Dinslaken Fliehburg: zwei weitere Festnahmen

Dinslaken · Nachdem die Polizei am Mittwoch Morgen einen 25-jährigen Syrer in Dinslaken festgenommen hatte, setzte sie am Abend zwei weitere Tatverdächtige fest. Die Staatsanwaltschaft wirft allen dreien vor, einen Anschlag geplant zu haben.

Dinslaken: Fliehburg: zwei weitere Festnahmen
Foto: Arnulf Stoffel

Die Staatsanwaltschaft hat gegen die drei Tatverdächtigen Haftbefehl beantragt. Sie sollten noch gestern Abend dem Haftrichter vorgeführt werden. Über dessen Entscheidung soll heute informiert werden. Die Staatsanwaltschaft begründet ihre Haftbefehlsanträge mit dem Vorwurf der "Verabredung zu einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat". Bei den am Abend Festgenommen handelt es sich um zwei Brüder, Jahrgang 1994 und 1996, die mit ihren Frauen in die Bundesrepublik eingereist sind und im November 2015 der Dinslakener Flüchtlingsunterkunft zugeteilt wurden. Dort haben sie sich wie auch der bereits am Morgen festgenommenen 25-Jährige laut Berichten von Mitarbeiter völlig unauffällig verhalten. Als Herkunftsland haben sie Syrien angegeben.

Wie berichtet, ermittelt die Duisburger Anklagebehörde wegen des Verdachts, dass ein Anschlag im Rahmen eines Fußballbundesligaspiels geplant war. In diesem Zusammenhang hat die Polizei bereits am Freitag vergangener Woche im rheinland-pfälzischen Mutterstadt den 24-jährigen Khalid H. festgenommen, der seitdem in Duisburg in Untersuchungshaft sitzt. Von Kaled H. führte die Spur nach Dinslaken in die Fliehburg.

Khaled H. war, wie die Bildzeitung gestern mit Berufung auf dessen Asylakte, die ihr vorliege, berichtete, am 10. Oktober 2015 nach Deutschland eingereist. Er habe angegeben, aus einem Vorort von Damaskus zu stammen und Syrien am 28. April 2015 verlassen zu haben. Über die sogenannte Balkanrute sei er per Boot, Bus, Bahn und zu Fuß geflohen. Als Lebensgefährtin habe er eine 20-Jährige benannt, die ebenfalls aus Damaskus stamme. Verhaftet worden ist er allerdings bei den Eltern einer 15-jährigen Freundin, die er in Mannheim kennen gelernt hatte und die in Mutterstadt lebte. Seit dem Frühjahr 2016 wohnte Khaled H. in der Fliehburg, wo er offenbar Kontakt zu den anderen am Mittwoch Festgenommenen hatte.

Caritasdirektor Michael van Meerbeck, dessen Verband die Flüchtlingsunterbringung in Dinslaken organisiert, appellierte gestern im Gespräch mit der Rheinischen Post an die Dinslakener, sich nicht von den Meldungen über die Festnahmen in der Fliehburg verunsichern zu lassen und nicht alle Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. Der weitaus größte Anteil der Geflüchteten sei dankbar, in Dinslaken eine sichere Bleibe gefunden zu haben. Zudem zeige der Zugriff der Polizei in der Fliehburg, das man darauf vertrauen könne, dass die Sicherheitsbehörden wachsam seien. Im Übrigen gelte auch für die jetzt Festgenommenen zunächst einmal die Unschuldsvermutung. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger hatte am Mittwoch nach der Festnahme des 25-Jährigen erklärt, dass es in seinem Fall nicht um Anschlagspläne in Deutschland gehe, sondern um den Verdacht, dass er Gewalttaten im Ausland begangen habe. Die mögliche Planung eines Anschlags, wegen der im Fall Kahled D. ermittelt werde, habe, so Jäger, zu keinem Zeitpunkt einen Reifegrad erreicht, der eine Spielbegegnung der deutschen Fußball-Liga hätte betreffen können.

(RP)
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