Dinslaken Harpunen im Museum sind älter als gedacht - um die 13.000 Jahre

Dinslaken · Voswinckelshof verfügt über einzigartige Ausstellungsstücke.

 Auch diese Harpunenspitzen sind im Museum zu sehen.

Auch diese Harpunenspitzen sind im Museum zu sehen.

Foto: H. Kempken

Die drei Harpunen aus der neu konzipierten Dauerausstellung im Museum Voswinckelshof, die im Sommer 2015 mit der der Radiokarbonmethode untersucht wurden, sind älter als bislang angenommen und daher einzigartig in Deutschland. Schon Prof. Rudolf Stampfuß hatte sie auf das Jahr 9000 vor Christus geschätzt, als er sie 1960 an der Kreuzstraße ausgegraben hatte. Der Torf, so wusste Stampfuß, stammte aus der Allerödzeit, und auch die auf gleicher Höhe liegenden Zapfen bestimmte der Archäologe auf jene Zeit zwischen 6000 und 9000 vor Christus.

Die Archäologin Dr. Birgit Gehlen von der Uni Köln berichtigte jetzt das angenommene Alter: die Harpunen stammen aus der Zeit 10.870 bis 11.120 vor Christus. Angefertigt wurden sie damals mit Messern und Klingen aus Feuerstein. Sie wurden als Speerspitzen benutzt und sind so groß, dass sie nur zum Jagen großer Fische geeignet waren. "Vergleichbare Stücke gibt es in Deutschland nicht", freut sich Museumsleiter Dr. Peter Theißen. "Wir haben damit in unserem Museum ein Alleinstellungsmerkmal." 14 gleichartige Harpunen gebe es nur in Europa, in Belgien, Westfrankreich und Wales. Für Theißen steht damit fest, dass es schon zu jener Zeit Wirtschaftsbeziehungen gegeben haben muss. "London war durch den Rhein bereits eine fußläufige Zone von Dinslaken", sagt Theißen scherzend. Das natürlich nicht, doch es muss bereits ein Handel- und Ideenaustausch stattgefunden haben. Für die Geschichte vor Ort heißt das, dass Ur-Dinslaken etwas an sich gehabt haben muss, das Menschen schon früh hierher zog. "Der Siedlungsplatz muss hier sehr attraktiv gewesen sein", so Theißen. Warum? Er weiß es nicht. Vielleicht gab es hier viele Fanggründe und auch Wild in großen Mengen. Denn während die kleineren, 28 Zentimeter großen, aus Tierknochen gefertigten Harpunen zur Fischjagd benutzt wurden, wurden mit dem Bruchstück aus Rothirschgeweih Tiere gejagt. "Sie sind Hightech-Geräte ihrer Zeit", erklärt Theißen. Und noch eins bergen die Harpunen in sich - die Geschichte eines Vulkanausbruchs. Zu jener Zeit brach der Vulkan von Maria Laach aus und schleuderte Dreck und Lava in die Atmosphäre. Die kleine Klimakatastrophe ist an den Harpunen abzulesen. Nur warum sie an der Kreuzstraße gefunden wurden, ist nicht geklärt, wird vielleicht ein Geheimnis bleiben.

(big)
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