Dinslaken Für Reiher bleibt der Tisch im Park gedeckt

Dinslaken · Fachfirma fing gestern einen Großteil der Fische im Rathausteich ein. Dauerhaft werde das Problem so aber nicht gelöst. Auch, weil Bürger immer wieder Fische dort aussetzen und Brot in den Teich werfen.

 Mit einem Elektroimpuls wurden die Fische zum Boot gelockt und eingefangen. Das Bild links zeigt die Ausbeute nach dem ersten Durchgang.

Mit einem Elektroimpuls wurden die Fische zum Boot gelockt und eingefangen. Das Bild links zeigt die Ausbeute nach dem ersten Durchgang.

Foto: Fotos Kempken

Vom Dach der Stadthalle aus musste der Fischreiher gestern Vormittag zusehen, wie sein Frühstück nach und nach in einem Bottich verschwand: Limares, das Essener Institut für limnologische und marine Forschung, versuchte im Auftrag der Stadt, den Ententeich von der Fischplage zu befreien. Allerdings wurde das Problem wohl nur vorläufig gelöst.

Unzählige Goldfische und Orfen und angeblich auch ein paar Kois tummeln sich seit dem Sommer im Teich und vermehren sich explosionsartig. Offenbar wurden die Tiere von Bürgern ausgesetzt, vermutet die Stadt. Damit der Teich nicht kippt, müssen die Fische raus. Auch die Untere Landschaftsbehörde hatte schon gemahnt: Die meisten Zierfische sind exotischen Ursprungs und dürfen nicht in heimische Gewässer umgesiedelt werden. Dass Bürger mit dem Kescher selbst auf die Jagd gehen, untersagte die Stadt: Der Teichboden hätte beschädigt werden können.

Damit weder Teich noch Tiere Schaden nehmen, fingen die Fachleute die Fische nun mittels Elektrobefischung ein. Dabei wird Strom in den Teich eingeleitet - etwa 200 Volt - und ein Stromfeld aufgebaut. Für die Fische ist das ungefährlich, versichert Markus Paster (49) von Limares. "Das kribbelt, ähnlich wie der Reizstrom, den man aus der Medizin kennt", beschreibt der Experte.

Weil es am Pluspol weniger kribbelt als am Minuspol, schwimmen die Fische automatisch in diese Richtung. Der Pluspol saß an einem Boot, mit dem das Team auf dem Ententeich kreuzte, und auf dem Paster mit einem Kescher die Beute einfing. Eine mühselige Angelegenheit. Etwa 30 Fische paddelten nach der ersten Runde in dem weißen Bottich auf dem Boot und wurden dann in einen noch größeren Bottich umgeladen.

Nachmittags konnten sich Bürger kostenlos Fische abholen. "Haben Sie einen Koi", fragte etwa ein Mann hoffnungsvoll - und vergeblich. "Wir haben zuerst die kleinen Fische gefangen, damit die Masse aus dem Teich ist", erklärt Paster und weist auf den Bottich. Der sei randvoll, es werde Sauerstoff zugeführt. Die Fische kommen zum Tierpark Bochum und in einen Privatteich in Velbert.

Allerdings hatte die Firma laut Paster nur den Auftrag, den "Großteil" der Fische aus dem Teich zu holen. Das Fischproblem werde also zum "Dauerproblem", so der Experte. Nicht nur, weil die verbleibenden Fische sich vermehren, sondern weil immer wieder Bürger Fische dort aussetzen und Brot in den Teich werfen würden. "Sogar während wir hier waren, landete Brot im Wasser", sagt der Experte. Den Fischreiher wird's freuen - der Tisch bleibt gedeckt. Die Stadtverwaltung freut's wohl weniger.

(aha)
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