Dinslaken Fünf Bläser unter einem Blechdach

Dinslaken · Der Verein r(h)ein-kultur-welt lud zu einem Konzert in der Evangelischen Stadtkirche ein.

 Blech D.ACH überzeugte: Die Musiker wollen noch einmal wiederkommen.

Blech D.ACH überzeugte: Die Musiker wollen noch einmal wiederkommen.

Foto: Markus Joosten

Die einzige, ursprünglich vorgesehene Originalkomposition für ihre Besetzung strich BlechD.A.CH kurzerhand aus dem Programm. Es hätte den Rahmen in der Evangelischen Stadtkirche in Dinslaken gesprengt. Und wenn die fünf Musiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich aus ihrer Orchesterarbeit im Ruhrgebiet kennen, die Wahl haben, ziehen sie Bearbeitungen bekannter Werke für andere Besetzungen vor. Die sind nämlich in ihrem konkreten Fall maßgeschneiderter: Evelyn Klauzner, Ehefrau des Bassposaunisten Gerald Klauzner, versorgt BlechD.A.CH mit Transkriptionen aus vier Jahrhunderten und vom Klavierstück bis zur Oper. Wie die vertrauten Melodien in der Besetzung für zwei Trompeten, Horn, Posaune und Bassposaune klingen, erlebte das Publikum des Vereins "r(h)ein-kultur-welt" am Sonntagnachmittag.

Wer ein Bläserkonzert mit barocken Klängen eröffnet, ist auf der sicheren Seite. Händels Ouvertüre zur "Feuerwerksmusik" klang festlich und voluminös. "Für die Uraufführung waren allerdings allein 40 Trompeten und 20 Hörner vorgesehen", erklärte Posaunist Lutz Glenewinkel in der ersten seiner mit Anekdoten gespickten Anmoderationen. Nun war in der Stadtkirche ja auch kein Feuerwerk geplant. Und auf vier Emporen Quadrophonie 400 Jahre vor deren technischer Erfindung zelebrieren kann man in der Barockkirche auch nicht. Aber auch das tat den beiden Canzoni nach Giovanni Gabrieli, dem Hauptvertreter der venezianischen Mehrchörigkeit um 1600, keinen Abbruch. Wie an fünf Perlenketten schimmerten die kleinteiligen musikalischen Motive. Gabrielis Musik wurde nicht nur durch die Eigenständigkeit der Stimmen lebendig, sondern durch die raschen Rhythmus- und Taktwechsel. Große, schwebende Spannungsbögen bestimmten das Klangbild in den darauf folgenden Chansons von Claude Debussy.

Lieder ohne Worte spielte das Quintett, wenn es zu den Bearbeitungen von Bizets "Carmen" oder Bernsteins "West Side Story" griff. Mendelssohn hat genau diese Bezeichnung schon für seine eigenen romantischen Klavier-Miniaturen gewählt. "Am liebsten würden wir alle 48 spielen, so schön sind sie", schwärmte Glenewinkel. Es blieb bei vieren zwischen punktierten Jagdrhythmen und scheinbar schlichten romantischen Kunstlied. Ob man in Dinslaken noch mehr davon hört? BlechD.A.Ch würde gerne noch mal wiederkommen. Und das Publikum forderte dem Quintett gleich zwei Zugaben ab.

(RP)
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