Dinslaken Hindernisse auf dem Weg zum Eigenheim

Dinslaken · Volksbank Dinslaken und Niederrheinische Sparkasse RheinLippe kritisieren neue Richtlinie über Kredite für Wohnimmobilien. Der Beratungsaufwand steigt, die Kreditvergabe dauert länger. Mancher Antrag wird abgelehnt.

 Die Verwirklichung des Traums von den eigenen vier Wänden wird durch die neue EU-Richtlinie für Wohnimmobilien-Kredite nicht gerade erleichtert.

Die Verwirklichung des Traums von den eigenen vier Wänden wird durch die neue EU-Richtlinie für Wohnimmobilien-Kredite nicht gerade erleichtert.

Foto: Thinkstock/gmast3r

Schon oft ist die EU dafür kritisiert worden, dass es in ihrer Verwaltung eine Regelungswut zu geben scheint und zu viele Richtlinien erlassen werden, die den Betroffenen das Leben unnötig schwer machen. Jüngstes Beispiels ist die im März in Kraft getretene EU-Richtlinie für Kredite für Wohnimmobilien. "Sie ist aus unserer Sicht praxisfern und führt dazu, dass Unmengen von Papier produziert werden. Der Nutzen für den Verbraucherschutz ist nicht erkennbar. Die Kreditvergabe dauert wesentlich länger", fasst Claus Overlöper, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Dinslaken, die Hauptkritikpunkte zusammen. Und er steht mit seiner Ansicht nicht allein dar. "Für Häuslebauer am Ziel vorbeigeschossen", sagt Reinhard Hoffacker, Sprecher der Niederrheinischen Sparkasse RheinLippe.

Dabei gestehen beide Banker den EU-Bürokraten durchaus zu, von der Grundidee etwas Positives gewollt zu haben. Es geht um eine strengere Informations- und Prüfpflicht der Banken, um die Geldinstitute selbst und auch die Kreditnehmer vor einer neuen Immobilienblase zu schützen. Die Vorgaben sollen verhindern, dass die Kunden, ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen können. Denn in der Vergangenheit hatten einige Kreditnehmer sich über ihre finanzielle Belastungsgrenze hinaus verschuldet und als Folge ihr Haus oder ihre Eigentumswohnung wieder verloren.

Jetzt müssen die Geldinstitute beispielsweise langfristige Prognoseberechnungen anstellen, ob der Kunde überhaupt in der Lage ist, den Kredit aus dem laufenden Einkommen zu bezahlen. Das kann dann beispielsweise nach den Zahlen auf dem Papier für Rentner oder auch für junge Familien schon mal schwierig werden. "Wir sind nicht die Schwarzen Schafe, wir haben keinen Kunden sehenden Auges in die Verschuldung geschickt", sagt Claus Overlöper und verweist auf die seriöse Geschäftspolitik der Volksbank Dinslaken. Wie sein Vorstandskollege Gerhard Bremekamp darlegt, kann es nach der neuen Richtlinie für ältere Menschen, die ein gering belastetes Haus besitzen und einen Kredit zum Um- oder Ausbau brauchen, schon schwierig werden, diesen zu bekommen.

Reinhard Hoffacker von der Sparkasse weist auf Probleme hin, die in der Praxis auftauchen, da geht es dann beispielsweise um die Frage, wann aus einer anfänglichen Information eines Kunden, der ein allgemeines Interesse an einer Immobilie hat, eine Finanzierungsberatung mit dem dafür erforderlichen Prozedere und der notwendigen Dokumentation wird. Der Verwaltungsaufwand, den die Sparkasse dafür betreiben müsse, sei enorm, so Hoffacker weiter. Zudem würden durch die Vorgaben auch die Mitarbeiter verunsichert. Da könne es dann vorkommen, dass sie, um von vornherein keinen Fehler zu begehen, auf die erste Anfrage eines Kunden mit einer kompletten Beratung antworteten. Das den Kunden verständlich zu machen, sei nicht gerade einfach und eine solche Beratung auch nicht immer gewollt.

(RP)
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