Hintergrund Friedensdorf setzt die Hilfseinsätze fort

Dinslaken · Seit fast fünf Jahrzehnten kümmert sich die Organisation um Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten. Die Einrichtung sollte nur ein Provisorium sein, doch ist ihre Arbeit angesichts der vielen Konflikte auf der Welt auch weiterhin wichtig.

Dinslaken (RP) Eigentlich sollte es nur ein Provisorium sein, das Friedensdorf International in Dinslaken. Doch diese Vision der Gründungsväter ist heute - 49 Jahre später - in noch weitere Ferne gerückt. Damals hatte man die Hoffnung, dass es eines Tages keine Kriege mehr gibt und alle Kinder eine angemessene medizinische Versorgung in ihrer Heimat erhalten können. Der Bedarf an Hilfe für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten wird jedoch nicht geringer: Heute gibt es deutlich mehr Kriege und Krisen auf der Welt als zu Zeit der Gründung des Friedensdorfes.

Im Juli 1967 wurde es als Bürgerinitiative gegründet. Damals unter dem Eindruck der Kriege im Nahen Osten, in Vietnam und in Korea. Es ging darum, den Kindern aus den Kriegsgebieten zu helfen. Aktuell sind 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht - so viel wie nie zuvor. Nach Angaben des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen stammen über die Hälfte der Geflohene aus drei Ländern: Somalia, Syrien und Afghanistan. Von den Flüchtlingen sind rund 50 Prozent unter 18 Jahren alt. "Die aktuelle Entwicklung und die unveränderte, ja sogar zunehmende Tendenz Konflikte mit Gewalt zu lösen, ist sehr besorgniserregend", so Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs. Sollten tatsächlich Mittel aus der Entwicklungshilfe zur Unterstützung des Militärs in Krisenstaaten eingesetzt werden, so sieht die Kinderhilfeorganisation dies als deutlichen Tabubruch an. Mehr als ein Grund für das Friedensdorf, Stellung zu beziehen. Afghanistan ist seit 1988 eines der größten Einsatzländer der in Dinslaken ansässigen Kinderhilfsorganisation, deren Dorf an der Stadtgrenze auf Oberhausener Gebiet liegt. Zweimal jährlich finden große Hilfseinsätze statt, bei denen kranke und verletzte Kinder mit einem Charterflugzeug zur medizinischen Behandlung nach Deutschland gebracht und bundesweit in Krankenhäusern behandelt werden. Gleichzeitig fliegen die genesenen Kinder zurück zu ihren Familien - mit im Gepäck eine oftmals zweite Chance auf ein neues Leben und die Erfahrung, dass ein friedliches Zusammenleben unabhängig von religiösen oder kulturellen Hintergründen möglich ist. Der 74. Afghanistan-Einsatz wird bald starten.

In der fast fünf Jahrzehnte langen Geschichte des Friedensdorfes hat sich nach Festellung der Hilfsorganisation "oft genug bestätigt, dass militärische Intervention niemals Frieden und Stabilität schaffen kann". Nur durch Investitionen in medizinische Versorgung, Bildungs- und soziale Einrichtungen, könne dem Terrorismus der Boden entzogen und Frieden geschaffen werden, so die Überzeugung der Verantwortlichen im Friedensdorf.

(RP)
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