Heimat in Hünxe Heimatlich leben in einem Baudenkmal

Dinslaken · Seit 45 Jahren wohnen Barbara und Alfred Grimm in einem Bauernhaus in Hünxe-Bruckhausen. Das Gebäude, das Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden ist, hat das Ehepaar restauriert, bevor es unter Denkmalschutz gestellt wurde.

 Das Künstlerehepaar Barbara und Alfred Grimm fühlt sich in seinem Denkmal in Hünxe-Bruckhausen rundum wohl.

Das Künstlerehepaar Barbara und Alfred Grimm fühlt sich in seinem Denkmal in Hünxe-Bruckhausen rundum wohl.

Foto: Martin Büttner

Hünxe Der Kontakt in Richtung Bruckhausen kam für Alfred Grimm schon in seiner Kindheit zustande. Der Künstler und pensionierte Lehrer wuchs im benachbarten Lohberg auf. Seine Tante war während des Zweiten Weltkriegs in Bruckhausen einquartiert. So kam Alfred Grimm in Kontakt mit der Familie Eickhoff. "Ich bin in meiner Schulzeit immer wieder mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf den Hof der Familie gekommen und habe mich da ausgetobt oder geholfen", erzählt Alfred Grimm. Auch seine Ehefrau Barbara, ebenfalls pensionierte Lehrerin und als Künstlerin aktiv, hatte schon früh Kontakt in Richtung ihrer späteren Heimat. Sie wuchs in Duisburg-Hamborn auf. "Aber wenn wir ins Grüne wollten, sind wir immer mit der S-Bahn bis zur letzten Haltestelle an der Bude in Lohberg gefahren und dann ging es in die Natur", erinnert sie sich.

Als Alfred Grimm sein Studium beendet hatte, sich im Referendariat befand und seine Frau noch studierte, bekamen sie von den Eickhoffs den Hinweis auf das Bauernhaus. "Man sagte uns, dass es einem solchen Gebäude nicht guttut, wenn es leer steht, und fragte, ob wir uns nicht vorstellen könnten, hier zu leben", erzählt Barbara Grimm. Die beiden zogen ein und damit begann das Abenteuer Haussanierung. "Vorher hatte hier ein Schrotthändler gewohnt und gearbeitet", sagt Alfred Grimm. Das heutige Wohnzimmer war eine Reparaturgrube für Lkw, es regnete durchs Dach, überall rieselten Putzreste durch das Haus. "Wir hatten ein Telefon, einen Schlauch mit Wasser und ein Klosett vor der Tür."

Das Ehepaar machte sich an die Renovierung. Vier Jahre lang ging es aus dem Lehrerzimmer auf die Baustelle, wo beide bis in die Nacht hinein arbeiteten. Dabei kam den Eheleuten ihr künstlerisches Talent nicht ungelegen. "Ich bin durch das ganze Haus gekrochen und habe einen Plan für jeden einzelnen der Holzbalken gezeichnet", erzählt Alfred Grimm und zeigt besagten Plan vor. "Und Barbara hat jede Wand drinnen selbst angestrichen. Ohne eine Frau, die das alles mitmacht, würde so etwas überhaupt nicht gehen", erklärt er. In diese Umbauphase fiel auch die Geburt des ersten Kindes. "Wir hatten heißes Wasser, einen Kohleofen und einen Säugling", erinnert sich Barbara Grimm an die ersten Tage mit dem neuen Familienmitglied im Haus. "Wir haben seine Wiege mit Holzplatten vor dem Staub geschützt, der von der Decke rieselte."

Stück für Stück wandelte sich das Haus in eine neue Heimat für die beiden. "Als wir dann endlich fertig waren, bekamen wir eine Einladung von der Gemeinde Hünxe", erzählt Alfred Grimm. Feierlich wurde den beiden mitgeteilt, dass ihr neues Eigenheim fortan unter Denkmalschutz steht. Seitdem kündet die Plakette neben der Eingangstür davon, in was für einem besonderen Haus die beiden leben. Erbaut wurde das Haus Mitte des 17. Jahrhunderts ein. "Ein Sachverständiger konnte das anhand der Bauart des Hauses und dem Raum zwischen den Eichenbalken bestimmen", erklärt Alfred Grimm.

Heute wohnen die Grimms in einem idyllischen Eigenheim, eingebettet in die Natur. Im Teich vor dem Haus ruft eine Unke. Gelegentlich sucht dort auch schon mal ein Fischreiher nach einer Mahlzeit. Doch was für die Eheleute wirklich Heimat ausmacht, ist die Nachbarschaft in Bruckhausen. "Wir waren hier schon immer eingebunden", sagt Alfred Grimm. "Aber mittlerweile ist aus der kleinen Nachbarschaft eine relativ große Runde geworden." Seinerzeit ging man noch mit einer Flasche Schnaps zu den Menschen, die nebenan wohnten, und bot sich als Nachbar an. Die nahmen dieses Angebot gerne an. Natürlich feiert man gemeinsam mit den Nachbarn Geburtstag, Hochzeiten oder besucht sich gegenseitig. "Mittlerweile ist da auch schon die nächste und übernächste Generation mit dabei", erzählt er weiter. Einer der Söhne lebt mit Ehefrau und zwei kleinen Söhnen direkt neben dem alten Bauernhof im früheren Atelier des Künstlers.

(RP)
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