Dinslaken Hattler wirkt in der Kuka-Werkhalle

Dinslaken · Über eine Dreiviertelstunde wurden die Geschwindigkeit, die Spannung und die atmosphärische Dichte zu diesen Sekunden aufgebaut. Und nun blitzen die Strobolichter über der Band auf, setzen gleißend helle Akzente auf das dunkle Wummern der Beats und Bässe und dem sich endlos wiederholenden Gitarrenriff. Auf der Leinwand verwandeln sich streng geometrische, elektrisierte Mandalas im Rhythmus der Musik zu immer neuen Formen. Visuelle und akustische Reize wirken als Gesamtkomposition zusammen auf das Publikum der angenehm gut gefüllten Werkhalle der Kuka an der Thyssenstraße. Und Helmut Hattler, der Mann am Bass, beweist einmal mehr, dass er 45 Jahre nach der Gründung von Kraan nichts von seiner Innovation verloren hat.

 Drums und Bass vor synthetisch regenerierten Videoclips Helmut Hattler (rechts) und Oli Rubow in der Werkhalle der Kuka.

Drums und Bass vor synthetisch regenerierten Videoclips Helmut Hattler (rechts) und Oli Rubow in der Werkhalle der Kuka.

Foto: Lars Fröhlich

Hattler, die Liveband, mit der er seit zehn Jahren "die Hormone" der 70er-Jahre-Kultband und sein Interesse an elektronischer Musik aus den 90er Jahren, ohne Rücksicht auf Stilgrenzen vereinigt, könnte man als Clubbeat oder Lounge-Projekt bezeichnen. Tatsächlich ist es ein Gegenentwurf zur Chartsmusik des 21. Jahrhunderts, in der aus erfolgserprobten Versatzstücken scheinbar verkaufssicher Hits im Baukastensystem generiert werden.

Auch Hattler arbeitet durchaus eklektisch. Aber er zeigt, wie man aus Elementen der unterschiedlichsten Stilrichtungen etwas zusammenmischt, das eigenständig ist, das lebt, das überrascht und ja, auch dies ist nicht unerheblich: Das wirkt. Lounge, Jazz, Soul, Ambiente R 'n' B oder indische Ethno-Klänge werden gemixt, das Ergebnis ist psychedelisch. Und diese Wirkung wurde in der Werkhalle mit raumüberspannender Lichttraverse in Gitarrenform und den gleich drei Leinwänden, auf denen die synthetisch verfremdeten Videoclip-Einspielungen zu jedem Musikstück zuckten und flimmerten, noch weiter verstärkt.

Das Hattler-Konzert war die Kick-off-Veranstaltung des (Noch-)Congaz-Betreibers "Rutte" Ruttkowski in der Werkhalle. Sowohl er wie natürlich auch Kuka-Besitzer Thomas Grosse selbst planen, dort jeweils eigene Konzertreihen zu etablieren. Die Voraussetzungen stimmen. Sound und Licht waren brillant, die Club-Atmosphäre perfekt.

(bes)
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