Seligsprechung des Märtyrers leistete dessen Sohn Bernhard Groß aus Dinslaken wertvolle Hilfe.

(hsd)
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