Dinslaken Gemeinsam gegen Lepra marschieren

Dinslaken · Dr. Romana Drabik hofft am kommenden Samstag auf viele Spenden für Indien.

 Der Lepramarsch hat in Dinslaken eine lange Tradition.

Der Lepramarsch hat in Dinslaken eine lange Tradition.

Foto: Emde

Besorgt sei sie, gesteht Dr. Romana Drabik - besorgt, dass beim Lepramarsch am kommenden Samstag nicht genügend Teilnehmer mitlaufen, nicht genügend Spenden eingesammelt werden, dabei werde das Geld dringend benötigt. Seit 40 Jahren hat sich die quirlige Dinslakener Ärztin der Lepra und der Tuberkulose verschrieben, seit 35 Jahren organisiert sie mit der katholischen Gemeinde Sankt Vincentius den Lepramarsch.

Und nicht nur das - aktuell befasst sich die Dinslakener Lepra- und Tuberkulosehilfe mit 19 Projekten, davon entfallen 17 auf die Lepra, zwei auf die Heilung von Tuberkulose. Auch in diesem Jahr war Romana Drabik wieder vor allem in Sachen Lepra unterwegs. Zugleich unterstützt sie das wissenschaftliche Projekt des Moskauer Universitätsprofessors Zhaudar Umerov, dessen Ziel es ist, das derzeit in der Lepratherapie wichtige Medikament Kortison durch ein anderes zu ersetzen. "Kortison bewirkt jede Menge Nebenwirkungen, die dem Patienten schaden", so die Ärztin, "daher arbeiten Ärzte an einer neuen Therapie, die sich nur auf die Lepra konzentriert und keine Schäden verursacht".

Eine ihrer zahlreichen Reisen führte die Lepraspezialistin Anfang des Jahres nach Indien. Die Sprachen, 200 an der Zahl in Indien, machen den Ärzten dort das Leben schwer. "Da auch kaum jemand englisch spricht, ist ohne Dolmetscher nichts zu machen." Das schränkt die Beweglichkeit doch ein, sagt die Ärztin. Von früh bis spät war sie daher mit Dr. Virek Pai unterwegs, der sich scheinbar problemlos mit seinen Landsleuten, aus welcher Ecke Indiens sie auch stammten, unterhalten konnte. "Bei den Untersuchungen der Menschen, die aus Angst vor Lepra in unser Behandlungszentrum strömten, half dies ungemein", so Romana Drabik. Das "Untersuchungszentrum" des Bombay Leprosy Projekt (BLP) besteht aus einem kleinen Häuschen mit vielen winzig kleinen Räumen. Diverse Mitarbeiter tummeln sich dort, beschäftigt mit ihren eigenen Aufgaben wie der Physiotherapie, der Medikamentenausgabe, der Anfertigung von mikroskopischen Untersuchungen und deren Auswertung. Fließendes Wasser zum Spülen der Objektträger gibt's nur in der Toilette, "so blieb uns nichts anderes übrig als einen Teil unserer Arbeit auf der Toilette zu erledigen", berichtet die Ärztin schmunzelnd.

Doch gearbeitet wird auch in den von der Regierung betreuten Krankenhäusern. Auch in den Vororten von Bombay untersuchten die Ärzte die Leprakranken und entdeckten immer wieder neue Leprafälle. "Statistisch gesehen liegen die Zahlen der Leprakranken in Bombay weltweit an der Spitze", so Drabik, deshalb werde dort dringend Hilfe gebraucht. Auch in Kerbela ist die Dinslakener Leprahilfe seit neuestem aktiv. "Geheilte Patienten werden oft aus Unkenntnis und Angst von ihrer Familie verstoßen, finden keine Aufnahme mehr", erzählt Romana Drabik. In Trivandrum beim Kloster der "Nachfolge Christi" seien einige Räume angebaut worden, um gerade diese Menschen aufzunehmen. "Mit Pater Samuel besuchte ich diese Menschen, die stark traumatisiert waren. Vor allem durch das Verhalten ihrer Verwandten, ihrer engsten Familie." Dort müsse dringend ein neues Hilfsprogramm eingeleitet werden

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort