Voerde Gesang, der zum Gebet wird

Voerde · Der Schwarzmeer Kosaken-Chor unter Peter Orloff hatte einen viel beklatschten Auftritt in der Friedrichsfelder Sankt-Elisabeth-Kirche.

 Peter Orloff und seine Schwarzmeer- Kosaken begeisterten das Publikum

Peter Orloff und seine Schwarzmeer- Kosaken begeisterten das Publikum

Foto: Erwin Pottgiesser

Die Melodie ist vertraut und berührt doch immer wieder: In der Sankt-Elisabeth-Kirche in Friedrichsfeld steigt das "Ave Maria" von Franz Schubert auf. Doch etwas ist anders an diesem Mittwochabend. Das romantische Lied zu Walter Scotts "Fräulein am See" wird von Balaleikas und Bajan, dem russischen Akkordeon begleitet. Doch richtig außergewöhnlich ist der Soprano, der mit kräftiger Stimme und dabei vor allem in den Höhen ungewöhnlich abgerundeten, weichen Timbre singt. Die männliche Form trifft es nämlich auf dem Punkt.

Der Sopran gehört tatsächlich Igor Ishchak, studierter Opernsänger und mit seinen 40 Jahren derzeit der jüngste Sänger im Schwarzmeer Kosaken-Chor. Das Traditionsensemble unter der Leitung von Peter Orloff wurde am Mittwoch in Friedrichsfeld seinem Ruf gerecht, singend zu beten und betend zu singen.

Dies galt vor allem für den ersten Teil des Abends. Der Chor sang das Vater Unser in der Vertonung von Rimsky-Korsakow. Für das populäre "Ich bete an die Macht der Liebe" erhielten der Theologensohn und sein Chor sogar echte geistliche Unterstützung. Manfred Bautz, von 1980 bis 1989 Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde in Spellen, hatte es sich nicht nehmen lassen, in Sankt Elisabeth die Ökumene zu leben und - wieder einmal - im Chor mitzusingen.

"Du bist ein echter Ehren-Kosak", meinte Peter Orloff und bedankte sich bei dem Pfarrer im Ruhestand mit einer herzlichen Umarmung.

Der größte Beifallssturm des ersten Konzertteils wurde allerdings Wladimir Kuzmenko zu teil. Der Tenor aus Kiew sang das "Nessun dorma" als stünde er in der Arena di Verona.

Da klangen die Balaleikas auf einmal wie italienische Mandolinen und das Publikum schmolz dahin. Kuzmenko war es übrigens auch, der im zweiten, folkloristischen Teil des Abends für die Romanze "Ach mein Seelchen" eine Dame aus dem Publikum erkor und vor dieser sogar auf die Knie ging.

Slava Kripakov macht mit seiner Bassbalalaika nicht nur Dampf für die temperamentvollen Kosakentänze des zweiten Teils, mit seiner rauen Stimme ist er auch ein charismatischer Chansonnier. Auch Peter Orloff lässt es sich nicht nehmen, seinen Platz als Dirigent immer wieder zu verlassen, um selbst als Gesangssolist in Erscheinung zu treten. Schließlich agiert der Chor nach dem Motto "Die Mannschaft ist der Star" und da gehören Mehrfachbegabungen ebenso dazu wie ein Klangvolumen, das die akustischen Gegebenheiten der Kirche an ihre Grenzen führt: Die Solisten schaffen es tatsächlich, den natürlichen Klang in Sankt Elisabeth zu übersteuern.

"Abendglocken" und "Schwanensee", "Gefangenenchor" und "Kalinka": Der Schwarzmeer Kosaken-Chor weiß, was sein Publikum hören möchte. Und dieses dankte ihm am Ende mit Standing Ovations.

(bes)
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